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The Coast GuardThe Coast Guard

(I-On New Media)

 

Nach dem Krieg zwischen Nord- und Südkorea wurde entlang der Südkoreanischen Küstenlinie ein streng bewachter Grenzbereich eingerichtet. Wer sich nachts an diesen Stränden aufhält, wird unvermeidlich vom 23. Coast Guard Platoon als Spion erschossen. Immer wieder hört man von Vorfällen, in denen Zivilisten getötet wurden und als es sich ein junges Liebespaar am Strand gemütlich machen will, endet auch dieses Vorhaben tödlich. Der Soldat Kang eröffnet das Feuer und die junge Mee-Young verliert nicht nur ihren Freund, sondern ziemlich bald auch den Verstand. Doch auch dem Todesschützen ergeht es nicht besser. Zwar wird er zunächst für seine Tat geehrt und erhält sogar Sonderurlaub, jedoch verfällt auch er mehr und mehr dem Wahnsinn, was die beiden – Opfer und Täter – schon bald wieder an den Ort des Geschehens zurückführen wird.

„The Coast Guard“ bedient, wie so viele Filme aus Korea, sicherlich ein „speziell interessiertes“ Publikum. Worin genau dieses Interesse besteht, lässt sich allerdings nicht in einem Satz festlegen. Zunächst einmal sind die Bildkompositionen erwartungsgemäß beeindruckend, wenngleich Kim Ki-Duks Landsleute hier zum Teil noch ein Stück weit die Nase vorn haben, womit die auf dem Backcover vermerkte Bezeichnung Ki-Duks als „koreas blidgewaltigster Regisseur“ wohl doch etwas zu viel des Guten ist. Darüber hinaus haben wir es mit einem Kriegsfilm ohne Krieg zu tun, in dem die Zustände beim Militär zwar durchaus thematisiert und kritisiert werden, dessen Armee-Bezug aber beinahe schon austauschbar ist, geht es doch primär um den menschlichen Verfall als Parabel auf die Gesamtsituation Koreas. Zweifelsohne ist das Militär die entscheidende Komponente dieser Situation, jedoch ist es unerheblich, ob rostender Stacheldraht und einbetonierte Glassplitter das Zusammentreffen von Nord- und Südkoreanern verhindern oder ob Täter und Opfer aufgrund ihres psychischen Verfalls nicht miteinander kommunizieren können, obwohl sie sich direkt gegenüberstehen. Solche Barrieren finden sich im Film immer wieder und gerade die Situation am Strand steht Pate für den Irrwitz der politischen Fehde, denn wo andere koreanische Filme die Schönheit der Landschaft perfekt in Szene setzen, zelebriert „The Coast Guard“ geradezu deren Verschandelung durch Zäune und Schießstände. Das allgegenwärtige nationale Drama wird durch das menschliche Drama versinnbildlicht. Parallelen zu Kubricks „Full Metal Jacket“ drängen sich hier sicherlich zunächst auf, jedoch gibt es zwei wichtige Unterschiede. Während Kubrick einen hoffnungslos überforderten Soldaten durch den unmenschlichen Drill zum psychopathischen Mörder werden lässt, funktioniert Ki-Duks Geschichte genau andersherum. Kang ist bis in die Haarspitzen motiviert und sucht sogar den Drill. Selbst während seiner Freizeit robbt er im Gebüsch und am Strand entlang. Er ist davon besessen, einen Spion zu eliminieren, doch erst nach dem Vorfall realisiert Kang, was es bedeutet, einen Menschen zu töten. Auch Kang wird zum psychopathischen Mörder als er immer wieder am Stützpunkt auftaucht und irgendwann damit beginnt, seine ehemaligen Kameraden zu exekutieren.

„The Coast Guard“ bietet keine Lösungen an, er zeigt auch nicht mit dem Finger auf etwas oder jemanden, sondern regt auf eine geradezu nihilistische Weise zum Nachdenken an. Fast schon subtil wird das Dilemma von Land und Mensch aufgezeigt, ohne freilich auf einige drastische Darstellungen zu verzichten, die aber zu keiner Zeit mit dem Dampfhammer daherkommen, sondern sehr sensibel in den Film eingebettet sind, wodurch sich ihre Wirkung vervielfältigt.

Die DVD bietet neben Trailern und einem Musikclip (der aus Filmszenen zusammengeschnitten wurde und dessen koreanische Lyrics deutsch untertitelt wurden) auch noch ein ausführliches Making Of, das vielleicht etwas zu glorifizierend daherkommt, im Vergleich zu sonstigen Lobhudeleien aber sehr informativ ausgefallen ist. Dies mag besonders dem Verzicht auf Interviews zu verdanken sein, der das Making Of eher zu einer Dokumentation denn einem Werbefilm werden lässt. Bild und Ton gehen in Ordnung, allerdings hätte das Bild etwas schärfer ausfallen dürfen und bei der deutschen Synchro hätte man sich ebenfalls ein Stückchen mehr Mühe geben können. Zwar sind Sound und Stimmen größtenteils okay, aber neben einigen Übersetzungsfehlern (die teilweise doch recht ärgerlich sind) gibt es auch einige Szenen, in denen die Originalspur verwendet wurde, wodurch es beim Übergang zum nächsten deutschen Satz zu unangenehmen Tonsprüngen kommt. Insgesamt kann man mit der DVD aber gut leben und zur Not auf den koreanischen Ton (wie der deutsche Ton in 5.1) mit deutschen Untertiteln ausweichen.

 

(mosher)


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