PANZERFAUST - The Suns of Perdition II: Render Unto Eden
(Eisenwald)
PANZERFAUST aus Mississauga (etwa 25 km westlich von Toronto) haben mit "The Suns of Perdition II: Render Unto Eden" den zweiten Teil ihrer Tetralogie veröffentlicht. Es ist die bislang fünfte Langrille der kanadischen Ambient Post Black Metaller, welche songwriterisch, wie auch soundtechnisch die perfekte Weiterentwicklung zum Vorgänger "The Suns of Perdition, Chapter I: War, Horrid War" verkörpert, der im Juni 2019 erschien. Wie aus einem einzigen Guss setzt diese perfekte Fortsetzung genau da an, wo der Vorgänger aufgehört hat. Zwar sind PANZERFAUST, die im Jahre des Herrn 2005 erstmals urkundliche Erwähnung fanden, dieses Mal ein Quäntchen gediegener zu Werke gegangen, auf Intensität, Härte und Klasse haben sie dabei jedoch nicht verzichtet. Dafür wissen die Kanadier einfach zu genau was sie wollen und wie sie klingen müssen, um beklemmende, äußerst abwechslungsreiche und mitreißende Songs entstehen zu lassen.
"Render Unto Eden" beinhaltet fünf düstere, atmosphärisch-dichte und spacig-fließende Neo Black Metal Kompositionen, mit ausschweifenden Akustikpassagen. Wie bei einem Schichtkuchen scheint die einmalige Soundkulisse aus mehreren Lagen zu bestehen. In diesen Momentaufnahmen des Wahnsinns greifen die Instrumente ineinander wie Ebbe und Flut. Doomig und melancholisch, wie ein raues Sturmtief im späten November zieht "Render Unto Eden" seine ausschweifenden Bahnen und nimmt dabei so manche Sludge- und Death Metal-Synthese mit. Stück für Stück wirkt der entrückend-neurotische Anti-War-Metal auf das Zentrale Nervensystem ein. Immer wieder sind es diese, sich nach und nach entfaltenden, treibende Rhythmen, die in ihrer progressiven Schönheit, wie auch ihrer ungestümen Wildheit eine bedrohliche Endzeitstimmung voller einzigartigem Flair und Charisma heraufbeschwören. Das zumeist langgezogene, monströse und faulig-erdige Growling von Front-Ketzer Tom "Goliath" Remigio, welches aus den subterranen Sphären der Erdkruste zu entstammen scheint, wabert dabei aus den Speakern wie brodelnde Lava. Seine übereinander, ineinander, aneinander oder durcheinander gelegten Vocalperformances sind voller lebendiger Strahlkraft und erhalten tatkräftige Unterstützung vom Gitarristen und zweiten Sänger Brock "Kaizer" Van Dijk.
Das mystisch-rituelle Extrem Metal Biest "Render Unto Eden" lädt durchaus zum Träumen und Verweilen ein, lässt seine potenzielle Hörerschaft aber immer wieder aus seinen tranceartigen Zuständen aufschrecken. Der geordnet-chaotische Horrorfull Visionary Black Metal der Nordamerikaner bietet in seinen 44:00 Minuten Laufzeit eben eine ausufernde, Synapsen überfordernde musikalische Dichte. Bereits beim über zehnminütigen Opener "Promethean Fire" erfährt man sämtliche Ups and Downs, Highs and Lows und Fasts and Slows. Hier hat man auch den weiblichen Klargesang der Gastsängerin Maria "Masha" Arkhipova von den russischen Pagan/Folk Metallern ARKONA (Аркона) verbraten, der sich arschtight an die endzeitlich-treibende Soundkulisse der Kanadier anschmiegt. Der perfekt aufeinander abgestimmte Post Black Metal steigert sich gerade beim nachfolgenden "The Faustian Pact" immer wieder in einen spiralförmig anwachsenden, manisch-kranken Wahn, der die Musik fast schon haptisch, ja physisch greifbar macht. Da läuft es einem heiß und kalt den Rücken runter. Einfach genial! Aber auch das wuchtige "Areopagitica" mit seinen tuckernden Traktorbeats überrollt einen wie eine massive Schlammlawine. Das, ebenfalls fast zehn Minuten umfassende, brutal dynamische "The Snare of the Fowler" ist der absolute Übersong und ein wahrer Meilenstein in PANZERFAUSTs Werdegang. Man vernehme nur einmal die vielseitigen, stets bedrohlichen Klangdimensionen aus neurotischen Gitarrenloops, bestialisch-fressenden Vocals und endfett ballerndem Schlagzeug. Boah, was ne Wucht! Mit "Pascal's Wager" hat man einen achtminütigen Rausschmeißer kreiert, der mit seinen gesprochenen Funkverkehr-Samples und den spacigen Gitarren einem Flug mit der ISS über dem Erdenrund gleichkommt. Ab der Hälfte des Songs gerät man jedoch in einen brachial auf die Außenhülle ballernden Asteroidengürtel, der eine Rückkehr zur Erde eher unwahrscheinlich macht.
Wie schon auf dem ebenfalls bockstarken Vorgänger "War, Horrid War" sind die dynamischen, schwarzmetallischen, stets noisy gehaltenen Extrem Metal Kompositionen, 1A komponiert, arrangiert und wurden abermals von Greg Dawson in den Kingstoner BWC Studios produziert. Das Mastering hat man erneut in die Hände von Sergei Lazar vom Moskauer CDM Records gelegt. "The Suns of Perdition II: Render Unto Eden", dessen Coverartwork im Übrigen einer original Illustration, der 1945 in Moritzburg bei Dresden verstorbenen, deutsche Grafikerin, Malerin und Bildhauerin Käthe Kollwitz entstammt, kommt unter anderem in einem 4-Panel Digipak mit 12-seitigem Booklet. PANZERFAUST, die aufgrund ihres Bandnamens zu Beginn ihrer Karriere häufig der NSBM-Szene (Nationalsozialistischer Black Metal) zugeordnet wurden, distanzieren sich seit jeher von jeglichen nationalsozialistischen Tendenzen. Es bestehe lediglich ein gesteigertes Interesse an der Militär- und Kriegsgeschichte des letzten Jahrhunderts, weswegen man generell gerne mal auf Kriegssamples aus deutscher Propaganda, Dokumentationen oder deutschem Liedgut zurückgreife. Die Faszination und gleichzeitige Abneigung gegen den Wahnsinn des Krieges wurde allerdings bereits auf dem letzten Album thematisiert. PANZERFAUST is the boot stamping on a human face forever!!!
(Janko)
https://www.facebook.com/PANZERFAUST.BM.OFFICIAL
Hier checkt ihr die aktuellen PANZERFAUST Track-Videos zu:
The Faustian Pact:
The Snare of the Fowler: