Iron Fest - Third III Attack - 2023
Schönenberg-Kübelberg/Gries, 01.03.06.2023
Das IRON FEST hatte im letzten Jahr schon ein tolles Billing zu bieten und legt dieses Jahr noch einen drauf. Die Mischung von Hard Rock bis Thrash Metal, sowie kleinen und mittelgroßen Bands machte mich schon im letzten Jahr neugierig. Da wir leider keine Unterkunft finden konnten (no Camping for us) hat es dieses Jahr nur für einen eintägigen Trip gereicht.
Die Location des Festivals ist einzigartig. Das direkt am Ufer des Ohmbachsees gelegene Gelände liegt fast komplett in einem Wäldchen und bietet viel Schatten. Dazu gibt es viele Sitzmöglichkeiten mit Tischen und Bänken, die hier fast Biergartenflair entstehen lassen. Durch den festen Schotterboden sollte es auch bei Regen hier nicht in eine Schlammschlacht ausarten und Rollstuhlfahrer dürften ebenfalls keine Probleme haben. Eine barrierefreie Toilette ist natürlich ebenfalls vorhanden.
Im letzten Jahr gab es noch eine halbrunde, fest installierte Bühne. Diese wurde mittlerweile abgerissen, so dass der Veranstalter eine etwas größere Bühne aufbauen lassen konnte, die mehr Platz für PA und Licht bietet. Die Bühne selber liegt etwas tiefer, so dass man auch wenn man nicht in die ersten Reihen will, einen sehr guten Blick auf die Bands hat. Rund um das Gelände gibt es reichlich Flächen zum Campen und Parken. Zusätzlich ist ein Campingplatz in Laufweite. Für Essen und Trinken sorgen mit dem Förderverein der Feuerwehr (nur vegetarisch/vegan) und dem TuS Gries (Getränke, Fleischgerichte) zwei lokale Vereine. Die Organisation läuft sehr reibungslos. Es gab nur kurze Wartezeiten an den Ausgaben sowie den Toilettenwagen und das Bonsystem half auch bei einem
reibungslosen Ablauf. Obwohl das Ironfest erst zum dritten Mal (incl. Pandemiepause) stattfindet, läuft hier alles schon sehr reibungslos und ohne Probleme. Im Vorfeld konnten gut 80% der Karten verkauft werden und auf dem Gelände waren geschätzte
600-700 Leute. Es ist noch einiges an Platz vorhanden, ohne dass es ungemütlich wird und auch die Park- und Campplätze waren großzügig angelegt. Der Merchbereich bietet den Bands ebenfalls viel Platz für ihre Utensilien
Die erste Band die ich noch zu sehen bekomme sind STORMZONE aus Nordirland um den ehemaligen Sweet Savage Drummer David Bates, wenn ich mich nicht irre. Die Band hat seit ihrer Gründung 2004 schon satte sieben Alben veröffentlicht von denen ich zu meiner Schande kein einziges kenne. Die Herren spielen zackigen Hardrock, mit Hang zum Metal. Die Gitarrenarbeit ist sehr gut, die Backings werden mehrstimmig gesungen, ohne dass auf Hilfsmittel zurückgegriffen wird. Obendrauf ist Sänger John Harbison ein sehr souveräner Frontmann mit guter Stimme. Saubere Vorstellung!
REZET sind schon knapp 20 Jahre dabei, obwohl Bandgründer Ricky Wagner die 30 erst knapp überschritten hat. Die norddeutschen Thrasher gehören nicht zur Volldampf-Fraktion, sondern sind eher im mittleren Tempo zu Hause. Da kommen Vergleiche mit Megadeth nicht von ungefähr, denn Gitarrist/Sänger/Bandgründer Ricky Wagner hat gesanglich mit Dave Mustaine durchaus einige Parallelen. Der Sound ist etwas unausgewogen, während man Rickys Klampfe satt und deutlich hört, ist Gitarrist Nikolay nur mäßig zu vernehmen. Zudem fällt ihm beim zweiten Song noch der Sender aus. Am guten Gig ändert das allerdings nicht viel. „Reality Is A Lie“, „The Truth Inbetween“ oder die Halbballade „Alone“ kommen gut an und werden ebenso honoriert. Als Rausschmeißer gibt es noch den Titeltrack des ersten Albums „Have Gun, Will Travel“. Passt!
Eigentlich sind STALLION viel zu früh dran. Natürlich sind da zwei große und alteingesessene Namen im Billing, aber wenn man sieht was bei Stallion vor der Bühne los ist, hätten sie definitiv eine höhere Position verdient. Zudem ist der Sound - wie immer – satt und klar und es gibt vor der Bühne den ersten ordentlichen Moshpit. Durch die etwas kürzere Spielzeit können STALLION natürlich aus den Vollen schöpfen und hauen nur Kracher raus, kein Wunder das die Menge steil geht. „Wake The Demons“, „No Mercy“, natürlich der Klassiker „Canadian Steel“ lassen keine Wünsche offen. Auch für das kurze und wichtige Statement „Kill Fascits“ ist wieder zwei Mal Zeit! An dieser Stelle sei auch mal Drummer Aaron genannt, der mit seinem tighten und harten Spiel viel zur Energie der Band beiträgt. Sänger Pauly hat mit den Leuten leichtes Spiel, die nie
groß animiert werden müssen. Definitiv das beste Stageacting des Tages!
AMBUSH haben mal wieder einen Gastmusiker dabei. Jan Eckberg von Air Raid springt für dieses Wochenende an den vier Saiten ein. Auch bei AMBUSH ist es sehr voll vor der Bühne, die Stimmung ist ebenfalls super, doch ich meine bei Stallion wäre etwas mehr los gewesen. Dafür wird bei AMBUSH umso mehr mitgesungen und das early-Accept posing auf der Bühne lädt zum ausgiebigen fistraisen ein. Sänger Oskar ist bestens aufgelegt und fühlt sich in der idyllischen Umgebung direkt an die schwedische Heimat Smaland erinnert. Die Idylle mit all ihren singenden Vögeln wird allerdings jäh durch Riffattacken von „Possessed By Evil“, „Silent Killer“ oder „Desecrator“ unterbrochen. Gitarrist Karl kündigt zum Ende des Gigs noch die deutsche Nationalhymne an und hat die Lacher auf seiner Seite, als er die Melodie aus „Princess Of The Dawn“ (Accept) zum Besten gibt. Die Band geht direkt über in ihren traditionellen Rausschmeißer „Natural Born Killers“, bei dem
wirklich alle noch einmal steil gehen und mitsingen! Eine fantastische Band mit großartigen Songs. Auch hier sollte es bald mal in den Billings weiter nach oben gehen.
Bei ARTILLERY ist meine Verwunderung erst einmal groß. Statt dem etatmäßigen Sänger Michael Bastholm-Dahl steht sein Vorgänger Søren Adamsen auf der Bühne. Michael gönnt sich eine Auszeit und für die Tour mit Exciter und die Gigs danach springt Søren ein. Entsprechend wenig neue Songs gibt es heute zu hören. Grundsätzlich eine feine Sache, aber im Falle ARTILLERY haben gerade die letzten drei Alben einige sehr geile, melodische Thrash Granaten am Start. Zur Eröffnung gleich „The Almighty“, By Inheritance“ und „The Challange“ raus zu hauen ist natürlich fantastisch und erfreut das Herz des alten Fans! Nicht ganz so fantastisch ist der recht kratzige und verwaschene Gitarrensound, der einige Riffs verschluckt. Auch wenn vor der Bühne nicht mehr ganz so viel los ist, wie bei den beiden Bands davor, werden ARTILLERY noch ordentlich bejubelt. Das Abschlußtriple bestehend aus „Khomaniac“, „Terror Squad“ und „Deeds Of Darkness“ ist ebenfalls vom feinsten.
Zu ANGEL DUST muss ich eines vorneweg sagen. Das Debut „Into The Dark Past“ gehört klar zu meinen Top 5 Alben und die stilistische Neuausrichtung, seit der ersten Reunion in den 90ern, hat mich nie richtig begeistert. Zudem stand der Gig heute unter keinen guten Vorzeichen. Aushilfsbassist Waldemar Sorychta (Ex-Grip) und Gitarrist Bernd Aufermann bekamen Hocker auf die Bühne gestellt. Ersterer ist mit einem gebrochenen Fuß angereist und zweiterer lag vor zwei Wochen noch wegen eines doppelten Bandscheibenvorfalls im Krankenhaus. Hut ab und Chapeau, dass die Band den Gig nicht kurzfristig abgesagt hat! Da von der Saitenfraktion nicht viel Action zu erwarten war, gab sich Sänger Dirk Thurisch alle Mühe auf der Bühne für Bewegung zu sorgen. Mit „Enlighten The Darkness“ begannen die Ruhrpott Urgesteine und auch ANGEL DUST konnten den Platz vor der Bühne ordentlich füllen. Leider war der Sound nicht ganz das Gelbe vom Ei. Es wummerte und vor allem die Keyboards waren sehr präsent im Gesamtsound. Auch hatte Sänger Dirk heute nicht seinen besten Tag und lag öfter mal etwas daneben, bzw. bekam einige höhere Töne nicht hin. Den Fans war das egal und die Band wurde ordentlich abgefeiert. Mit „Ghosts“ wurde sogar ein neuer Song vom gleichnamigen, kommenden Album präsentiert. Während „Border Of Reality“ machten wir uns auf den Weg zum Auto, da heute noch die Heimfahrt anstand.
Es bleibt nur zu sagen, das IRON FEST ist definitiv einen Besuch wert. Die tolle Location, das tolle Ambiente und die reibungslose Organisation zeugen von Liebe für die Sache. Zudem gibt es in Reinland-Pfalz und dem nahe gelegenen Saarland nicht so viele Festivals, so dass Fans aus dieser Ecke sich über eine kürzere Anreise freuen können. Auch aus dem Süden Hessens ist es nur ein Katzensprung.
(Schnuller)