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OBSCURA - Interview zum Progressive Tech Death Powerpack „Diluvium“ vom 19.07.2018 mit Bassist Linus Klausenitzer

 

- vom Tech-Death-Album am Badeweier, dem indonesischen Publikum, das die Endmelodie von „Incarnated“ mitsingt, den technischen Voraussetzungen an exotischen Orten und einer Headliner-Tour im Februar 2019 -

 

Mit der Tetralogie über die Entstehung, die Entwicklung und letztlich den Niedergang des Universums, haben sich die Progressive/Technical Death Metaller OBSCURA aus Landshut ein eigenes Denkmal gesetzt. „Diluvium“, der letzte Teil des Konzepts bezeichnet die große, am Ende alles zerstörende Flut. Das Konzept, das OBSCURA mit „Diluvium“ zur musikalischen Apotheose führen, ist definitiv keine weichgespülte Mainstream Kacke, sondern der Muse verpflichteter, überwiegend harter, aber auch sehr durchdachter und ausgeklügelter Technical Death Metal. Grund genug, mit Bassist Linus Klausenitzer über das aktuelle Geschehen rund um OBSCURA und das neue Release zu sprechen.

 

OBSCURA - DiluviumTT: Als erstes einmal die obligatorischen Glückwünsche zum neuen Album, die dieses mal gar nicht so obligatorisch, sondern hochverdient sind. Mit „Diluvium“ habt ihr euch einmal mehr selbst übertroffen. Die Frage nach dem „stolz drauf“, „zufrieden mit dem Ergebnis“ etc. erübrigt sich da wohl... ;-)

Was kannst du mir über die Entstehung zu „Diluvium“ sagen? Wo habt ihr aufgenommen und wie ist das abgelaufen. Gab es Zwischenfälle irgendwelcher Art oder ist alles zu 100% so abgelaufen, wie ihr euch das gewünscht habt?
 
Linus: Danke für die Blumen! Unser Songwriting Prozess ist sehr langwierig. Wir schreiben die Songs gemeinsam was zur Folge hat, dass wir Ideen oft wieder umschmeißen und natürlich auch hier und da heftig diskutieren. Das kann sehr anstrengend sein, führt in unseren Augen aber zum besten Ergebnis. Wir haben zum Teil einen sehr unterschiedlichen musikalischen Background und über diese Weise führen wir die Songs zusammen. Am Anfang haben wir uns zusammengesetzt und diskutiert wie das Album am Ende klingen könnte um
einen Anhaltspunkt zu haben. Einige Punkte aus diesen Ideen wurden
verwirklicht, manche liefen in eine ganz andere Richtung. Diesen kreativen
Freiraum macht das Songwriting für uns aber speziell interessant.
 
TT: Erarbeitet ihr die Songs ganz Old School im Proberaum oder schickt ihr euch Soundsamples hin und her und trefft euch nur noch zu den Aufnahmen?
 
Linus: Wir wohnen alle sehr weit voneinander entfernt und müssen deshalb viel online kommunizieren. Wir haben die Rohversionen der Songs zu Hause gebaut und dann auf einem Server abgelegt. Dann haben wir viel über Skype besprochen und am Ende gab es eine ausgiebige Vorproduktion.
Wir hatten spezielle Vorstellungen was den Drum Sound anging und haben beschlossen unseren gut klingenden Proberaum auf Bandkosten als Studio
auszubauen. Alles andere wurde wie bereits bei den Alben davor im Woodshed Studio aufgenommen. V Santura (Triptykon) hat ein idyllisches Studio im Bayerischen nirgendwo, in dem er das Album dann auch gemischt und gemastered hat.
 
TT: Das Album gibt es nun seit letztem Freitag käuflich zu erwerben. Wie waren die bisherigen Reaktionen darauf?
 
Photo Credit: Christian-Martin WeissLinus: Wir hatten etwas Bedenken das Album im Sommer zu veröffentlichen, da die Aufmerksamkeit für neue Musik geringer ist als im Rest des Jahres. Wer legt sich schon gerne mit einem Tech-Death-Album entspannt an den Badeweier, haha. Zum Glück wurden unsere Bedenken aber schnell ausgeräumt. Wir hatten noch nie so viel positives Feedback wie dieses mal. In vielen Online-und Print-Magazinen haben wir bereits den Titel des Albums des Monats abgeräumt. Auch die Reaktionen der Fans im Social Media scheint mir noch deutlich extremer als bei den letzten Alben. Ich kann unsere ersten Konzerte kaum abwarten um zu sehen wie unsere neuen Songs sich in unserem Set machen. Für mich sind die neuen Songs viel live tauglicher, weil sie trockener und direkter klingen.
 
TT: Es ist das vierte Album und der Abschluss der Tetralogie. Es ist das abschließende Album eines Konzeptes über den Ursprung und die Entwicklung des Universums („Cosmogenesis“), den Impuls der Evolution aus Vergänglichkeit und Neuentstehung („Omnivium“), das Hören und
Wahrnehmen im Nichts („Akróasis“) und der großen Flut („Diluvium“) also der endgültigen Zerstörung...oder habe ich da etwas falsch verstanden?
 
Linus: Wow, schöner könnte ich es nicht umschreiben.
 
TT: Was kannst du mir nun mit etwas Abstand auf die vier Alben des Konzepts und die Zeitspanne von neun Jahren sagen?
 
Linus: Ich bin erst 2011 in in die Band eingetreten, somit waren es für mich nur sieben Jahre. Über die Anfangszeit kann ich deshalb wenig sagen, aber seitdem gab es natürlich viel Veränderung in der Band: Besetzungswechsel, unzählige Touren in verschiedensten Regionen der Welt mit verschiedensten Bands. Das alles hat uns sehr verändert und geprägt. Ich hatte glücklicherweise nie das Gefühl, dass wir uns rückwärts bewegt haben. Jedes Album hat seine eigene Stimmung und erfüllt seine Rolle in der Tetralogie.
 
TT: Die Tetralogie ist nun also mit „Diluvium“ abgeschlossen. Was plant ihr als nächstes? Urlaub von OBSCURA wird es wohl keinen geben, oder?
 
Photo Credit: Christian-Martin WeissLinus: Um ganz ehrlich zu sein: Wir haben noch keine Ahnung. Im Moment konzentrieren wir uns voll auf das aktuelle Album und auf kommende Touren. Wir hatten schon ein paar Gespräche was als nächstes kommen könnte. Ein Live-Album, das alle vier Alben abdeckt wäre z.B. eine Möglichkeit. Es gibt im Death Metal kaum Live-Alben, dabei würde ich gerne teilen wie es sich anfühlt wenn ein indonesisches Publikum die Endmelodie von „Incarnated“ mitsingt.
 
TT: Eure Musik ist schon sehr komplex. Verliert man da nicht manchmal den Überblick und wie wird dahingehend die Liveumsetzung aussehen?
 
Linus: Den Überblick verliert man eher bei 3-Akkord-Songs, weil man sich nicht erinnern kann welcher der 3 als nächstes kommt. Bei unserer Musik dauert es aber sehr lange bis man sich einen ganzen Song eingeprägt hat und ihn sauber spielen kann. Deshalb wird das zweite Bier meistens erst nach der Show geöffnet, haha.
 
TT: Wie gehst du damit um, wenn du unterwegs einen grandiosen Einfall, aber nichts zum Aufnehmen oder Notieren dabei hast?
 
Linus: Ich habe davon gehört, dass Devin Townsend manchmal mit einer Melodie im Kopf mit in der Nacht aufwacht und sie schnell auf seinem Smartphone einsingt um sie nicht zu vergessen. Diese Gabe habe ich leider nicht. Wenn ich komponiere, dann muss ich das gezielt machen und muss lange nach guten Ideen suchen bis ich sie finde.
 
TT: Der Tuba-Sound und das Bassspiel ergänzen sich in nahezu perfekter Weise. Wie kamt ihr darauf auf dieses unkonventionelle Instrument, sowie Anleihen aus den Bereichen Fusion oder gar Barock für euren Technical Death Metal zurückzugreifen?

 

Photo Credit: Christian-Martin WeissLinus: Haha, eine interessante Beschreibung. Obscura ist nicht die erste Metal-Band, mit Fretless-Bassisten: Steve DiGiorgio bei Death oder Sean Malone bei Cynic zum Beispiel. Es ist schwer im Metal (und vermutlich in jeder anderen Stilrichtung) das Rad neu zu erfinden. Es war für mich deutlich einfacher mit dem Fretless-Bass einen eigenen Stil zu entwickeln als mit einem Standard-Bass. Da gibt es einfach mehr Freiraum. Die Gitarren werden außerdem immer tiefer, da ist in den oberen Frequenzen öfter mal Platz für die ein oder andere hohe Fretless-Bass-Line.
 
TT: Für interessierte Musiker habt ihr auch zu „Diluvium“ wieder zwei Official Guitar & Bass Tablature Books herausgebracht, die über eure Website geordert werden können. Wie wichtig sind euch solche Veröffentlichungen eurer Musik in Text und Noten und bekommt ihr dahingehend viel Feedback? Können die Hörer solch komplexe Strukturen überhaupt nachspielen ;-) oder stellt sich das für einen geübten Musiker jetzt nicht sooo schwer dar?
 
Linus: Es ist kein Geheimnis, dass eine große Zahl unserer Fans selbst Instrumente spielen. Wir lieben es Covers auf Youtube und Instagram zu sehen. Es ist nicht wichtig ob man die Stücke genauso nachspielt wie sie im Buch stehen. Die Noten dienen eher als Inspiration. Deshalb haben wir dieses mal auch für beide Bücher Playbacks online gestellt mit denen die eigene Version aufgenommen werden kann.
 
TT: Ihr seid viel auf Tour. Gibt es Länder, in denen ihr noch nicht aufgetreten seid, was euch echt „wurmt“ oder wo ihr zumindest sehr gerne mal auftreten würdet?
 
Linus: Ich würde sehr gerne in Süd-Amerika spielen aber leider hat es sich noch nicht ergeben. Das tolle an der Metal-Szene ist aber, dass es dank dem Internet überall gehört wird um man somit nahezu überall auf der Welt Fans hat. Unsere Band ist mit dem Internet groß geworden und wir haben so in vielen Regionen gespielt, in denen vielleicht 2 Metalbands im Jahr spielen. Das sind einmalige Erfahrungen. Das einzige Problem ist oft das Equipment. Ich würde gerne z.B. in Süd Afrika spielen, wo es eine große Metalszene gibt, aber oft sind an solchen exotischen Orten nicht alle technischen Voraussetzungen gegeben. Unser Drummer hat beispielsweise ein riesiges Schlagzeug, bei dem jeder Tom-Schlag und jedes Becken auskomponiert sind. Zum Transport ist es zu teuer und ein ähnliches zu mieten klappt an exotischen Orten oft nicht. Auf einem 3-teiler Punk-Drumkit lässt sich unsere Musik leider nicht umsetzen.
 
TT: Wie siehst du die Entwicklung der Musikszene im speziellen der Metalszene bis heute im Allgemeinen?
 
Linus: Ich finde sehr spannend, wie sich der Markt gerade entwickelt. Ich habe die CD immer geliebt und bin damit groß geworden. Als Nostalgiker lebt man aber gefährlich. Wenn man ehrlich ist, muss man zugeben, dass die CD nicht gerade das ideale Medium ist. Speziell die Plastikhülle, bei der man schon beim ersten Öffnen das Gefühl hat, dass sie in tausend Teile zerspringt, ist echter Mist. Auch das Artwork ist viel kleiner als bei Vinyl. Dementsprechend gefällt mir eigentlich die Zwei-Teilung aus LP-Sammlern, die bewusst Bands unterstützen wollen und Online-Streaming, das einfach den höchsten Komfort liefert. Durch die hohen Bandbreiten kann man nahezu überall in brauchbarer Qualität streamen und muss sich so auch mit der Musik aktiver auseinandersetzen. Man muss sich seine Musik selbst zusammenstellen und kann sich kaum berieseln lassen. Das stärkt die Qualität von Musik. Wenn Metalfans aber einmal vergessen sollten, dass Merchandise die einzige wirkliche Einnahmequelle für Bands ist, wird die Qualität sinken. Davon gehe ich aber nicht aus.
 
TT: Geld verdienen wird man als Musiker wohl eher durch Liveaktivitäten, vielleicht noch über CD-Verkäufe (was auch stark rückläufig sein dürfte) denn durch Streamingportale. Wobei ich auch gleich zur vorletzten Frage komme. Ihr seid zwar im März erst von eurer Europatour zurückgekehrt, aber wie sieht es mit den nächsten Konzerten/Touren aus? Ist da schon was geplant und kannst/darfst du da schon etwas verlautbaren lassen?
 
Linus: Wir waren erst im April 3 Wochen mit Sepultura in Europa unterwegs und spielen auch ein paar Sommer-Festivals. Deshalb waren wir beschlossen nach dem Release erst mal in Nord-Amerika zu touren. Nach Europa wollen wir im Februar mit einer neuen Headliner-Tour zurückkommen.
 
TT: Vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast, all meine Fragen zu beantworten. Hast du noch ein paar letzte Worte an eure Fans und die, die es vielleicht noch werden wollen?
 
Linus: Danke für das Interview und die Möglichkeit über unser neues Album sprechen zu dürfen. An diejenigen, die uns noch nie gehört haben: Wir lieben es extreme Musik zu machen und das in jeder Form. Laut, leise, schnell, langsam....leider schlecht zum nebenbei hören, aber umso mehr Spaß macht es, wenn man beim 10. mal hören immer noch etwas neues entdecken kann.
An unsere Fans: Tausend Dank, dass ihr uns so die Treue haltet und neugierig bleibt!

 

(Janko)

 

www.realmofobscura.com
https://de-de.facebook.com/RealmOfObscura/

 

Checkt das Video zum Titeltrack:

https://www.youtube.com/embed/-jypdLnySvA

 


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