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Seit über 15 Jahren wieder aktiv, veröffentlichen HUMAN FORTRESS dieser Tage ihr neustes Album „Stronghold“. Darauf gehen die Norddeutschen wesentlich gitarrenlastiger zu Werke als noch auf den drei Alben seit der Reunion. Wir sprachen mit Gitarrist Torsten „Todd“ Wolf über das Album, seine Entstehung und wie Produzent Alex Krull dem Ganzen seinen Stempel aufdrücken konnte.

Totentanz: Vor gut zwei Jahren habt ihr mit "Epic Tales & Untold Stories" eine Zusammenstellung von Hits und Raritäten veröffentlicht. Was habt ihr aus der Compilation über eure Band gelernt?
 
Torsten Wolf: Wir haben sicherlich gelernt, dass die Lieder, die auf dem regulären Album landen, nicht unbedingt immer die besten sind. Bei "Rain of Gold" haben wir einfach zehn oder elf Songs ausgesucht, die am besten zusammengepasst haben und eine Einheit bildeten. Mein absoluter Lieblingssong „Disappear in Dark Shadows“ oder „The Grimoire“ – der war bei einigen ein Favorit – hat es leider nicht aufs Album geschafft.
Wir haben natürlich ausprobiert, verschiedene Reihenfolgen getestet, um eine gewisse Spannung durchs Album zu haben. Aber bei den beiden Songs haben wir keinen Platz gefunden, wo sie richtig gut funktioniert hätten. Am Ende haben wir gesagt: Egal, wo wir sie hinpacken, es verliert immer an Schwung – also kamen sie ganz ans Ende.
Und jetzt bei den Songs, die auf "Epic Tales & Untold Stories" als Bonus drauf waren – das sind teilweise wirklich gute Songs, die es verdient hätten, auf das reguläre Album zu kommen. Aber wir haben einfach keinen passenden Platz gefunden.
 
Totentanz: Du hast schon erwähnt, dass euch die Reihenfolge der Songs wichtig ist. Mir gefällt das sehr gut, weil das Album wie ein Bogen wirkt – es wird nie langweilig, und kein Track klingt gleichförmig. Macht ihr euch darüber große Gedanken? Und wer entscheidet am Ende, welcher Song an welcher Stelle landet?
 
Torsten Wolf: Normalerweise gibt es bei uns längere Diskussionen, aber bei diesem Album komischerweise nicht. Ich habe natürlich ausprobiert, was gut funktioniert und welche Songs gut hintereinander passen, damit eine gewisse Spannung durchs Album geht. Oft ist es ja so, dass bei Alben die ersten drei, vier Songs die Knaller sind und es hinten raus etwas abflacht – das wollten wir vermeiden.
Wir wollten, dass auch am Ende nochmal ein Highlight kommt. Deshalb ist „The Darkest Hour“ – unsere dritte Single – der letzte Song. Wir wollten mit einem Knaller aufhören. Dieses Mal hat das wirklich gut funktioniert: Ich habe einen Vorschlag eingebracht, und der wurde sofort abgenickt. Das gab es so noch nie – sonst diskutieren wir länger.
 
Totentanz: Ich finde auch spannend, dass ihr mit „The Darkest Hour“ den vielleicht typischsten Track für eure Band ans Ende gesetzt habt. Ich habe gelesen, dass ihr diesmal hauptsächlich mit Gitarren und weniger mit Keyboards gearbeitet habt. Dadurch wirkt das Album härter und kompakter, aber trotzdem sehr HUMAN FORTRESS.
 
Torsten Wolf: Das hängt viel mit der Produktion von Alex zusammen. Der hat die Gitarren richtig fett gemacht. Es sind zwar Keyboards vorhanden, aber sie sind sehr weit nach hinten gemischt. Man hört sie hier und da, aber sie fallen kaum auf.
 
Wir haben vier Gitarrenrhythmusspuren, und die hat er sehr breit produziert – deswegen klingt es so druckvoll. Hätten wir das natürlicher aufgenommen, wäre es wahrscheinlich nicht ganz so hart. Gleichzeitig wollten wir aber auch, dass die Refrains trotz Eingängigkeit nicht zu poppig wirken. Darum musste eine gewisse Härte rein, um das Ganze auszubalancieren.
 
Totentanz: Das führt gut zur nächsten Frage. Ihr habt auf dem neuen Album viele eingängige Songs – etwa „Under the Gun“, „Road to Nowhere“ oder „Death Calls My Name“. Diese sind hymnisch und episch, aber auch sehr direkt. War das von Anfang an geplant, dass ihr in diese Richtung gehen wolltet?
 
Torsten Wolf: Nicht wirklich. Das entwickelt sich einfach. Man plant ja nicht: „Jetzt brauchen wir so und so viele schnelle oder langsame Songs.“ Man schaut einfach, welche Songs sich im Laufe der Zeit ansammeln, und sucht dann die zehn, die am besten zusammenpassen.
 
Tatsächlich ist uns diesmal aufgefallen, dass ein paar Power-Metal-Songs fehlen – im Vergleich zu den letzten drei Alben, die bei AFM rausgekommen sind. Das lag aber daran, dass wir einfach keine guten Ideen für schnelle Songs hatten. So ist das Album eben geworden, wie es ist.
 
Ich mag persönlich epische Melodien – traurige Melodien berühren mich mehr als fröhliche. Ich mag das Epische, das leicht Melancholische. Ganz durchgehend traurig ist es natürlich nicht, aber Happy Metal machen wir eher selten. Hier und da ist mal was Fröhlicheres dabei, aber wir sind nicht gerade HELLOWEEN.
 
Totentanz: Ich würde sagen, gerade bei „Stronghold“ ist der Refrain schon recht fröhlich, oder?
 
Torsten Wolf: Ich finde ihn eher leicht melancholisch. Er ist nicht zu fröhlich, weil wir ja eine Geschichte erzählen – du kennst das Computerspiel ja wahrscheinlich. Da geht es darum, ein Bollwerk zu erstürmen, und das hat natürlich etwas Dramatisches. Da darf der Refrain nicht zu fröhlich sein. Er sollte eingängig sein, aber trotzdem diese Spannung und Dramatik behalten – und gleichzeitig etwas Positives vermitteln, so nach dem Motto: „Ihr schafft das.“
 
Totentanz: Wir haben schon grob darüber gesprochen, wie die Songs entstanden sind – diesmal also mehr auf der Gitarre geschrieben, mit weniger Keyboard im Vordergrund. Nun ist es euer achtes Album, und es klingt anders als alles, was ihr bisher gemacht habt. Bist du da persönlich noch aufgeregt, wenn es an die Veröffentlichung geht und ihr etwas Neues ausprobiert habt?
 
Torsten Wolf: Das ist immer wie die Geburt eines Kindes, weißt du? Du arbeitest so lange daran, feilst an Details, verbringst unzählige Abende mit der Gitarre auf dem Schoß, um genug gutes Material zusammenzubekommen. Und vieles fällt durchs Raster, weil der Anspruch mittlerweile sehr hoch ist – wir wollen einfach richtig gute Alben machen, keine Füller.
Wenn das Album dann endlich fertig ist und du die gemasterte Version bekommst – das ist schon ein großartiger Moment. Noch schöner ist es, wenn dann irgendwann ein Paket von der Plattenfirma kommt mit deinen Freiexemplaren. Das Produkt wirklich in den Händen zu halten – das ist jedes Mal etwas Besonderes.
Gerade Vinyl ist da ein schönes Stichwort. Das erinnert an früher: Dieses Ritual, wenn man eine Platte aufgelegt hat oder sich mit Freunden getroffen und zusammen Musik gehört hat. Das war und ist immer noch etwas Besonderes. Ja, da bin ich schon aufgeregt.
 
Totentanz: Du hast Vinyl schon angesprochen. Wenn ich mich richtig erinnere, wolltet ihr im Zuge dieses Albums eure ersten beiden Platten erstmals auf Vinyl veröffentlichen. Steht dieser Plan noch?
 
Torsten Wolf: Wir haben das erstmal aufs nächste Jahr verschoben oder werden es mit der nächsten Veröffentlichung kombinieren. Beim Debüt hoffe ich immer noch, dass das klappt. Leider ist es aber so, wie du sicher weißt: AFM Records gibt es nicht mehr.
Das bedeutet, der ganze Backkatalog liegt jetzt bei Nuclear Blast. Ein Teil gehört also über Umwege immer noch zu Massacre Records. Ich hoffe unser A&R Thomas hat da einen guten Draht. Ich hoffe, das hilft, damit wir unser Debüt auch noch einmal auf LP veröffentlichen können.
Bei der "Defenders" ist es einfacher – die Rechte liegen sowieso bei Massacre Records.
 
Totentanz: Was mir aber besonders gefällt – und was das neue Album für mich auch von den vorherigen unterscheidet – sind diese einzigartigen Intros. Jeder Song startet auf seine eigene Art: mal mit einer Keyboard-Melodie, mal mit einem Bass- oder Gitarrenlauf. Dadurch hat jeder Song sofort Wiedererkennungswert. Wie geht ihr beim Songwriting an sowas heran?
 
Torsten Wolf: Teilweise ja. Manchmal haben wir schon beim Schreiben im Gefühl, dass ein Song cool wäre, wenn er auf eine bestimmte Art anfängt – und probieren das aus. Manchmal entsteht das aber auch erst später, wenn die Songs eigentlich schon stehen und wir sie in eine Reihenfolge bringen. Dann merken wir: Der Anfang ist irgendwie zu abrupt, zu „hauruck“.
Da versuchen wir dann, den Hörer etwas vorzubereiten – aber nicht zu lange, weil man heute natürlich schnell auf den Punkt kommen muss. Gerade bei Leuten, die dich noch gar nicht kennen und dich vielleicht zum ersten Mal hören.
Das war auch einer der Gründe, warum wir „Stronghold“ an den Anfang des Albums gesetzt haben. Der Song funktioniert sofort – sobald der Refrain kommt, ist er da, und du hast den Hörer direkt. Das ist heutzutage wichtig, gerade wegen des Streaming-Verhaltens. Die Leute skippen schnell, und du musst sie gleich packen.
Im Pop ist das ganz üblich, und ich merke, dass viele Kollegen das mittlerweile ähnlich handhaben. Das ist einfach eine Realität, die man heute beim Schreiben mitberücksichtigen muss.
 
Totentanz: Ich habe mir im Vorfeld auch nochmal das Interview zu "20 Jahre Defenders" angesehen. Da habt ihr schon durchblicken lassen, dass einige Melodien auf dem neuen Album aus älteren Sessions stammen. Welche Melodien sind denn tatsächlich älter, und welche habt ihr komplett neu geschrieben?
 
Torsten Wolf: Ich müsste kurz im Kopf durchgehen … also, zum Beispiel bei "Stronghold" – der Anfang basiert tatsächlich auf einer Melodie aus "The End of the World". Die stammt aus unserem alten Fundus, kurz nach der Defenders-Zeit, noch bevor sich die damalige Truppe aufgelöst hat. Die Idee hatte ich damals sogar noch mit Jioti, unserem alten Sänger, ausgearbeitet. Sie ist dann aber liegen geblieben, weil wir nie das richtige Zuhause dafür gefunden haben.
Ein weiteres Beispiel ist „Obey Another Lord“ – den kennst du wahrscheinlich noch nicht, der ist nur auf der Bonus-CD. Der Refrain stammt tatsächlich auch noch von Jioti, also aus einer sehr frühen Phase. Der Song lag ewig herum, wir haben immer wieder dran herumgeschraubt, aber irgendwie fehlte der letzte Funke. Irgendwann war dann die passende Idee da – und plötzlich hat’s gepasst.
Auch der Refrain von „Under the Gun“ ist schon älter. Wer meine Geschichte kennt, weiß: Ich hatte nach meinem Ausstieg bei HUMAN FORTRESS das Projekt The Trophy mit Michael Bormann gegründet. Wir hatten damals bei Frontiers veröffentlicht und schon Material für ein zweites Album in Arbeit. Der Refrain war ursprünglich dafür gedacht. Aber das Album kam nie zustande – also lag die Idee jahrelang auf Halde.
Ich war mir lange nicht sicher, ob das zu HUMAN FORTRESS passt. Aber irgendwann hatte ich einfach mal was ausprobiert, ihn in einen neuen Songkontext gesetzt – und Gus hat ihn so druckvoll eingesungen, dass wir gemerkt haben: Der funktioniert auch bei uns. Nach all den Jahren hat er also endlich seinen Platz gefunden.
 
Totentanz: Erinnert ihr euch bei solchen alten Ideen einfach so daran, oder habt ihr irgendwo eine Art Datenbank, in der ihr alles ablegt?
 
Torsten Wolf: Ja, wir haben tatsächlich eine Datenbank. Da sammeln und kategorisieren wir alles ein bisschen – Riffs, Refrains, Ideen für Soloparts, Mittelstücke, Bridges, was auch immer. Manchmal sind das nur kurze Melodie-Schnipsel oder Gitarrenlicks.
Und manchmal passiert es, dass aus einer Idee, die ursprünglich gar nicht als Refrain gedacht war, plötzlich einer entsteht. Wir spielen dann nur die Melodie ein, und beim Durchhören merken wir: „Hey, das könnte eigentlich der Refrain sein.“ So entstehen ganz neue Songteile.
Das war jetzt beim "Stronghold"-Album nicht der Fall, aber beim Nachfolgealbum – das wir übrigens schon fertig komponiert haben – ist genau sowas passiert: Eine alte Melodie hat es drauf geschafft und ist zum Refrain geworden.
 
Totentanz: Wie habt ihr das neue Album aufgenommen und produzieren lassen? War Alex Krull auch ins Recording involviert?
 
Torsten Wolf: Jeder von uns hat mittlerweile ein eigenes Studio zu Hause. Die Gitarren mache ich meistens zusammen mit Volker, unserem anderen Gitarristen. Einer spielt, der andere nimmt auf – das ist einfach entspannter, weil man sich nicht gleichzeitig um die Technik kümmern muss.
André, der Bassist, nimmt bei sich auf, Laki macht das Schlagzeug ebenfalls zuhause. Und Gus hat seine Gesänge diesmal in Brasilien aufgenommen. Er war aber vorher in Hannover, da haben wir eine Vorproduktion gemacht. Wir haben alle Melodien und Texte festgelegt, sodass er genau wusste, was er aufnehmen sollte. Danach hat er die Gesangsspuren in Brasilien aufgenommen und uns geschickt.
Alles landete dann bei Laki in seinem Soundloops Studio. Dort wurden alle Spuren zusammengefügt, bearbeitet und schließlich exportiert – für Alex, unseren Mischer.
 
Totentanz: Also hat Alex die Songs schon während der Vorproduktion bekommen, um sich Gedanken über die Mischung und Spuren zu machen?
 
Torsten Wolf: Genau. Wir hatten vorher schon besprochen, wie viele und welche Spuren er braucht. Uns war wichtig, eine gewisse Flexibilität zu behalten. Die Plugins, die wir bei der Vorproduktion verwenden, sind schon ziemlich gut, aber Alex ist natürlich noch besser ausgestattet.
Deshalb haben wir gesagt: „Hier hast du das DI-Signal – schick es durch deine Amps, probier Sounds aus und mach uns Vorschläge.“ Am Ende haben wir uns auch tatsächlich für einen seiner Gitarrensounds entschieden, nicht für unseren ursprünglichen.
So läuft das dann: Alex übernimmt das Sounddesign, während wir uns aufs Songwriting konzentrieren. Mit dem eigentlichen Songwriting selbst hat er also nicht so viel zu tun – aber er gibt dem Ganzen klanglich den letzten Schliff.
 
                                       
 
 
Totentanz: Und warum habt ihr Alex gewählt?

Torsten Wolf: Das war tatsächlich eine Idee unserer Plattenfirma. Wir haben natürlich überlegt, wen wir nehmen können. Es musste natürlich jemand sein, der auch in unser Budget passt – wir haben ja nicht die riesigen Mittel wie die ganz großen Bands. Wir müssen schauen, dass wir mit dem vorhandenen Geld klarkommen und die Kosten gedeckelt bleiben.
Es standen zwei Leute zur Auswahl, aber unsere Wahl fiel schließlich auf Alex. Wir kannten ihn schon, weil er die „Defenders“-Wiederveröffentlichung gemastert hat – das hat er, finde ich, richtig gut gemacht. Auch die „Epic Tales & Untold Stories“ hat er gemastert, ebenfalls großartig. Wir wussten also, dass er gute Arbeit liefert – darum hat er den Zuschlag bekommen.
 
Totentanz: Du hast das Thema „Budget“ schon angesprochen. Ich würde euch im großen Metal-Kosmos eher als eine kleinere Band bezeichnen – wie überlebt man da heutzutage?

Torsten Wolf: Wir haben den großen Vorteil, dass wir schon sehr lange dabei sind. Wenn ich mal ein bisschen aus dem Nähkästchen plaudern darf: Neue Bands bekommen heute in der Regel keine Vorschüsse mehr. Die müssen alles selbst finanzieren und ein fertiges Produkt abliefern.
Dadurch, dass wir aber schon so lange dabei sind und unsere Plattenfirma weiß, dass wir zuverlässig abliefern, bekommen wir zum Glück noch einen Vorschuss – der deckt auch den Großteil unserer Kosten. Das ist ein echter Vorteil.
Und ja, du hast recht – wir sind eine eher kleine Band. Aber weil wir so lange in der Szene sind, haben wir uns einen gewissen Namen erarbeitet. Vor allem mit dem Mix, den wir machen: Da sind immer ein bisschen Folk und Mittelalter drin, dazu melodischer und klassischer Metal. Eine vergleichbare Band in Deutschland gibt’s eigentlich nicht – das ist sicher auch ein Vorteil, weil wir uns so eine kleine Nische im Metal-Kosmos geschaffen haben.
Natürlich bleibt es schwierig, vor allem live. Touren kostet unglaublich viel Geld. Wir mussten schon Tourangebote absagen, die wir eigentlich zugesagt hatten. Zum Beispiel eine mit RAGE – wir haben das durchgerechnet, und es hätte uns wahrscheinlich in die Insolvenz geführt. Da mussten wir einfach sagen: Das Risiko ist zu groß.
Wenn man sieht, was man bezahlen muss, und was realistisch reinkommt – das Einzige, womit man noch etwas verdienen kann, ist Merchandise. An allem anderen verdient man praktisch nichts. Also lieber vernünftig planen, als sich zu übernehmen.
Aber natürlich haben wir immer noch Lust, live zu spielen. Wir versuchen es dann oft in Eigenregie – mit befreundeten Bands in Clubs, wo man von den Ticketeinnahmen, der Abendkasse und dem Merch auch wirklich etwas hat. Das ist dann überschaubarer und funktioniert besser.
 
Totentanz: Was versprecht ihr euch vom neuen Album? Ihr seid ja keine Newcomer mehr, sondern schon lange dabei, habt Höhen und Tiefen erlebt – Alben, die die Band fast zerstört haben, und welche, die das Feuer wieder entfacht haben. Was wünscht ihr euch diesmal?

Torsten Wolf: Wir brauchen tatsächlich wieder neuen Schwung. Es hat ja leider sehr lange gedauert, bis „Stronghold“ fertig war – nicht aus Faulheit, sondern weil vieles dazwischenkam.
Zum Beispiel der Ausstieg von Dirk Liehm – das war wirklich ein Einschnitt, weil sein Keller unser Proberaum und Studio war. Da liefen alle Fäden zusammen, und er war eine wichtige kreative Kraft. Als er weg war, mussten wir uns komplett neu organisieren und neues Material schreiben.
Als das dann endlich fertig war, war Alex – unser Produzent – sehr beschäftigt, Produktionen wurden verschoben, er war auf Tour. Dann war das Album endlich fertig, und Massacre sagte: „Ja, super – aber dieses Jahr ist der Release-Plan voll.“
Eigentlich sollte „Stronghold“ schon im Sommer 2024 erscheinen. Dann kam der Verkauf von Soulfood, die nicht mehr Teil von Believe waren – und damit auch Massacre nicht. Da wusste plötzlich niemand, wie es weitergeht. Erst, als die Kooperation mit Mystic Production zustande kam, konnten wieder Pläne gemacht werden.
So hat sich alles hingezogen – und jetzt sind tatsächlich vier Jahre vergangen, bis das Album erscheint. Aber ich kann alle beruhigen: Wir waren in der Zeit nicht untätig. Es wird bald einen Nachschlag geben.
 
Totentanz: Das klingt gut! Welche Erwartungen habt ihr an das Album? Die Musikindustrie ist ja momentan sehr turbulent. Denkt man da anders über eine Veröffentlichung nach – hofft man auf Playlist-Platzierungen, gute Kritiken, YouTube-Klicks? Was zählt für euch?
 
Torsten Wolf: Gute Kritiken helfen natürlich. Wenn jemand eine richtig gute Rezension liest, wird er neugierig. Und klar, ein Verriss schreckt auch ab – aber manchmal hilft selbst das. (lacht)
Ich erinnere mich an ein bestimmtes Magazin – ich nenne den Namen lieber nicht –, da kommen melodische Metalbands in der Regel nicht gut weg. Die Fans wissen das aber und lesen zwischen den Zeilen. Ich selbst war immer jemand, der viel melodische Musik hört. Wenn da stand: „Viel zu poppig, kitschig“, wusste ich: Genau mein Ding, das muss ich hören!
Zum Glück ist man heute nicht mehr so abhängig von Magazinen. Trotzdem finde ich, wer für ein Metal-Magazin schreibt, sollte offen für alle Subgenres sein. Wenn jemand zum Beispiel mit symphonischem Metal gar nichts anfangen kann, sollte er vielleicht einfach andere Sachen besprechen.
Es gibt Magazine, die das super machen – die alles von AOR bis Death Metal fair behandeln. Und andere, die bewerten nur nach persönlichem Geschmack. Wenn da nur irgendwo ein Keyboard auftaucht, gibt’s gleich Punktabzug.
 
Totentanz: Deshalb dieses Mal weniger Keyboards, um die Punktzahl zu retten?

Torsten Wolf: (lacht) Genau!
 
Totentanz: Seit „Raided Land“ rausgekommen ist und ihr die Band quasi neu gestartet habt – das ist ja jetzt auch schon 15 Jahre her – wie würdest du die Entwicklung seitdem beschreiben? Fühlt es sich anders an als davor?

Torsten Wolf: Mit neuen Leuten verändert sich natürlich auch die Musik. Unser großes Ziel war damals, nach der Vollkatastrophe mit „Eternal Empire“, wieder an die ersten beiden Alben anzuknüpfen. Wenn HUMAN FORTRESS draufsteht, muss auch HUMAN FORTRESS drin sein – die Leute sollen uns sofort erkennen.
Natürlich hat da ein wichtiger Punkt gefehlt: unser Originalsänger. Er kann ja leider nicht mehr singen. Aber wir haben mit Gus jemanden gefunden, der ihn hervorragend ersetzt – keine Kopie, sondern eine eigenständige Stimme.
Durch die neuen Mitglieder kommen natürlich auch neue Einflüsse rein. Auf „Defenders“ war der Folk-Anteil stärker, ein bisschen mehr Mittelalter-Vibe. Das ist jetzt weniger geworden, weil die drei größten „Folk-Köpfe“ der damaligen Besetzung nicht mehr dabei sind. Wenn wir aber eine coole, folkige Melodie finden, die in einen Song passt, nutzen wir sie natürlich – das wäre ja Quatsch, es nicht zu tun.
 
Totentanz: Fühlt es sich für dich trotzdem noch wie dieselbe Band an – oder eher wie eine neue Hülle mit alten Namen?

Torsten Wolf: Nein, es fühlt sich schon wie die gleiche Band an. Zwei langjährige Mitglieder sind ja noch dabei – vor allem Volker, mit dem ich die meisten Sachen zusammen mache. Er ist immer der Erste, dem ich neue Ideen vorspiele.
Ich bin wirklich froh, dass er noch dabei ist. Und Gus – auch wenn er weit weg in Brasilien lebt – ist ständig eingebunden. Wir telefonieren, tauschen Dateien aus, ich schicke ihm immer neue Ideen. Er ist also auf seine Weise sehr präsent.
Und André, unser Bassist, macht die ganzen Multimedia-Sachen – Videos, Fotos, Website. Das ist bei uns alles ein bisschen aufgeteilt, aber es funktioniert super.
 
Totentanz: Dann nochmal danke, dass du dir die Zeit genommen hast, mit mir zu sprechen und all die Fragen so ausführlich zu beantworten.

Torsten Wolf: Sehr gerne.
 
(Manuel)
 
 

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