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Toothgrinder_nocturnalmasquerade.jpgToothgrinder- Nocturnal Masquerade

(Spinefarm Records)

 

Drei EPs in fünf Jahren Bandgeschichte machen ganz schön Laune auf das erste Album. Vor allem wenn die EPs so rund klingen, wie "Schizophrenic Jubilee" aus dem Jahre 2014. Bei der überhand nehmenden Welle an prog-orientiertem Metalcorebands der letzten Jahre darf man zurecht skeptisch sein, wenn man Toothgrinder zum ersten Mal seine Aufmerksamkeit widmet. Wer sich dann aber "Relic of my youth" anhört, der wird von der Härte der Band positiv überrascht sein. Hier haben definitiv Vorreiter wie The Dillinger Escape Plan und ihre chaotischen Mitstreiterbands Pate gestanden. Melodie bricht die Härte der Songs nur dann auf, wenn es wirklich Sinn ergibt. Zwar wirkt das teilweise immer noch recht konstruiert, aber schon auf den EPs tausend Mal besser, als bei den meisten Genrevertretern. Wie sich diese Band dann über die Strecke einer Full Length schlägt ist jetzt die große Frage, die offen bleibt.

"The House (That Fear Built)" macht direkt einen brutalen Anfang. Die Gesangspassagen im Refrain hätten meiner Meinung nach aber nicht sein müssen. So wirkt direkt der erste Song nach starkem Anfang insgesamt doch etwas zu glattgebügelt und massentauglich. Auch die Songstrukturen bleiben weit hinter dem, was diese Band hätte leisten können. Der Song ist mir für diese Ecke des Prog etwas zu sehr auf den Punkt geschrieben, ich hätte mir mehr Platz für Experimente und verspielte Passagen gewünscht. Der Rest des Albums leidet da an den selben Problemen. Die Produktion klingt fett, die Gitarrenarbeit ist mehr als überdurchschnittlich, der Gesang von Justin Matthews ist facettenreich aber irgendwie bleibt die Erkenntnis, das The Dillinger Escape Plan das auf "Miss Machine" schon fetter hinbekommen haben. Nichtsdestotrotz liefern Toothgrinder eine wahnsinnig gute Arbeit ab. Das melodische Solo in "Lace & Anchor" spricht hier Bände. Wenn das Chaos regiert zeigt die Band ihre wahre Stärke: eine Brutalität, die momentan in dieser Ecke von Musik ihresgleichen sucht. Leider wird diese Karte nicht komplett ausgespielt. Immer wieder wird ein Part eingeschoben, der meine Euphorie wieder etwas dämpft. Hier konnte mich die Vorgänger EP um einiges mehr überzeugen.

Songs wie "The Hour Angle" und "Schizophrenic Jubilee" haben trotz allem ihre Daseinsberechtigung. Das groovende Strophenriff in erstgenanntem Song zum Beispiel wird mir hier Recht geben. Schade also, dass die Highlights dieses Albums die Songs sind, die schon auf der vorangegangenen EP vorhanden waren. Dass Melodie im Gesamtkonzept dieser Band jedoch auch gut funktionieren kann zeigt "Diamonds For Gold". Der Chor im Refrain bereiter mir jedes Mal wieder Gänsehaut und die gesungenen Passagen haben in diesem Fall eine Melodie, die den Song bereichert, statt ihn zu bremsen.

Wie die Songs selbst bin ich hin und hergerissen zwischen jubelnden Lobgesängen auf die Härte, die Prog Einflüsse und das technische Können dieser Band und der teilweise zu konstruierten Parts dieses Albums. Um in der allerersten Liga der Progbands mitzuspielen fehlt hier etwas der Tiefgang, denn dieses Album nutzt sich in meinen Augen streckenweise eher ab, als sich zu entfalten. Aber das ist Meckern auf verdammt hohem Niveau, denn Toothgrinder schaffen etwas, was momentan nur wenigen Bands gelingt: sie bringen die Härte und das Chaos zurück in eine Musik, die sich momentan des Öfteren den ruhigen Klängen zuwendet. Wer auf Between The Buried and Me oder Botch steht wird definitiv seinen Spaß mit diesem Album haben, genau wie all die Leute, denen die Anfänge von Bands wie After The Burial fehlen. Ob "Nocturnal Masquerade" dann langfristig überzeugen kann bleibt abzuwarten.

 

www.facebook.com/toothgrinder.usa

 

(Marvin)


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