Nightwish - Endless Forms Most Beautiful
(Nuclear Blast)

Da ist es also, das heiß erwartete neue Nightwish Album mit Floor Jansen am Mikro, die vor zwei Jahren nach dem turbulenten Ausstieg/Rausschmiss von Sängerin Anette Olzon schon während der Tour einsprang und Fans wie Kritiker begeisterte. Die Vorabsingle "Elan", hier an dritter Stelle, war zwar wie zu erwarten eine leichte Nummer, eher eben fürs Radio gemacht, doch noch nie waren Nighwish so nahe am Pop und so wenig im Rock unterwegs, wodurch man durchaus skeptisch sein konnte.
Doch die Skepsis erweist sich zum Glück als unnötig, denn gleich mit dem Opener "Shudder before The Beautiful", der mit ein paar gesprochenen Wörtern als Intro aufwartet, geht es direkt bombastisch und metallisch in die Vollen. Das sind Nightwish wie man sie kennt, wie man sie liebt und was man auch irgendwie erwartet hat. Jeder der elf vorhandenen Songs hat Melodien und Refrains, die sich nach einigen Durchläufen im Hirn festsetzen und es gibt keinen Füller. Ja, auch "Elan" passt gut in das Album rein und im Gesamtkontext geht der Song dann als Ruhepol zu manch anderen bombastischen Orchestrierungen sehr gut auf.
Aber auch bei den verschachtelteren Songs, gerade beim Schlusssong "The Greatest Show On Earth", der mit über 22 Minuten Spielzeit der längste Nightwish Song überhaupt darstellt, sind zwar nach zig Durchläufen immer noch etliche Details zu entdecken, werden aber nie so permanent in den Vordergrund gerückt, dass der Song an sich darunter leidet. Ebenfalls hat man hier zu keiner Zeit das Gefühl, dass hier einfach etliche Parts aneinandergereiht werden, nur um möglichst anspruchsvolle Lieder zu kreieren.
Ach ja, Sängerin Floor macht ihre Sache richtig gut und kann ihre Stimme facettenreich und passend zur Musik einsetzen. Kein Überknaller, aber gut.
Nightwish zeigen der gesamten Konkurrenz, wie man bombastisch klingen kann, ohne etwas zu überfrachten, Detailverliebt ohne die Songstruktur aus den Augen zu verlieren und jederzeit Hooklines einbringen kann, so dass sich Musikmathematiker wie einfach nur "Nebenbeihörer" gleichermaßen mit dem Werk beschäftigen können und ihren Spaß daran haben.
Durch die Soundtrackartige Gestaltung und die damit einhergehend große Abwechslung die "Imaginaerum" bot, kann "Endless Forms Most Beautiful" vielleicht nicht ganz einen drauf legen, steht dem Vorgänger aber auch nicht viel nach.

(Röbin)

http://nightwish.com/de/