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Mit ihrem zweiten Album hat die portugiesische Epic-Metal-Band Dolmen Gate eindrucksvoll bewiesen, dass Inspiration und Qualität kein Widerspruch sein müssen. „Echoes of Ancient Tales“ knüpft an den Vorgänger „Gateways to Eternity“ an. Im Gespräch erzählt Bassist Nuni über ihren kreativen Prozess, die Entwicklung ihres Sounds, die besondere Rolle von Sängerin Ana – und warum das Artwork von Márcio Blasphemator weit mehr ist als bloße Dekoration.

Totentanz: Ihr habt drei Alben in drei Jahren veröffentlicht – ein beeindruckendes Tempo. Wie alt ist das Material, das schließlich auf „Echoes of Ancient Tales“ gelandet ist, und wie weit lag der Schreibprozess von „Gateways to Eternity“ entfernt?


Zunächst einmal vielen Dank für die Gelegenheit, mit euren Lesern über Dolmen Gate zu sprechen! Das gesamte Material für „Echoes“ wurde aufgenommen, nachdem „Gateways of Eternity“ fertiggestellt war. Der Eindruck, dass alles sehr schnell ging, entstand dadurch, dass die Veröffentlichung des vorherigen Albums aufgrund des Zeitplans des Labels und um unseren Auftritt beim Keep It True 2024 abzustimmen, um etwa neun Monate verschoben wurde. So hatten wir etwas Luft, um an den Kompositionen für „Echoes of Ancient Tales“ weiterzuarbeiten. Als „Gateways“ im April 2024 erschien, hatten wir bereits etwa drei oder vier Songs fertig.
„Gateways of Eternity“ wiederum enthält Stücke, die Nuno ursprünglich für das nächste Ravensire-Album vorgesehen hatte – ein Album, das letztlich nie entstanden ist. Diese Songs haben wir dann auf natürliche Weise an Dolmen Gates eigenen Stil angepasst.

 

Totentanz: Wie würdest du Dolmen Gates Platz in der aktuellen Epic-Metal-Szene beschreiben?


Die aktuelle (und auch frühere) Epic-Metal-Szene ist ein Nischenbereich innerhalb einer Nische, denn es gibt nur sehr wenige Epic-Heavy-Metal-Bands. Der Vorteil daran ist, dass es relativ einfach ist, sich eine eigene Identität zu schaffen – wenn man das wirklich will. Als wir Dolmen Gate gründeten, suchten wir zunächst einen Sänger, hatten aber keine starre Vorstellung davon, was wir wollten. Als wir dann auf Ana stießen, war das perfekt, denn so konnten wir etwas Eigenes aufbauen.
Die meisten Bands in unserem Umfeld – selbst jene mit weiblichen Sängerinnen – haben diesen eher aggressiven Gesangsstil. Daran ist nichts falsch, aber der Kontrast zwischen Anas melodischem und „sanftem“ Ansatz und unserer kraftvollen, martialischen Musik ist etwas, das man nur selten hört. Spontan fallen mir vielleicht Lordian Guard oder Lethean ein, aber viele solcher Bands gibt es nicht. Und selbst Lordian Guard war musikalisch deutlich melodischer, als wir es sind.

                      

Totentanz: Wenn ich eine kleine Kritik am ersten Album äußern dürfte, dann wäre es, dass Anas Gesang etwas stärker im Vordergrund hätte stehen können. Auf dem neuen Album wirkt ihr Gesang deutlich farbiger und präsenter. Was hat sich beim Gesang oder in der Produktion geändert?


Ich denke, das liegt an zwei Hauptgründen. Erstens: Die Sound Engineers waren diesmal andere. Zweitens: Ana hat vom ersten zum zweiten Album enorm an Selbstvertrauen gewonnen. Auf dem ersten Album (und dem vorherigen Demo) war sie noch etwas zurückhaltend und blieb lieber in ihrer bequemen Tonlage – was völlig normal ist, wenn man bedenkt, dass sie vorher nie live gesungen oder aufgenommen hatte.
Paulão, der das erste Album aufnahm, hat zudem eine Mischweise, bei der der Gesang stärker in den Gesamtsound eingebettet ist. Auf „Echoes of Ancient Tales“ hingegen war Ana viel sicherer und selbstbewusster. Da ihre Stimme kräftiger und voller geworden war und alle Instrumente klar im Mix lagen, konnten wir die Vocals diesmal viel deutlicher nach vorne bringen, damit sie richtig glänzen.

 

Totentanz: Auch das Songwriting wirkt auf dem neuen Album vielfältiger und experimentierfreudiger. Lag das einfach an gewachsenem Selbstvertrauen, oder wie kam diese kreative Weiterentwicklung zustande?


Zunächst einmal hat Artur bei „Echoes“ zum Songwriting beigetragen – bei „Gateways“ war das noch nicht der Fall, da das Album schon fertig komponiert war, als er zu Dolmen Gate kam. Außerdem war der Schreibprozess diesmal insgesamt intensiver. Jeder konnte bei jedem Song mitreden, und kein Stück galt als fertig, bevor nicht alle zufrieden waren. Natürlich mussten wir manchmal Kompromisse eingehen, aber im Großen und Ganzen ist das das beste Ergebnis, das wir gemeinsam erreichen konnten. Am Ende haben wir keine Reue – dieses Album repräsentiert genau das, wo wir als Band derzeit stehen.

 

Totentanz: Der Mix ist beeindruckend klar – jedes Instrument und jede Stimme hat ihren Platz und trägt zur Gesamtatmosphäre bei. Wie habt ihr erreicht, dass alles so ausgewogen klingt?


Das war, wie gesagt, Fernandos „Magie“. Er hat schon viele Bands aus unterschiedlichsten Genres aufgenommen. Wir erklärten ihm, was wir wollten, und er hat es nicht nur umgesetzt, sondern unsere Erwartungen übertroffen. Beim ersten Album hatten wir einen kraftvolleren, direkteren Sound – was völlig in Ordnung war. Diesmal wollten wir aber, dass jedes Instrument und jeder Gesang klarer hervortritt, ohne die Kraft darunter zu verlieren. So entsteht, wie wir finden, ein ätherischerer Klang – besonders durch die Art, wie Ana ihre Melodien durch die Songs und Texte webt.

 

Totentanz: Mit dem Wechsel zu Produzent Fernando Matias hat das Album einen deutlich größeren und volleren Sound bekommen. Was war anders an seinem Aufnahme- und Produktionsansatz im Vergleich zu euren bisherigen Erfahrungen?


Der größte Unterschied lag beim Gesang. Dort war Fernandos Einfluss am deutlichsten. Er brachte großartige Ideen für Gesangsharmonien ein und half Ana, ihre beste Leistung abzuliefern – indem er sie unterstützte und ihr erlaubte, ihren Instinkten zu folgen. Wir sind überzeugt, dass Fernando den Gesang auf diesem Album auf ein neues Level gehoben hat – und trotzdem hat Ana noch viel Potenzial, sich weiterzuentwickeln.

 

Totentanz: Beide Alben zeigen Cover-Artworks von Márcio Blasphemator. Für mich verstärken seine Bilder die Atmosphäre eurer Musik enorm. Was trägt er eurer Meinung nach zu eurer visuellen und konzeptuellen Identität bei?

                         
Als wir begannen, unseren Sound und unsere Ideen zu entwickeln, wussten wir bereits, dass wir eine mystische, atavistische Atmosphäre anstreben. Nachdem wir das Demo veröffentlicht hatten und am ersten Album arbeiteten, wussten wir jedoch noch nicht, welches Artwork wir verwenden wollten. Dann stießen wir auf Márcio’s Gemälde – und sie fühlten sich an, als wären sie unsere Songs und Texte in visueller Form. Es war eine perfekte Übereinstimmung. Es ist also nicht so, dass seine Kunst zu unserem Konzept beiträgt – sie ist unser Konzept!

 

Totentanz: Eure Texte funktionieren oft auf einer metaphorischen Ebene und erzeugen ein Gefühl von Mythos und Geheimnis. Welche Themen wolltet ihr diesmal auf Echoes of Ancient Tales erkunden?


Diesmal haben wir die historischen Themen etwas zurückgenommen und uns stärker auf die inneren Kämpfe des menschlichen Geistes angesichts von Widrigkeiten konzentriert. Außerdem zieht sich ein Wahnsinns-Motiv durch einige Songs – besonders spürbar in „Souls to Sea“, „The Maze“ und „Rising Whispers“ –, das eine Art Verzweiflung ausdrückt, die Ana stimmlich sehr gut umsetzen konnte. Diese Texte, zusammen mit den historischeren Liedern wie „Carthage Eternal“ und „We Are the Storm“ (letzteres handelt von den geheimnisvollen Seevölkern, die das Ende der Bronzezeit herbeiführten), verbinden sich zu einer mythischen, mystischen Atmosphäre, die perfekt durch die instrumentale Seite ergänzt wird.

 

Totentanz: Vielen Dank, dass ihr euch die Zeit für dieses Interview genommen habt! Möchtet ihr zum Abschluss noch etwas hinzufügen – vielleicht einen Hinweis, worauf Hörer beim Eintauchen ins neue Album besonders achten sollten?


Vielen Dank ebenfalls für dieses interessante Gespräch! Wie bereits in der vorherigen Antwort angedeutet, sollte man, um unsere Alben vollständig zu erleben, unbedingt auf die Texte achten. Von Anfang an haben wir viel Arbeit und Überlegung in unsere Lyrics gesteckt, um sie so spannend wie möglich zu gestalten. Sie sind außerdem eng mit der musikalischen Struktur verbunden, was das Hörerlebnis noch intensiver macht.
Wenn euch unser Gerede interessiert, folgt uns gerne auf Instagram (@dolmengate), Facebook (facebook.com/DolmenGate) oder Bandcamp (dolmengate.bandcamp.com).

(Manuel)




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