Amorphis - Borderlands
Reigning Phoenix Music
Kaum zu glauben, dass Amorphis seit mittlerweile fünfunddreißig Jahren zusammen sind und, von einigen Neuzugängen mal abgesehen, immer noch in Originalbesetzung spielen. Statt sich auf dem Erreichten auszuruhen und nach Erfolgsrezept vorzugehen, haben die Finnen in all dieser Zeit immer auf Kreativität gesetzt: Jedes Album war anders als das Vorangegangene, setzte neue Akzente und markierte in der einen oder anderen Hinsicht eine Weiterentwicklung. So ist es auch mit Borderlands, mit dem sich die Band diesmal allerdings entschiedener als bislang in Richtung Massenmarkt orientiert. Die Zusammenarbeit mit dem Dänen Jacob Hansen, der auch Bands wie Volbeat, Arch Enemy und Amaranthe produziert, hinterlässt hier deutliche Spuren: So poppig, glatt und mainstreamig klangen Amorphis wohl noch nie. Man setzt auf eine klinische Produktion, gedoppelten Klargesang, deutlich stärkere Keyboards, und dank eines weitgehenden Verzichts auf sperrige Passagen ist das Album catchy as fuck. Besonders tun sich in dieser Hinsicht die extrem weichgespülte Auskopplung „Light and Shadows“, „The Lantern“ und das wirklich überraschende, weil allen ernstes auf Tanzbarkeit ausgelegte „Dancing Shadow“ hervor (das aber durchaus funktioniert). Auch „Bones“, die härteste Nummer des Albums, wirkt mit eher simplem Death Metal-Riffing und stumpfen Wiederholungen ziemlich untypisch. Ansonsten strotzt das Album nur so vor Einfällen und Melodiosität, Tomi Joutsen hat das Shouten nicht verlernt, und Amorphis sind an vielen Stellen so schön, melancholisch und intensiv wie man das kennt und liebt, aber die Modernisierung lässt doch alles etwas geradliniger und austauschbarer wirken, als man sich das wünscht. Hoffen wir, dass Amorphis den Weg der Volbeatisierung nicht weiter beschreiten und sich auf ihre alten Stärken besinnen.
https://amorphis.net
(Torsten)