Coroner – Dissonance Theory (Hail or Kill Review)
(Century Media)
Coroner aus der Schweiz gehören seit ihrem Debut „R.I.P.“ (1987) zu meinen Liebling Bands. Jenes erste Album des Trios beinhaltete einen Song namens „Totentanz“ der diesem 1988 gegründeten Heft seinen Namen gab. Als sich Coroner 1996 auflösten war das sehr schlimm für mich aber zum Glück gab es 2011 die Reunion, wenn auch erstmal nur für Konzerte. Als ich die Jungs 2016 zur Doku „Rewind“ interviewte sprach man schon von einem kommenden neuen Studioalbum. Doch es dauerte nochmal ein paar gute Jahre bis jetzt 2025 endlich das neue 10 Song Werk „Dissonance Theory“ vorliegt. Und das Ding kann was! Wer Coroner kennt weiß das hier kein „leichtes reingehen“ oder „bleibt nach drei Durchläufen im Ohr“ angesagt ist. Die Schweizer können zwar Ohrwürmer kreieren, ich erinnere mal an „Masked Jackal“ oder „Die by my Hand“, aber schon auf dem letzten offiziellen Studioalbum „Grin“ zeigte man, dass man sich eher in eine verspieltere Richtung entwickelt. So ist das nun beim aktuellen Album dann auch. Trotz der Tatsache das Tommy Vetterli ein Ausnahme Gitarrist ist, fiedelt der sich hier nicht Malmsteen mäßig einen ab, sondern agiert immer songdienlich. Knallharte treibende Riffs, präzise wie ein Schweizer Uhrwerk. Dazu perfektes Drumming von Diego Rappacchietti und Ron Broder am Bass und den saugeilen Vocals die ich einfach sehr vermisst habe. Hat eine ganz bestimmte Art von Betonung und Ausdruck. Coroner schieben auch mal jazzige Breaks oder harmonische Keyboards rein – aber nur dezent. Man will auf diesem Reunion Album schon auf die Zwölf kloppen und das tut man, mit mörderisch druckvoller Produktion by the Way. Die Vorab Single „Renewal“ hat noch am ehesten was „Ohrwurm“ taugliche, andere Tracks wie „Sacrificial Lamb“ oder „Transparent Eye“ brauchen länger aber wenn sie euch haben dann gibt´s kein Entkommen mehr. Die Messlatte für alle technischen Thrashbands liegt ab sofort höher. Das ist eine Reunion die Sinn ergibt – wie auch die von Celtic Frost 2006 aber hoffentlich von längerer Dauer – und von einem starken, absolut der Gegenwart standhalten könnenden Album begleitet wird! Ich bin beeindruckt! Hail! (Arno)
Auch von mir wurden Coroner schmerzlich vermisst und als die Reunion in trockenen Tüchern war dürfte jedem klar gewesen sein, dass es sich hier nicht um ein halbgares Fertiggericht, sondern um ein exquisites Deluxe-Menü handeln wird. Tommy Vetterli ist und bleibt Perfektionist und so gingen weit mehr als 10 Jahre bis zu einem neuen Album ins Land. Aber das Warten hat sich gelohnt und glücklicherweise schlägt man nach "Grin" nicht nur ruhigere, verspielte Töne an, sondern kann auch aufs Gaspedal treten. Diese Band ist immer noch einzigartig und es bleibt zu hoffen, dass man mit diesem Album im Gepäck auch ausgiebig auf Tour kommt. Sowas von definitiv HAIL!!! (Hansy)
Wahnsinn: Das letzte CORONER-Album erschien, als ich gerade im Kindergarten war. Klingt „Dissonance Theory“ so alt(backen), wie ich mich mittlerweile manchmal fühle? Mitnichten! Wie Arno schon schrieb, kann das siebte Album der Schweizer locker mit allem mithalten, was sich heute auf dem Markt tummelt – sowohl in Bezug auf Jens Bogrens knackige Produktion als auch auf das Songwriting, das immer noch „Best in Class“ ist. „Consequence“ verbindet spielerisch Härte mit kleinen sphärischen Melodien, setzt im Refrain auf Vocoder und wirkt trotzdem kompakt. „The Law“ bleibt zunächst völlig im Atmosphärischen und wiegt den Hörer in Sicherheit, nur um ihn in der zweiten Hälfte erbarmungslos niederzuwalzen. „Renewal“ wiederum kommt mit seinem straighten Ansatz tatsächlich wie ein kleiner Hit daher. Und das sind nur ein paar Beispiele des Abwechslungreichtums des Albums.
Kritisieren ließe sich höchstens, dass „Dissonance Theory“ tatsächlich zu viele Details enthält, die sich erst nach mehrmaligem Hören Schicht für Schicht erschließen. Doch wenn CORONER dieses Veröffentlichungstempo beibehalten, haben Fans dafür mehr als genug Zeit. Hail! (Manuel)
Beeindruckend? Ja, kann man so sehen, aber das kompositorisch hochveranlagte„DissonanceTheory“ wird so sachlich und nüchtern dargeboten, dass es mich über weite Teile leider kaum berührt. Sobald ein bisschen Leben in die teilweise echt karg möblierte Bude kommt, im groovigen „Symmetry“ oder im thrashigen, regelrecht quirligen „Renewal“ beispielsweise, lässt sich das Album gleich deutlich deutlich besser an, wohingegen ich in zähen Momenten doch gelegentlich geneigt bin vorsichtig ein „Meshuggah light“-Etikett ("Sacrificial lamb") auf das Gehörte zu bappen. Letztlich geht es mir bei „DissonanceTheory“ wie mit allen Coroner-Alben seit "Punishment for Decadence" so, ich schätze sie für ihre enorme Klasse und künstlerische Konsequenz ohne sie wirklich zu mögen. Würde über die verdiente Band ganz sicher nie was Schlechtes sagen und schon gar kein "Kill" verhängen. Diese Tötungsabsicht hätte ich dann doch sehr viel eher bei dem ganzen unsäglichen, billig kostümierten und unerträglich totkalkulierten Dreck von Amaranthe bis Kanonenfieber, der einem heutzutage im Metal als Metal verkauft wird. (Chris)