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Die Pittsfield Death/Grind/Hardcore/Powerviolence-Überflieger ESCUELA GRIND haben gerade ihr drittes full-length Extremeisen „Dreams On Algorithms“ über MNRK Heavy veröffentlicht. Es ist ein groovebetontes Feuerwerk der Sinne geworden, das nicht gerade mit Blastbeats geizt. Abwechslung wird aber im Falle der New England Crossover Combo großgeschrieben und so fällt die exzellente, brutale und wuchtige Produktion, die mit einer nicht von der Hand zu weisenden anarchistisch-fetzigen Punk Attitüde ausgestattet ist, zu keinem Zeitpunkt der Langeweile anheim. Nach exzessivem Touring, inklusive ausgedehnter Europarundreise als Headliner und zuvor mit internationalen Größen wie ROTTEN SOUND, NAPALM DEATH, SIBERIAN MEAT GRINDER, DROPDEAD, THE ACACIA STRAIN und BARONESS, sind Frontröhre Katerina Economou, Sixstringer Kris Morash, Tiefton-Wizard Justin Altamirano, Felldrescher und Produzent Jesse Fuentes, sowie der zweite Live-Gitarrist Tom Sifuentes wieder wohlbehalten in heimischen Gefilden angelandet, nur um direkt wieder auf US-Tour zu gehen. Das Live-Combo Fivepiece setzt sich für queere, transgender, nicht-binäre und farbige Menschen ein. Ein wirklich wichtiges Thema für sie, da auch einige Bandmitglieder selbst Teil dieser Community sind. Grund genug, eine gut gelaunte und äußerst nette Katerina via Zoom, in einem knapp halbstündigen Gespräch, nach den Extreme-Metal-Vertikalstartern ESCUELA GRIND und dem aktuellen Stand der Dinge zu fragen.

         

(da es in der deutschen Sprache kein wirklich passendes, weil verständliches Pronomen für nicht-binäre und Transgender Menschen gibt, habe ich die Pronomen verwendet, die zu den Vornamen der entsprechenden Bandmitglieder passen…sorry dafür)

 

ESCUELA GRIND - Dreams On Algorithms

TT: Hey Katerina, ich hoffe, es geht euch allen gut. Wie ich gehört habe, seid ihr gerade auf Tour.

 

Katerina: Ja, sind wir. Wir haben heute einen freien Tag. Wir sind momentan auf dem Weg nach Portland, Oregon. Das liegt an der Westküste der Vereinigten Staaten. Wir haben gerade das Mayhem Fest beendet, ein großes Festival in Südkalifornien. Das war großartig. Bislang haben wir eine tolle Tour.

 

TT: Wie viele Dates gab es bisher?

 

Katerina: Ich glaube, bis jetzt hatten wir fünf. Insgesamt ist es eine dreiwöchige Tour.

 

TT: Ihr seid viel auf Tour, wie ich sehen konnte. Da kommen schnell mal 200 Gigs pro Jahr zusammen.

 

Katerina: Letztes Jahr haben wir über 250 Gigs gespielt. Dieses Jahr waren es viele, sorry, aber ich habe sie noch nicht gezählt. Nicht ganz so viele wie im letzten Jahr, aber das war auch so beabsichtigt... hahaha.

 

TT: Ich möchte dich bitten, dich und ESCUELA GRIND kurz denjenigen Menschen vorzustellen, die die letzten acht Jahre im Winterschlaf verbracht haben...

 

Katerina: Hahaha…, yeah, ich bin also Katerina, ich bin die Sängerin. ESCUELA GRIND haben wir im Jahr 2016 gegründet. Wir hatten eine etwas andere Herangehensweise und waren eher eine DIY-Grindcore- und Powerviolence-Band. Seitdem haben wir unsere Politik auf alle Genres ausgeweitet, die wir mögen, also Hardcore, Death Metal, eben auf alles was extreme Musik zu bieten hat. ESCUELA GRIND, wie sie die meisten Leute kennen, startete 2018 mit der Kernbesetzung von mir als Sängerin, Jesse, unserem Schlagzeuger, und Krissy, unserer Gitarristin. Wir agieren meistens als Fivepiece mit Tom an der zweiten Gitarre, den viele Leute vom Touren her kennen, insbesondere in Europa. Und Justin am Bass, der dieses Jahr ebenfalls mit uns auf Tour gegangen ist.

 

TT: Tom sagt mir gar nichts. Wer ist das?

 

Katerina: Tom war letztes Jahr auf allen unseren Europatouren, als wir mehrere Male gemeinsam mit NAPALM DEATH auftraten. Er spielte Bass, als wir eine Vierer-Combo waren. Aber jetzt, da wir ein [Live] Fivepiece sind, spielt er die zweite Gitarre.

 

TT: Auf „Dreams On Algorithms“ habt ihr erneut mit [Produzent] Kurt Ballou von CONVERGE zusammengearbeitet. Da er ja nun nicht mehr das fünfte Bandmitglied sein kann, muss er nun wohl das sechste Bandmitglied sein.

 

Katerina: Hahaha, genau. Nein, ich bin da voll bei dir...wir haben ihn bereits gefragt...hahaha. Er ist fantastisch. Er ist sozusagen das sechste Bandmitglied. Er hat angefangen, unsere Platten aufzunehmen. Sein Einfluss auf mich und meine Bandkollegen von damals bis heute…es ist einfach seine Weisheit, wir lieben seine Geschichten, wir mögen sein Input im Studio, er ist sehr ehrlich mit uns. Wir nehmen seine Kritik gerne an und versuchen, die Dinge zu forcieren...er ist großartig.

 

TT: Das Konzept zu „Dreams On Algorithms“, dessen Cover offensichtlich wieder einmal aus der Feder von Andrew Tremblay stammt…

 

Katerina: Das stimmt!

 

TT: Okay! Für mich persönlich ist das Konzept in dieser Form neu, was den Metal anbetrifft. Das Problem bzw. die Auswirkungen von Algorithmen auf die Gesellschaft und jeden einzelnen von uns sind absolut offensichtlich und werden in Zukunft noch offensichtlicher werden. Vor allem im Hinblick auf die Gefahren der KI. Wie siehst du das in Bezug auf das Thema eures Konzepts?

 

©Dante TorrieriKaterina: Nun, zunächst einmal versucht uns extreme Musik im Allgemeinen die Selbstmordgedanken, die wir haben zu nehmen und diese, entweder zu bekämpfen oder sie in der Art hervorzurufen, dass sie die Aufmerksamkeit der Leute auf sie lenkt, oder? Weißt du, KI, Algorithmen, all das steht im Fokus der Menschen und ist für ältere Personen schwer zu verstehen, für jüngere Leute ist es schwierig, damit aufzuwachsen. Daher habe ich das Gefühl, dass etwas so Universelles natürlich irgendwann in die gesamte extreme Musik integriert werden wird. Und als Band machen wir genau das, was ich gesagt habe. Wir bringen gerne die Themen unserer Gesellschaft zur Sprache, die versuchen, uns runterzubringen oder neue Rahmenbedingungen zu schaffen. Wir versuchen einfach, dem etwas Energie zu verleihen. Es ist ein Aufruf an die Menschen zu handeln, zu kämpfen, zu verstehen. Es ist aber auch ein Aufruf zum Handeln, um dieses mächtige Konstrukt auf eine positive Art und Weise anzuwenden, die zumindest für uns alle und das, was wir mit unserer Musik und unseren Communitys ausdrücken wollen, von Nutzen sein kann. Und ob das nun durch politisches Handeln oder durch künstlerischen Ausdruck geschieht…was auch immer das sein wird, wir müssen die Dinge, die uns Angst machen könnten, annehmen und sie in positiver Weise nutzen. Ein bisschen davon ist auf dem Album. Ein großer Teil der Angst ist auf dem Album und wir haben versucht, alles so brutal wie möglich zu machen…haha.

 

TT: Ja, das habt ihr geschafft! Seit einiger Zeit reitet ihr auf einer Erfolgswelle, wenn man das für eine Extrem-Metal-Band überhaupt so sagen darf. Death/Hardcore/Grindcore/Powerviolence sind nicht gerade die Genres, die im Allgemeinen wie eine Bombe einschlagen ... aber genau das ist irgendwie passiert. Wie erklärt ihr euch diesen plötzlichen Aufstieg?

 

Katerina: Wir sind sehr dankbar. Wir haben ein fantastisches Team, mit dem wir zusammenarbeiten. Vieles, was wir tun, erfordert ein ganzes Team von Booking Agents, Label Management und so weiter. Auch das kleine Team, das wir haben, hat uns sehr geholfen, etliche Dinge zu erledigen. Ohne solch ein Team können wir nicht wachsen. Deshalb bin ich ihnen sehr dankbar. Ich denke, die Leute wollen allgemeinen etwas Neues. Die Leute sind nicht so sehr von der Vorstellung überzeugt, dass eine Grindcore-Band nur Grindcore zocken muss oder dass eine Death-Metal-Band Scheiße ist, wenn sie Slam-Parts einbaut. Ich denke, diese Zeiten sind längst vorbei. Und ich bin auch der Meinung, dass es eine weltweite Bewegung gibt, die Frauen, queere, Transgender oder farbige Menschen repräsentiert. Überall auf der Welt repräsentieren wir all die unterschiedlichen Gruppen und während unserer Auftritte stellen wir immer häufiger fest, dass uns mehr und mehr Leute mögen. Sie identifizieren sich mit unserer Identität sowie unserem Coming-out und sagen: „Ich danke euch. Ich bin schon so lange Teil dieser Musik. Ich bin zwar nicht zu vielen Shows gegangen, aber jetzt finde ich es cool, zu Shows zu gehen.“ Oder sie haben das Gefühl, hier willkommen zu sein. Ich kann gar nicht glauben, wie das alles weltweit geschieht und wie aufregend das ist.

 

TT: Es ist also nicht nur Crossover in der Musik, sondern auch in der Band, denke ich.

 

Katerina: Ja, genau!

 

TT: Ich hatte bislang so gut wie keine Berührungspunkte mit nicht-binären Menschen, daher kann ich dir nicht einmal meine konkrete Meinung dazu sagen…

 

Katerina: Ich kann absolut verstehen, was du meinst und ich finde das wunderbar, denn jetzt, wo sich die Dinge allmählich ändern und mehr Leute zu Shows gehen, fühlen sich auch weit mehr junge Leute gut aufgehoben bei uns, da ich selbst nicht-binär bin und wir ein Transgender-Mitglied haben. Ich habe viele Leute kennengelernt, die in dieser Hinsicht genau so sind wie du. Sie hatten vielleicht noch nie einen Transgender-Freund und jetzt kommen sie zu Shows. Mittlerweile ist es ein Leichtes, dass wir uns alle treffen. Darum geht es aber eigentlich nicht mehr in erster Linie bei den Shows. Aber ich bin da voll bei dir und das ist für mich total spannend, denn meiner Meinung nach ändern sich die Dinge gerade zum Besseren.

 

TT: Vielleicht hängen wir Deutschen damit ein bisschen zurück, aber…

 

©ESCUELA GRINDKaterina: Nein, nein, nein, das ist definitiv auch hier in den Vereinigten Staaten ein Thema. Nimm zum Beispiel meine Eltern, ich glaube nicht, dass sie in ihrem Leben jemals Transgender-Freunde hatten und jetzt, da sie einige meiner Freunde kennen, verstehen sie das alles wesentlich besser. Also dahingehend ist es in den Vereinigten Staaten wirklich nicht anders.

 

TT: Bei "Constant Passenger", dem dritten Song auf "Dreams On Algorithms", habt ihr mit Sänger Vincent Bennett von der Deathcore-Band THE ACACIA STRAIN zusammengearbeitet, die ja genau wie ihr aus Massachusetts stammt. Wie kam das zustande und wie hat das alles geklappt?

 

Katerina: THE ACACIA STRAIN und Vincent sind bei mir ganz aus der Nähe. Das ist im Westen von Massachusetts. Es ist keine besonders große Community, aber ich bin damit aufgewachsen, zuzuhören, zu respektieren und wirklich zu lieben, was THE ACACIA STRAIN und insbesondere Vincent geschaffen haben. Unsere gesamte Zusammenarbeit kam also irgendwie durch Vincent zustande. Er wusste, wer wir waren und ihm gefiel, was wir taten. Dort wo wir herkommen, gibt es nicht sonderlich viele Bands, die in der ganzen Welt touren. Wir hatten ein gemeinsames, freundschaftliches Gespräch, eins führte zum anderen und wir waren letztes Jahr gemeinsam auf zwei Tourneen. Die eine war mit FIT FOR AN AUTOPSIE und THE ACACIA STRAIN und die andere war eine Headliner-Tour, die sie mit einer Reihe anderer kleiner Bands aus den Vereinigten Staaten machten. Und so absolvierten wir diese beiden Touren. Wir hatten eine tolle Zeit, wir lieben diese Jungs, sie unterstützen uns enorm und sind wirklich sehr nett. Vincent ist ein fantastischer Sänger. Wir hatten diesen einen Song, mit einem Part, von dem ich einfach wusste, dass Vincents Gesang perfekt damit korrespondieren würde. Also haben wir ihn gefragt und er hat ja gesagt! Vincent kam zu uns nach Hause und nahm die Vocals mit Jesse, unserem Schlagzeuger auf. Ich finde, es ist fantastisch gelaufen. Er ist ein wirklich netter und hilfsbereiter Typ, also ja, es ist ein wahr gewordener Traum!

 

TT: Ihr wart kürzlich mit ROTTEN SOUND auf Europatour und habt im Anschluss viele Single-Dates als Headliner gespielt. Wie lief das dort ab und gab es irgendwelche speziellen Erlebnisse, die euch besonders im Gedächtnis geblieben sind?

 

Katerina: Zunächst einmal waren wir vor 2022 noch nie in Europa gewesen. Das erste Mal, dass wir nach Europa kamen, war für das Obscene Extreme Festival. Wir wurden von Čurby [Miloslav Urbanec] gebucht und machten eine DIY-Tour rund um das Festival, mit einem Freund von uns, Gabbo [Gabriel Dubko], der bei IMPLORE war, als sie noch gemeinsam als Band agierten. Er war auch mit von der Partie. Er ist ein guter Freund…und dies war unser Einstand in Europa. Von besagtem Auftritt bei Obscene Extreme hat unser jetziger Booking-Agent Marc [Nickel/M.A.D. Tourbooking], der auch für das Booking von NAPALM DEATH verantwortlich ist, ein Video gesehen. Ihm gefiel, was wir zu sagen hatten, ihm gefiel unser Vibe, ihm gefiel unser Sound, also bot er uns eine Tour mit NAPALM DEATH an und letztlich auch unser Booking zu übernehmen. Von da an waren wir in der Lage megamäßig zu expandieren. Wir spielten mehre Tourneen mit NAPAM DEATH, dann die ROTTEN SOUND Tour, die du bereits erwähnt hast, wir haben mehrere Headliner Tourneen gemacht und die Sache kam so richtig ins Rollen. Einen großen Teil davon haben wir der Akzeptanz des gesamten Teams bei M.A.D. Tourbooking zu verdanken. Dafür sind wir ihnen sehr dankbar. Ja, der Sommer war verrückt für uns, zwei Monate als Headliner, unterbrochen von vielen Festivals, die in den Vereinigten Staaten in der Form nicht wirklich stattfinden. Die Metal-Szene in dieser Größenordnung und vor so vielen Leuten spielen zu können, die sich wirklich für das interessieren, was man musikalisch zu sagen hat, war phänomenal. Das europäische Publikum ist so enthusiastisch in Sachen Musik. Sie lieben Musik so sehr und sind mit einer immensen Leidenschaft dabei. Wir kommen gerne nach Europa. Die ROTTEN SOUND-Tour war klasse. Ich schätze, das Besondere daran war, dass wir auch nach Großbritannien kamen. Wir waren dort weniger oft, als auf dem europäischen Festland und auch nicht so oft wie in Deutschland. Wir lieben es, in Deutschland zu spielen, keine Frage, aber Großbritannien ist für uns immer interessant, weil wir eine gemeinsame Sprache haben, wir teilen eine gemeinsame Kultur und fühlen den Einfluss britischer Rockbands. Das war wirklich etwas Besonderes, die Fans da draußen kennenzulernen. Zum Beispiel Birmingham..., Birmingham ist für derbe Musik ein Mekka. Es ist so cool, dort zu sein, wo BLACK SABBATH angefangen haben, wir konnten uns die Birmingham Bridge und die Minories ansehen…es war so cool. Für mich war das etwas ganz Besonderes bei dieser Tour.

 

TT: Birmingham ist mit Sicherheit eine tolle Stadt. Ich glaube, es gibt dort immer noch eine große Punk- und Hardcore-Szene...

 

Katerina: Ja, ich schätze, jede Art von Heavy Metal ist dort vertreten. Wir haben in einer Venue namens "The Devil’s Dog" gespielt. Wir haben dort viele Metal-Shows gespielt, was cool ist, weil das wirklich das Herzstück unserer Arbeit ist. Ja, wir traten mit Punkbands auf und wir lieben es, in den Punkkellern zu spielen, inklusive dem ganzen Drumherum, aber Metal in einem Club zu haben, ist einfach wunderbar. Wir lieben es dort!

 

TT: Du hast vorhin Tom erwähnt. War das euer Ex-Bassist Tom Sifuentes, der nun die zweite Live-Gitarre zockt?

 

Katerina: Ja, genau!

 

TT: Ah, o.k.!

 

Katerina: Er spielte Bass, als wir noch zu viert waren, aber nun da wir live zu fünft agieren, haben wir eine zweite Gitarre. Die brauchen wir auch für dieses Album, da es mit der zweiten Gitarre so verdammt badass klingt.

 

TT: Ah, jetzt habe ich das mit Tom begriffen..., aber gab es da nicht eine Menge Ärger, bei eurer damaligen Trennung von ihm?

 

©Dante TorrieriKaterina: Eine Band ist wie eine Familie, oder nicht? Es gibt in jeder Familie Momente, in denen man rumspinnt. Und auch als Familie ist es wichtig, dass man sich versöhnt und seinen Frieden macht. Ich denke, dass uns das gut gelungen ist. Wir haben uns alle auf unterschiedliche Weise versöhnt und sind im Prinzip ja auch alle wegen der Musik hier. Wir lieben es, live zu spielen, wir haben eine tolle Zeit auf Tour. Wir fühlen uns wieder wie eine wunderbare Einheit, alles läuft perfekt und wir sind endlich wieder eine Familie, also bin ich dankbar, das sagen zu können, verstehst du? Ich habe auf der letzten Platte (dem 2022er Album "Memory Theater" / Anm. d. Verf.) einen Song mit dem Titel "All Is Forgiven" geschrieben und du weißt, dass man das, was man predigt, auch in die Tat umsetzen muss. Es ist in jeglicher Hinsicht besser offen und ehrlich mit deinen Mitmenschen umzugehen und sich zu versöhnen. Ich denke, wir sind im letzten Jahr als Persönlichkeiten und als Band im Allgemeinen extrem gewachsen. Wir hatten viele Prüfungen und Schwierigkeiten zu bestehen und das ist meiner Meinung nach die perfekte Darstellung des Ganzen.

 

TT: Wenn du nicht über [eure Ex-Fahrerin] Destiny Hopper und euren ehemaligen Tourmanager Chris Cotter sprechen möchtest, ist das kein Problem. Die beiden waren offensichtlich etwas angepisst. Ich habe einiges darüber gelesen und nicht so richtig kapiert worum es bei dem ganzen Beef eigentlich ging. Da wusste man gar nicht mehr, wem man eigentlich Glauben schenken darf, also habe ich da mehr oder weniger drauf geschissen. Aber diese Kontroverse während einer anstrengenden Tour muss für euch wirklich ätzend und nervig gewesen sein.

 

Katerina: Ja, auf jeden Fall. Ich meine, es gibt auch einen Grund dafür, warum du als Außenstehender nicht wirklich verstehen kannst, was da vor sich ging. Ich kann nur so viel sagen und will dabei niemanden herabwürdigen, aber du weißt, dass wir uns mit unserer Karriere momentan an einem Scheitelpunkt befinden. Das hatte ich ja bereits erwähnt. Wir haben ein Team. Wir mussten unser Team erweitern und haben die falschen Leute für die entsprechenden Rollen ausgewählt. Wenn man als Headliner einer Tour auftritt, ist das super stressig. Es sind eine Million Bälle in der Luft, es geht um Geld, es passiert alles Mögliche. Wenn du nicht die richtigen Personen um dich scharst, kann es einfach nicht gut laufen. Es gibt Leute, die das als gefundenes Fressen sehen und dann ihre fünfzehn Minuten kriegen. Daher kann ich aus verschiedenen Gründen nicht allzu viel darüber sagen. Aber das liegt zum Glück hinter uns, wir haben im Moment ein wunderbares Team. Sie sind fantastisch. Es macht Spaß mit ihnen zu arbeiten. Uns geht es einfach nur darum, Musik zu machen, uns weiterzuentwickeln und wenn irgendjemand Scheiße reden will, dann ist das wohl sein gutes Recht, aber dafür sind wir nicht hier.

 

TT: Da gebe ich dir vollkommen recht. Was machen Katerina, Kris, Justin und Jesse eigentlich, wenn sie nicht gerade mit ESCUELA GRIND beschäftigt sind? Was treibt ihr also privat, wenn ihr zu Hause seid?

 

Katerina: Letztes Jahr haben wir alle unsere Fulltime-Jobs gekündigt, um Vollzeit auf Tour gehen zu können. Ich selbst bin Architektin, habe eine Lizenz und kann jederzeit Projekte durchführen. Ich arbeite auch gerade wieder an einem Projekt, aber so etwas mach ich oft, auch wenn ich Künstlerin bin. Jesses Nebenbeschäftigung besteht darin, dass er Pokémon-Karten online verkauft. Es gibt einen riesigen Markt für den Weiterverkauf von Pokémon-Karten. Er steht total da drauf. Es ist lukrativ und er macht das häufig zwischen den Touren. Er macht sich da immer schlau. Krissy hält das ja für zweifelhaft. Aber wir finden immer einen Weg, unsere Zeit zu gestalten. Krissy und ihre Freundin reparieren Ausrüstung und verkaufen sie weiter. Sie wird auch von Yamaha Guitars unterstützt, sodass die ihr mit allen zusätzlichen Dingen behilflich sein können, die sie für die Ausrüstung eventuell benötigen könnte. Und wir anderen haben auch einige Endorser-Verträge. Tom lebt in Texas. Er hat Erfahrung mit Backline und Tacking. Justin hat Erfahrung als Zimmermann. Hier vor Ort gibt es immer irgendwelche Bars, in denen wir arbeiten können oder Jobs in der Industrie, falls wir die jemals brauchen. Auf diese Weise verdienen viele Musiker, die wir kennen, ihren Lebensunterhalt zwischen den Tourneen. Wir versuchen zumindest unseren Hobbys nachzugehen und auf uns selbst zu achten. Aber ESCUELA GRIND füllt mittlerweile mein gesamtes Leben aus. Jeden Tag mache ich irgendetwas dafür. Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht irgendwelche Aufträge erfülle, Artworks anfertige, etwas poste oder Interviews gebe…das beherrscht so ziemlich mein Leben…hahaha.

 

TT: Kommen wir nun zur letzten Frage. Wie sieht die Zukunft für ESCUELA GRIND aus? Habt ihr bereits Pläne für eure nahe oder ferne Zukunft gemacht?

 

Katerina: Was unsere Musik anbetrifft, haben wir den vierten Teil dieser Genre-EP-Serie gestartet. Das Death Metal-Album, das wir dieses Jahr veröffentlicht haben, war der dritte Teil. Wir haben einen vierten Teil in Planung, auf dessen Schreibprozess wir uns schon freuen. Der wird sich dann im Hardcore Fahrwasser bewegen. Wir werden also eine Hardcore-EP herausbringen. Selbstverständlich werden wir uns auch bald ans Material für das nächste Full-length machen. Da ist "Dreams on Algorithms" schon mal ein kleiner Hinweis auf das, was in der Zukunft von uns zu erwarten ist. Also packen wir einfach all die Dinge, die wir lieben zusammen, lassen sie expandieren, gehen einen Schritt weiter und auch mehr Risiken ein. Wir sind immer auf Tour. Wir werden uns im nächsten Jahr mindestens einmal, wenn nicht sogar zweimal in Europa blicken lassen. Wir touren immer durch die Staaten, daher werden wir nächstes Jahr logischerweise die USA und Kanada betouren. Ich kann noch nicht präzise darauf eingehen, da noch viele Dinge in der Schwebe sind, aber wir haben viele wirklich aufregende Neuigkeiten, die wir bald mit allen teilen werden. Ansonsten wollen wir uns darauf konzentrieren, die Fans in unser tägliches Leben einzubeziehen. Wir wollen ihnen mitteilen, wie diese ganzen Dinge entstehen, die wir veröffentlichen. Zum Beispiel Gesangs-One-Take-Videos, einige Gesangscover, Playthroughs, Tabs…und all das Zeug. Ihnen auch aufzeigen, wie das Kunstwerk entstand. Wir wollen all unsere Einflüsse mit euch teilen. Natürlich Merchandise. Wir bringen ständig Merch heraus. Wir gehören zu den Bands, die immer eine bekloppte Idee für Merch haben. Wir haben ein großartiges Team hinter uns, das uns dabei unterstützt. Sämtliche ESCUELA GRIND Fans können erwartungsvoll auf den Rest dieses Jahres und bis weit ins Jahr 2025 blicken. Wir sind also wirklich gespannt. Ich kann es kaum erwarten, alles mit euch zu teilen, was so passiert.

 

TT: Das klingt nach verdammt viel Arbeit!

 

Katerina: Hahaha…, ja das wird es! Aber wir sind glücklich damit. Es ist nicht wirklich Arbeit für uns, es macht uns ja Spaß!

 

(Janko)

 

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