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Die neue EP "… And I Return To Nothingness", aus dem Hause LORNA SHORE, ist einmal mehr ein positiver Wendepunkt im Werdegang des 2010 gegründeten Deathcore Four-Piece aus New Jersey. Auch wenn sie nur drei Tracks umfasst, ist sie ein denkbar vielseitiges Album geworden, auf dem es eine Menge zu entdecken gilt. In erster Linie wäre da natürlich der neue Mikrofon-Membran-Killer William "Will" Ramos zu nennen, welcher mit einer weitreichenden Gesangsrange in Stil und Timbre erste Begeisterungstürme bei den LORNA SHORE Fans auslöste. Die im Vorfeld veröffentlichte Single "To The Hellfire" schlug daher auch ein wie eine Bombe und kletterte bereits in der ersten Woche auf Platz 1 der iTunes Metal-Charts. Und obschon der 27 Jahre junge Will bereits die, aufgrund der Corona-Situation nach nur vier Dates abgebrochene Europa-Rundreise mit DECAPITATED im vergangenen Jahr absolvierte, wurde er der Öffentlichkeit erst kurz vor Veröffentlichung der 3-Track-EP "… And I Return To Nothingness" als festes Bandmitglied vorgestellt. Am Abend des 17.08.2021, einen Tag nach ihrer US-Mini-Tour, kontaktierte mich mein Wunschgesprächspartner Will via Zoom und brachte mich in Sachen LORNA SHORE auf den neuesten Stand.

 

LORNA SHORE - And I Return To NothingnessTotentanz Magazin (TT): Hey Will, du wurdest erst kürzlich als neuer Sänger und vollwertiges Mitglied der Band vorgestellt, obwohl du bereits vor über einem Jahr den vakanten Platz am Mikrofon übernommen hattest...

 

William Ramos (Will): Ja, seit unserer Tour im März letzten Jahres, die unglücklicherweise abgebrochen wurde. Ich habe als Sänger bei LORNA SHORE ausgeholfen, als wir gerade in Europa unterwegs waren. Zum damaligen Zeitpunkt konnte noch keiner sagen, wie es anschließend weitergehen würde. So lief das ein ganzes Jahr lang. In der Zwischenzeit haben wir an neuem Material gearbeitet und versucht das Beste dabei rauszuholen. Nun haben wir die Songs veröffentlicht. In dieser Form hat das die ganze Zeit bestens funktioniert.

 

TT: Warum haben die Jungs mit der Verkündung so lange gewartet? Wolltet ihr erst einmal abwarten, ob das zwischen euch auch wirklich gut funktioniert?

 

Will: Vor etwa fünf Jahren, als ich bei A WAKE IN PROVIDENCE war, sind wir mit LORNA SHORE auf Tour gegangen. Eigentlich war es keine Tour, es waren lediglich vier Dates, aber wir haben uns ausgemalt, es sei eine richtige Tour. Na ja, jedenfalls haben wir die Jungs damals kennengelernt und waren ein paar Mal mit ihnen unterwegs. Austin (Archey; Drums) und ich sind in Kontakt geblieben und wurden Freunde. Als die Sache damals passierte (der ehemalige Sänger CJ McCreery wurde aufgrund diverser Anschuldigungen gegen ihn aus der Band geworfen / Anm. d. Verf.), rief mich Austin an und fragte: "Hey man, hast du Bock den Spot zu übernehmen?" Ich sagte: "Na klar man, das würde ich liebend gerne!" und da habe ich das Angebot angenommen. Ich sagte zu mir selbst: Ich werde auf keinen Fall etwas posten und niemand wird etwas mitbekommen. Die Jungs meinten: "Komm mit uns auf Tour, wir werden sehen was passiert." Ab da nahmen die Dinge ihren Lauf. Ich höre LORNA SHORE schon seit meiner Kindheit und bin glücklich über diese ganze Entwicklung.

 

TT: Was kannst du mir hinsichtlich der ersten Reaktionen auf das Album und auf dich als neuen Sänger sagen?

 

LORNA SHORE (v.l.n.r.: Andrew O’Connor, Will Ramos, Adam De Micco, Austin Archey)Will: Wir hatten die Songs schon eine ganze Weile. Ich hatte beinahe vergessen, wie geil diese Songs eigentlich sind. Ich habe sie so viele Male gehört. Immer und immer wieder. Als die EP veröffentlicht wurde, dachten wir: Heilige Scheiße, das ist der Wahnsinn. Wir hätten nicht erwartet, dass es so gut ankommen würde und sind zu 100% zufrieden mit dem Ergebnis. Wir versuchen, den Leuten das zu geben, was sie von uns erwarten.

 

TT: Was kannst du mir über das Making-of zu "… And I Return To Nothingness" sagen und wie seid ihr mit der Covid-Situation umgegangen?

 

Will: Wir haben viel Zeit zu Hause verbracht. Ich arbeitete zu der Zeit freiberuflich in der Filmindustrie und diese Filmindustrie hat während Covid buchstäblich aufgehört zu existieren. Keine Filme kamen mehr raus, keiner hat mehr irgendetwas gemacht. Nicht nur das wurde eingestellt, auch meine eigentliche Arbeitsstelle wurde geschlossen. Ich habe versucht so viel Material zu schreiben, wie ich konnte. Das Meiste basierte darauf, wie ich mich zu der Zeit fühlte. Jeder hat irgendjemanden in der Covid-Situation verloren. Mir ging es dahingehend nicht besser und es hat mir sehr geholfen, über das hinwegzukommen, was ich durchgemacht habe. Ich hatte mich regelrecht eingekapselt. Es war auch eine Art Wiedergeburt für LORNA SHORE und die Richtung, die die Band einschlagen würde. Wir haben viel über die Songs diskutiert, die ich den Jungs vorgelegt habe. Sie passten einfach alle perfekt zusammen, also haben wir sie genommen. Und hier sind wir nun, all die Monate später und alles läuft wie es soll. Ich bin absolut begeistert.

 

TT: Habt ihr euch Dateien hin und her geschickt, euch getroffen oder wie muss ich mir das vorstellen?

 

Will: Oh, wir haben uns oft getroffen. Wir wohnen alle recht eng beieinander. Ich fahre nur eine Stunde. Wir trafen uns alle bei Austin zu Hause. Das war der kreative Mittelpunkt. Wir gingen mit Josh (Schroeder) ins Studio, haben eine Menge geschrieben...ich meine wir waren wochenlang dort. Wir haben die Zeit genutzt, um an den Songs zu feilen, wir haben nichts anderes gemacht, bis die Songs fertig waren. Ich hoffe, dass wir das bald wieder machen können, aber wer kann schon sagen, wie das alles weitergeht.

 

TT: Ich war wirklich erstaunt über die extreme Reichweite deiner Stimme. Sie ist brutal, durchgeknallt, geht ein bisschen in Richtung ANAAL NATHRAKH oder CATTLE DECAPITATION. Manchmal zwergisch-verrückt oder gar hexenartigen.

 

Will: Mit CATTLE DECAPITATION triffst du bei mir genau ins Schwarze. Travis (Ryan) ist ein fantastischer Sänger. Ich liebe diese Band und liebe es ihren Style zu imitieren. Was er macht, ist genau das, was du sagst...verrücktes Zeug eben. Aber das ist richtig cool. Er hat diese seltsame Singing/Screaming-Sache drauf, an der ich mich auch gerne versuche.

 

TT: Genau daran hat es mich erinnert.

 

Will: Auf geht's haha...auf jeden Fall. Danke man!

 

TT: Diese Reichweite passt perfekt zu den Crossover-Schritten, hinüber zu anderen Genres. Ich glaube, das hatten die Jungs im Hinterkopf, als sie dich als Sänger gewählt haben.

 

Lorna ShoreWill: Vielen, vielen Dank! Ich war schon immer der Typ, der sich nicht für eine einzige Range verkaufen wollte. Ich versuche immer zu anderen Genres hin zu expandieren. Im Moment denke ich, mein Screaming ist gut, aber ich würde gerne lernen klar zu singen. Das Singen ist bei mir noch nicht so exakt. Aber ich habe zu Hause viel geübt, damit ich besser darin werde. Ich hoffe, dass sich das letztlich zurück aufs Screaming übertragen lässt. Als Sänger sollte man sich nie darauf ausruhen, was man gerade macht. Ich versuche mich immer wieder an anderen Genres. Das hilft mir, auf die entsprechenden Genre-Ebenen zu kommen. Versuchen zu expandieren kann ja nicht schaden. Ich bin froh, dass die Jungs das mögen. Ich habe das schon immer so gehandhabt, seit meiner Zeit bei A WAKE IN PROVIDENCE.

 

TT: Klarer Gesang passt glaube ich nicht zu LORNA SHORE. Wird es das irgendwann einmal geben?

 

Will: Lass es mich so ausdrücken: Diese CATTLE-Vocals wären niemals aus mir herausgekommen, wenn ich nicht trainiert hätte zu singen. Ich habe gelernt wie man singt, ich habe gelernt wie man schreit. Diese Sachen sind so unterschiedlich. Ich habe sie zusammengefügt und das wurde buchstäblich zu CATTLE DECAPITATION oder zu dem Screaming, das Travis praktiziert. Es ist ein 100%iges Gedankenspiel, wenn man Sänger ist, denke ich.

 

TT: Du hast deine Zusammenarbeit mit FALSE IMAGES und MONUMENTS OF A MEMORY aufgegeben. War das eine schwere Entscheidung für dich oder wolltest du dich voll und ganz auf LORNA SHORE konzentrieren?

 

Will: Es lief darauf hinaus, ein full-time LORNA SHORE-Ding zu werden. Ich hatte eine kleine Pause eingelegt. Da war ich schon eine ganze Weile bei FALSE IMAGES, hatte aber auch mit einer Band namens EUCLID gearbeitet, die aus ehemaligen Mitgliedern der Band IN DEPHTS & TIDES und Ben Duerr von SHADOW OF INTENT besteht. Neben den MONUMENTS-Dudes habe ich zusätzlich mit diesen Leuten gearbeitet. Wir hatten einen Arsch voll Material zusammen, aber sie haben auch verstanden, dass ich nicht alles auf einmal machen kann. Ich würde gerne, aber ich kann nicht. So etwas wie bei LORNA SHORE wollte ich schon immer machen. Solange ich mich zurückerinnern kann. Ich habe darauf hingearbeitet und die Jungs haben es sofort verstanden. Ich liebe die Jungs noch immer. Wir sind nach wie vor gute Freunde. Sie waren sogar bei meinen vier Shows. Ich habe mich total gefreut, sie umarmt...das war ein wirklich schöner Moment.

 

TT: Als ihr letztes Jahr mit DECAPITATED in Europa auf Tour wart, um das "Immortal"-Album zu promoten, hat euch die Corona-Pandemie einen Strich durch die Rechnung gemacht. Ihr hattet sogar Probleme, wieder zurück nach Hause zu kommen...

 

Will: Oh! Oh man, willst du eine Story hören?

 

TT: Ja, na klar!

 

Will: Oh mein Gott! Wir waren in unserem Hotel in Manchester, als wir die Nachricht bekommen haben, dass wir zurück müssen. Hektik brach aus: "Wir müssen aufbrechen. Lasst uns nach Tickets gucken." Die Tickets waren in dem Moment richtig teuer. "Wenn wir 15 Minuten warten, finden wir vielleicht eine Alternative." Wir warteten also 15 Minuten und der Preis stieg von etwa 500,- USD pro Ticket auf 1.500,- USD! Dreimal so teuer in 15 Minuten! Wir diskutierten: "Was sollen wir jetzt machen. Wie kommen wir am besten aus dieser Situation?" Wir haben im Endeffekt also 1.500,- USD pro Person bezahlt. Mehr sogar, wir mussten ja noch unsere Ausrüstung mit zurück nehmen. Lorna ShoreAlleine um unsere Ausrüstung rauszubekommen hatten wir weitere 1.500,- USD an der Backe. Jeder hat irgendwelche Preise aufgerufen und wir dachten nur: "Oh mein Gott, wie sollen wir nach Hause kommen?" Müssen wir jetzt etwa in den sauren Apfel beißen? Irgendwann hatten wir Flugtickets gefunden und dachten: "Ja man, 200 USD! Die kaufen wir!" Wir waren gerade soweit aufzubrechen, als uns etwas saublödes auffiel. Das waren die schlimmsten Nachrichten überhaupt! Wir waren in Manchester, Großbritannien und hatten unsere Flugtickets. Aber das waren Tickets mit Take-off von Manchester, Rhode Island in den Vereinigten Staaten. Nicht Manchester, UK wo wir waren. Das war Manchester, US! Wir haben also die falschen Flugtickets gekauft und hatten nun immer noch keine, um nach Hause zu kommen. Im Endeffekt mussten wir für weitere drei Tage in unserem Hotel bleiben und das einzige, was dieses Hotel essenstechnisch zu bieten hatte, war ein McDonalds. Genau in der Mitte von drei Hotels. Wir haben uns also ganze drei Tage hintereinander von McDonalds ernährt. Das war so traurig...hahaha. Ich habe noch nie so viel Fastfood gegessen. Ich fühlte mich schrecklich. In dem Moment war das für uns natürlich eine beschissene Zeit, aber aus solchen Situationen entwickeln sich später die besten Storys. Mittlerweile kann ich darüber lachen. Im Endeffekt haben wir es ja alle nach Hause geschafft. Das wurde für uns sehr schnell zum: "The Escape From The UK-Tour". Das werden wir sicherlich niemals vergessen...hahaha!!!

 

TT: Oha, das hört sich nach einer ziemlich beschissenen Situation an...! Nach eurem bevorstehenden US-Run (im September/Oktober 2021) kommt ihr im Februar 2022 nach Europa, insofern es die Corona-Situation zulässt! Ihr werdet mit einigen großartigen Bands wie CARNIFEX + CHELSEA GRIN + VARIALS und THE CONVALESCENCE touren. Was denkst du über dieses Paket und drüber wieder nach Europa zurückzukommen?

 

Will: Oh, das wird super. Wie gesagt, wir waren ja nicht lange genug in Europa. Dieses Mal kriegen wir das alles hin.

 

TT: Wird diese Europatour 2022 das vierte Kapitel in Sachen Full-Length-Alben einläuten oder müssen sich eure Fans noch etwas gedulden?

 

Will: Das wird wohl leider noch eine Weile dauern. Wir werden das dann entsprechend über unsere Social-Media-Kanäle bekannt geben. In der nächsten Zeit werden wir touren, um die EP zu promoten. Solange mit Covid alles glatt läuft, haben wir gut zu tun.

 

TT: In den ersten Jahren veröffentlichten LORNA SHORE drei EPs, die nicht in der Diskografie des Infosheets von Century Media aufgeführt sind. Sind diese noch zu haben und wäre es nicht ein cooles Geschenk für die Fans, sie gemeinsam mit dir als neuem Sänger neu aufzunehmen?

 

Will: Weißt du, im Prinzip hätte ich da nichts dagegen, aber ich kann nicht mit Sicherheit sagen, ob wir das realisieren werden.

 

TT: Habt ihr denn darüber nachgedacht?

 

Will: Aus irgendeinem Grund ist es bei jeder Band, in die ich eingestiegen bin, genau auf dieses Thema hinausgelaufen. Als ich bei A WAKE IN PROVIDENCE war, wollten sie genau das machen. Ich war in einer anderen Band und die wollten das Gleiche. Ich glaube nicht, dass ich lediglich einen anderen Sänger kopieren möchte. Ich will vorankommen, wenn du verstehst, was ich meine. Ich würde diese Alben liebend gerne wiederveröffentlichen, weil das die Alben sind, mit denen ich aufgewachsen bin und die ich mir in meinen jungen Jahren etliche Male angehört habe. Vielleicht kann ich die Jungs davon überzeugen.

 

TT: Was sind die nächsten Schritte mit LORNA SHORE? Was haben wir in näherer oder fernerer Zukunft von euch zu erwarten?

 

Will: Einfach weiter auf Tour zu gehen, Fans zu treffen, den Leuten das zu geben, was sie wollen. Zwischen den Touren wollen wir neues Material schreiben und wir wollen unbedingt wieder nach Europa. Wie ich schon sagte, die ganzen ausgefallenen Termine nachholen, all die Orte besuchen, die wir während der "Immortal"-Tour nicht erreicht haben. Wir werden versuchen das dieses Mal hinzubekommen.

 

TT: Warst du außer mit LORNA SHORE schon mal in Europa?

 

Will: Nur mit LORNA SHORE.

 

TT: Auch nicht im privaten Bereich?

 

Will: Ich wollte eigentlich dieses Jahr im Sommer nach Europa reisen. Ich hatte einen Roadtrip mit ein paar Freunden geplant. Aber dann hat uns Covid einen Strich durch die Rechnung gemacht und alles musste gecancelt werden. Deswegen bin ich umso heißer darauf nach Europa zu kommen. Ich werde versuchen alles nachzuholen, was ich damals nicht machen konnte.

 

TT: Dann hoffe ich mal für euch, dass dieses Mal alles rund läuft...Um zum Ende des Interviews zu kommen, möchte ich mich recht herzlich bei dir für die Beantwortung meiner Fragen und die Zeit, die du dir für mich genommen hast bedanken. Ich wünsche euch weiterhin viel Erfolg und hoffe, dass wir uns sehen, wenn ihr rüberkommt. Die letzten Worte dieses Interviews sollen dir gehören...

 

Will: Vielen Dank für das Interview. Es hat mir eine Menge Spaß gemacht. Ich liebe es, über solche Dinge zu reden. Ich hoffe, ihr kommt im Februar zu unseren Konzerten. Wir werden eine verdammt geile Zeit miteinander haben!!!

 

(Janko)

 

www.facebook.com/LornaShore


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