Mayhem –Esoteric warfare

(Season of Mist)

Mayhem stehen wie kaum eine andere Band im Black Metal für die hässliche und verabscheuungswürdige Seite des Genres. Aber sie gehören auch zu den wenigen etablierten Acts, die musikalisch immer relevant waren. Und so schlagen einem auch auf „Esoteric warfare“ zutiefst eigenwillige Klänge entgegen. Lose knüpft man zwar an die tongewordene Antimaterie „Ordo ob chaos“ an, das Spiel mit Dissonanzen beschwört ehrfürchtige Thorns-Vergleiche („Psywar“) und die dumpf wummernden, virtuosen Drums kennt man im Wesentlichen von Hellhammer.

Dennoch aber klingt „Esoteric warfare“ bemerkenswert frisch, verwegen und dank der merkwürdigen Vocal-Akrobatik von Kehlkopf-Artist Attila auch reichlich abstoßend. Im besten Sinne natürlich, denn von diesem Album wird sich keiner abwenden, der nach Ecken und Kanten im Black Metal verlangt. Denn davon gibt es mehr als genug, in den bizzar oszillierenden, wahnhaft klingenden Stücken.

Auf eine seltsame, entrückte Weise wirken die Kompositionen aber immer ausbalanciert, was zum einen an der repetitiven und (im Vergleich mit Vorgänger Blasphemer) weniger sprunghaften Gitarrenarbeit liegt, zum anderen aber auch an der Tatsache, dass Mayhem immer wieder das Tempo variieren. Oder im quälend langsamen „Mylab“ auch mal phasenweise komplett den Antrieb rausnehmen. In jedem Modus erweisen sich die Norweger  dabei als brandgefährlich – und als ziemlich unberechenbar.

Erneut also ein starkes Album voller experimentellem, kaputtem Material, gerade rechtzeitig zum - und das klingt fast noch noch surrealer als die Musik - 30jährigen Jubiläum. Der Altemänner-Club, verstärkt durch den erst 39-jährigen, überzeugend aufspielenden Gitarristen Teloch, zeigt der Jugend noch mal wies geht. Aber das ist ja im Death Metal mit Gorguts und Carcass nicht viel anders.

(Chris)

https://www.facebook.com/mayhemofficial