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Fäulnis - AntikultFäulnis - Antikult

(Grau Records)

 

Seit 2003 wird die Welt von einer nie dagewesenen FÄULNIS überzogen. Zuerst befällt sie den geschundenen Körper, dann den verdorbenen Geist und letztlich infiltriert sie die kaputte Seele. Nach dem zweiten Album „Snuff/Hiroshima“, das mir nachhaltig und äußerst positiv im Gedächtnis geblieben ist, haben die Hamburger Black Doom Punk Rocker mit „Antikult“ ihr nunmehr drittes Studio-Werk im deutschen Textgewand am Start. Der Depressive Post-Black Metal, den Sänger und Texter Seuche schreibt, ist verzweifelt, anklagend, anprangernd, zerstörerisch, selbstzerstörerisch, böse, ehrlich, wütend, auch mal eklig, räudig und fies, aber bestimmt stets mitten hinein ins Herz der krank gewordenen Institution Mensch. Zur trostlosen Sinnlosigkeit verdammt, bäumen sich die Schwarzmaler verächtlich und metaphorisch gegen den Stress und den ekelhaften Gestank auf, den diese selbstzerstörerische Welt wie einen unbezwingbaren Virus immer weiter in uns hineindrückt. © CorneredRing ARTDie Tristesse des Alltags, deren verstummender und verkümmernder Geist sich die Antwort lieber selbst gibt anstatt zu reden, sticht eine jede zwischenmenschliche Beziehung glatt ins Aus. Und genau da setzen FÄULNIS mit ihrer „Sick Black Art“ an!

 

Voller dystopischer Manie und voller Verachtung kreischt sich Seuche seinen tristen, trostlosen, misanthropischen Post-Apocalyptic War Punk von der Seele und beschwört in mir gewisse Assoziationen zu einer deutschen Fassung von Mad Max herauf. Probleme werden nicht mehr länger mit Worten, sondern mit Alkohol beantwortet oder letzten Endes mit dem Seil, als hehres Ziel am Endpunkt all jener Hoffnung. Die, bewusst verwirrend metaphorisch gehaltenen, gesellschaftskritischen Texte dringen mit ausgestrecktem Mittelfinger tief in die gespaltene Persönlichkeit des Landes vor und verursachen Chaos im Kopf. Die beiden langgezogenen, post-apokalyptisch verlaufenden und stets depressiv gespielten Gitarren von NN und MRM, sowie der brummende Bass von CW ummanteln das verzweifelte Geschehen und lassen den raumfüllenden oldschooligen Black Metal, der ebenso schwermütig, wie deftig durch die Plattitüden unserer gesellschaftlichen Normen dringt, stets permanent omnipräsent und noisy erscheinen. Das Schlagwerk scheint der jeweiligen Situation angepasst und nimmt von zäheren Passagen bis zur wilden Raserei alles mit was geht. Düster, häufig auch doomig oder mal krass nach vorne preschend, nimmt sich der Stilmix aus und spiegelt sowohl die Kanalisation auf die Gesellschaft, wie auch vorherrschende Verzweiflung und Wut auf die ständig über den Haufen geworfenen Konventionen wieder. Fäulnis - Band2Seuche schreit seinen kalten Hass auf die angefressene Verkommenheit unseres täglichen Miteinanders heraus, manchmal gibt er sich auch dem gesprochenen Wort hin, was sich durchaus schon mal technisch verändert so ausnimmt, als spräche er durch ein Megafon oder im Radio. Die kalte und kranke Grundstimmung in seinem Gesang ist verzweifelt, düster, schwermütig, traurig, melancholisch, depressiv, kaputt und am Boden. Die Vitalfunktionen werden lediglich von der Rhythmusfraktion am Leben gehalten, die für reichlich Abwechslung, Tempowechsel und diverses krankes Allerlei sorgt.

 

Ich mache ja keinen Hehl daraus, wenn ich sage, dass ich auf harten Metal mit deutschen Texte stehe. Wenn sie dann noch so extravagant, extrovertiert und unkonventionell, gleichwohl aber auch antikultiviert rüberkommen, gibt es für mich kein Halten mehr. Einziges Manko ist, wie auch schon beim "Snuff // Hiroshima" Album, die nicht ganz so astreine Produktion. „Antikult“ lebt allerdings durch diesen relativ dreckigen Sound, sowie das destruktive, depressive Gedankengut und bewegt sich grundsätzlich in die entgegengesetzte Richtung der Massen, denn nur tote Fische schwimmen mit dem Strom. Der Black Metal Anteil auf dem dritten Album hat gegenüber der punkigen Ausrichtung mehr und mehr Anteile übernommen und dringt tiefer in das Unterbewusstsein des FÄULNIS befallenen Opfers vor. Die Tracks sind durchgehend miteinander verbunden und wirken wie ein einziger, durchgängiger Take in einem immerwährenden Konzept. Meine persönlichen Highlights liegen bei „Block 19, Mahlstrom“, dem, mit schönem SLAYER Riff versehenen „Galgen, kein Humor“, dem ausweglosen Track „Im Auge des Sturms“ und der „Arroganz von unten“. © CorneredRing ARTDas eher oldschoolig schwarzmetallisch rüberkommende „Antikult“ ist allerdings nicht mehr ganz so zugänglich wie noch „Snuff // Hiroshima“. Anhand der kaputten Texte würde ich Seuche ja glatt eine ausgewachsene Depression oder das Burn Out Syndrom attestieren und ihm gerne gute Genesung wünschen. Aber dann wäre es ja vielleicht vorbei mit dieser empathischen Art und Weise, das Elend und die innere Zerrissenheit der Gesellschaft zur Geltung zu bringen. Also macht ruhig weiterhin kaputt, was euch kaputt macht, denn "Antikult" ist der neue Kult.

(Janko)

 

www.sickblackart.de


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