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Hass – La HeineHass – La Heine

(Koch Films)

 

Vinz (Vincent „Public Enemy No. 1“ Cassel), Hubert (Hubert „Der ewige Gärtner“ Koundé) und Said (Said „John Wick – Chapter 3“ Taghmaoui) – 3 Jugendliche in den Pariser Banlieues. Drei Franzosen unterschiedlicher Herkunft und Abstammung (Vinz: jüdisch; Hubert: afrikanisch; Said: albanisch) mit den gleichen Sorgen und Problemen. Die drei sind beste Freunde und neben ihrer Freundschaft eint sie die Chancen- und Perspektivlosigkeit ihrer Sozialisation in den Banlieues. Die regierenden Politiker haben keinen Plan für die Jugend und somit ergeben Sie sich weitestgehend Ihrer Perspektivlosigkeit – ein Leben in den Tag hinein, mit Trashtalk, rumgammeln, gelegentlichen Joints und Bierchen und wenig Aussicht auf ein geregeltes Leben. Zu Arbeitslosigkeit und oftmals geringen Schulbildung gesellen sich Polizeigewalt und Schikane durch Ordnungshüter nur aufgrund von Herkunft, Hautfarbe und Sozialisation im sozialen Brennpunkt. Nachdem bei gewaltsamen Ausschreitungen mit der Polizei ihr guter Freund Abdil schwer verletzt wurde und um sein Leben bangt, steigt auch die gereizte Stimmung. Die Wut gegenüber staatlicher Obrigkeiten schlägt immer mehr in Hass um. Sowohl im Banlieu als auch bei den drei Freunden.

 

Regisseur Mathieu „Die Purpurnen Flüsse“ Kassovitz hat mit seinem vielfach beachteten und ausgezeichneten Film „Hass – La Heine“ ein frühes und großes Ausrufezeichen gesetzt und die späteren gewalttätigen Ereignisse in französischen Vorstädten um das Jahr 2005 herum vorweggenommen. Er zeichnet ein schonungsloses, tragisches und ungeschönt realistisches Bild der perspektivlosen Jugend Frankreichs auf. Allerdings ist Frankreich nicht das einzige Land Europas, dass diese und ähnliche Probleme hat. Allerdings sind die Probleme nicht bei den Bürgern in den oftmals getthoisierten Vorstädten zu suchen, sondern vielmehr auf den Seiten der regierenden Politiker und den mangelnden Chancen die den sozialen und gesellschaftlichen Minderheiten durch Schule, Politik und Wirtschaft eingeräumt werden. Racial Profiling, Ausgrenzung aufgrund von Herkunft und Sozialisation waren 1995 als „Hass – La Heine“ gedreht wurde ebenso aktuell, wie sie es auch im Jahr 2021 weiterhin sind. Viel hat sich an der Bewältigung dieser Problematik leider nicht getan, somit sollten gelegentlich Ausbrüche und Ausschreitungen nicht verwundern, sondern vielmehr die Tatsache, dass es oft über lange Zeit eher ruhig bleibt. Die Perspektivlosigkeit – die in dem Film exemplarisch für französische Banlieues gezeichnet wurde – ist ein globales Pulverfass.

Die drei jungen Hauptdarsteller spielen grandios und tragen mit ihrem Schauspiel die Wut und Perspektivlosigkeit der Straße ins heimische Wohnzimmer. Die angespannte Szenerie wird durch die Schwarz/Weiß Aufnahme des Films noch zusätzlich verstärkt. Es ist jetzt sicherlich 20 Jahre her, dass ich „Hass – La Heine“ zuletzt gesehen habe. Seinerzeit wie Heute hat er die selben Reaktionen von Wut und Enttäuschung über herrschenden Rassismus, Diskriminierung, Chancenlosigkeit und oftmals überzogenen Polizeieinsatz bis hin zu Polizeigewalt hervorgerufen. Ich gehe jede Wette ein, dass sich auch in weiteren 20 Jahren leider wenig bis nichts an der Situation verändert hat. „Hass – La Heine“ sollte jeder gesehen haben. Wer den Film nicht kennt hat eine große Bildungslücke zu stopfen.

 

Hass – La Heine“ erscheint bei Koch Films als Neuauflage mit massig Extras:

 

Audiokommentar mit Mathieu Kassovitz; Dokumentation 10 Jahre Hass (ca. 84 Minuten); Casting-Featurette (ca. 20 Minuten); Anatomie einer Szene (ca. 7 Minuten); Hinter den Kulissen (ca. 6 Minuten); Geschnittene und erweiterte Szenen (ca. 18 Minuten); Riz Ahmed über LA HAINE (ca. 14 Minuten); Interview mit Mathieu Kassovitz (ca. 36 Minuten); Booklet mit Texten von Özgür Yildirim und Nicolai Bühnemann; T-Shirt; 3 Artcards; Sticker; Kurzfilme von Mathieu Kassovitz:
- Fierrot le Pou (8 Minuten)
- Cauchemar Blanc/White Nightmare (ca. 11 Minuten)
- Assassins (ca. 13 Minuten)

 

(Zvonko)


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