Aktuelles Magazin

Totentanz on
Totentanz Magazin bei Facebook

Free PDF 

Aktuell sind 739 Gäste und keine Mitglieder online

JOACHIM WITT, LEICHTMATROSE (Aschaffenburg 2014)

08.05.2014 – Aschaffenburg/Colossaal

 

Mit Joachim Witt gab sich im Aschaffenburger Colossaal einer der interessantesten deutschen Musiker die Ehre. Nicht immer von allen geliebt, aber gerade wegen seiner Streitbarkeit nahezu unverzichtbar. Im Vorprogramm gaben sich Leichtmatrose die Ehre, die von Meister Witt himself  unter die Fittiche genommen wurden und der laut Bandaussage als eine Art väterlicher Freund und Mentor auftritt. Die Band um Mainman, Sänger und Münsteraner Andreas Stitz zelebriert Elektro-Pop der irgendwo zwischen Depeche Mode und NDW-Einflüßen mit leichtem EBM/Gothic-Touch liegt. In den Texten gibt man sich ambitioniert (man greift in „Sexi ist tot“ beispielsweise witt1das Thema Bulimie auf), rutscht aber gelegentlich in etwas platte Phrasen ab. Besonders zu gefallen wußten die flotteren Songs wie „Jonny fand bei den Sternen sein Glück (Anders sein)“ oder „Reingelegt“, die mit glasklarem Sound vorgetragen wurden und am Ende das Publikum durchaus überzeugten.

 

Mit den Klängen zu „Neumond“ betrat dann die Band von Joachim Witt die Bühne, ehe sich der Charakterkopf Witt selbst ein Stelldichein gab. Mit dem tollen „Aufstehen“ aus dem neuen Werk begann indes ein denkwürdiger Abend. Ganze acht Songs vom aktuellen Release wurden präsentiert und vor allem „Ohne Dich“, „Mein Herz“ und „Die Erde brennt“ begeisterten mit tanzbaren, sehr einprägsamen Melodien, die im Gegensatz zur Albumversion mit etwas mehr Gitarreneinsatz aufgepeppt wurden. Mit „Gloria“ begann dann der Trip in die Vergangenheit, der mit „Königreich“, dem saustarken „Das geht tief“ und dem Silly-Cover „Batallion D'Amour“ fortgesetzt wurde. Vom ersten Moment an konnte Witt mit einer enormen Ausstrahlung und Präsenz punkten, die man leider immer seltener in den Örtlichkeiten eines Musikvenues antrifft. Zudem offenbarte die Stimme keinerlei Abnutzungserscheinungen. Die Ansagen waren dabei gespickt mit trockenem norddeutschen Humor. Die Heppner-lose (und dennoch starke) Version von „Die Flut“ beendete den regulären Teil des Sets und jeder der Zuschauer verlangte nach mehr. Auf „Supergestört und superversaut“ folgte „Eisenherz“ bevor Witt selbst zur Gitarre griff und den „Goldenen Reiter“ einläutete. Die hohe Intensität der Songs begeisterte das witt2Publikum zusehends, was vom abschließenden „Tri Tra Trullala (Herbergsvater)“ jedoch noch getoppt wurde. In einer über 10-minütigen Fassung spielte die Band gekonnt mit den Tempiwechseln und der Dynamik des Songs, während die dezente aber effektive Lightshow in Kombination mit einem perfekten Sound ihr übriges tat. Zwar hat Joachim Witt bereits das Rentenalter von 65 Jahren erreicht, aber dieser Auftritt unterstrich, dass die Reife für's Seniorenheim noch längst nicht in Sichtweite ist. Beeindruckender Auftritt eines unterbewerteten deutschen Pioniergeists in Sachen Musik.

 

(Text: Hansy, Fotos: Arno)


Musik News

Movie News