Keep It True Rising III 2023
Keep It True Rising III, Würzburg Posthalle, 06.-07.10.2023.
Über dem diesjährigen KEEP IT TRUE RISING prangen zwei der ganz großen Namen des deutschen Heavy Metals! Der Headliner-Doppelpack aus Doro mit einem (fast) reinen Set aus Warlock Klassikern und Udo Dirkschneider mit Accept Klassikern liest sich nicht nur großartig, das ist eine echte Hausnummer! Das ganze Festival Line-up ist allerdings fantastisch. Die Mischung aus alten Helden und Bands die erst seit den 2000ern aktiv ist, hält sich fast die Waage, am Samstag ist es sogar genau die Hälfte. Die Publikumsreaktionen zu Evil Invaders, Ambush und Enforcer zeigen, dass es locker ein bis zwei Positionen später im Billing ebenfalls gepasst hätte. Es gibt also Bands, die mit den Hufen scharren und an der Tür kratzen, es muss sie nur jemand hereinlassen, ehe auch sie zum alten Eisen gehören. Ganz klar, das diesjährige Line Up wird schwer zu toppen sein! Die Posthalle war mit rund 2000 Leuten gut gefüllt, die Stimmung durchgehend super und keine Band sorgte für enttäuschte Gesichter. Vor allem konnten sich auch schon die ersten Bands über ordentlichen Andrang in den ersten Reihen freuen. Hier geht also niemand leer aus. Der Umsatz auf dem gut bestücken Metalmarkt sollte gepasst haben und die zwischen Bühne und Metalmarkt platzierten Bänke und Tische waren ausreichend vorhanden, um die Einkäufe in Ruhe zu sichten oder einfach die Knochen mal auszuruhen. Die Schweizer AMETHYST fielen unserem Check-in im Hotel zum Opfer, so dass der Bericht mit der zweiten Band beginnt.
FREITAG, 06.10.
WITCHUNTER
Die Italiener hatte ich dieses Jahr auf dem Metalheadz Open Air leider verpasst, aber viel Gutes gehört. Das einheitliche Auftreten (alle in Kunstlederleggings, und viele Nieten) und das sehr coole Stageacting rennt beim KIT-Publikum natürlich offene Türen ein. Sänger Steve Di Leo hantierte zudem noch mit wechselnden Kopfbedeckungen, Totenschädeln, sowie Kunstblut auf der Bühne herum. Es wurde also immer etwas geboten, aber nie zu aufdringlich oder den Spielfluss hemmend. Zwar war der Sound noch etwas matschig, dennoch kommen die speedigen Songs, die oft durch zweistimmige Leads aufgelockert werden, sehr gut rüber. Zum Finale bauten die Jungs das Live-Ende von „Black Diamond“ (KISS) in ihrem Set ein. Kann man so machen! Tolle Show!
TRIUMPHER
Wechseln wir nach Griechenland, wo Heavy Metal meistens mit voller Inbrunst zelebriert wird. TRIUMPHER sind da keine Ausnahme. Sänger Mars Triumph betritt die Bühne in einer Art spartanischer Rüstung gekleidet und führt seinen Mannen mit dem Schwert in der Hand in die Schlacht. TRIUMPHER werden dankbar aufgenommen und das durchaus Manowar lastige Material tut sein Übriges dazu, heute Abend Verbündete zu finden. Rein musikalisch sind TRIUMPHER etwas härter und kratzen hier und da am Thrash. Ebenso ist der Gitarrensound live sehr harsch, setzt sich gut durch, eine zweite Gitarre würde hier und da aber durchaus guttun. Die Schreie, die Mars Triumph in „I Wake The Dragon“ raushaut sind durchaus eines Eric Adams würdig, klingen auf Dauer aber nicht gesund für die Stimme. Die Songs wurden vom sehr tighten und filigranen Drummer gut nach vorne getrieben. Ein durchaus cooler Gig in dem ein Manowar-Cover („Blood Of My Enemies“) nicht fehlen darf.
DESTRUCTOR
Es ist schon etliche Jahre her, dass DESTRUCTOR sich in Europa blicken ließen. Eine gehörige Portion Pounding Evil ist also dringend mal wieder nötig. Bis zu den Klassikern sind allerdings erst einmal ein paar andere Songs an der Reihe. Die Herren Overkill und Flammable, sowie ihre beiden Mitstreiter Hammer und Hellhound, werden auf jeden Fall nicht altersmilde. Der Cleveland-Vierer brettert satt und ohne Rücksicht auf Verluste los. „Sonic Bullet“ wird energisch rausgehauen und mit „Iron Clad“ gibt es auch einen Song vom neuen Album „Blood, Bone and Fire“ das zwar erst in ein paar Wochen offiziell erscheint, heute aber schon zu erwerben ist. Sehr geil ist auch, dass die komplette Band den KIT-Schwertträger als Backpatches auf ihren Kutten hat! Dann geht der Reigen der Klassiker los. Nach „Maximum Destruction“ gibt es die ersten Sprechchöre des Tages. Es folgen „Destructor“, „Iron Curtain“ und natürlich „Pounding Evil“…und DESTRUCTOR werden mit Sprechchören nur langsam von der Bühne gelassen. Come back soon!
Q5
Bei Q5 gab es erstmalig Gedränge, zumindest im Photograben, aber vor der Bühne war ebenfalls ordentlich was los. Leider ist Sänger Jonathan Scott mittlerweile das letzte Gründungsmitglied und heute nicht so super bei Stimme. Anfangs bei „Let Go“ und „Pull The Trigger“ kam er noch gut über die Runden. Beim, natürlich zum Finale gespielten, Bandklassiker „Steel The Light“ überließ er einiges an Arbeit dem Publikum. Immerhin bekam er bei „Lonely Lady“ Unterstützung von Amy Lee Carlson (Solicitör). Guter Gig, nicht mehr, aber auch nicht weniger.
EVIL INVADERS
Seit ihrer ersten EP und ihrem Gig auf dem Keep It True 2013 hat sich bei EVIL INVADERS einiges getan. Zum einen natürlich in Sachen Popularität, aber auch beim Songwriting. Gab es früher nur auf die Glocke, schaffen es die Belgier schon seit dem letzten Album richtige Hits zu schreiben. Dabei halten sie das Aggressionslevel auch hoch, wenn sie den Fuß nicht durchgängig auf dem Gaspedal haben. Vor allem ein Verdienst von Frontmann Joe, der nicht mehr durchgehend wie am Spieß schreit, trotzdem eine extrem intensive Performance abliefert. Zwischen die schnellen Songs werden mittlerweile immer einzelne langsame eingestreut. Selbst „Balladen“ wie „In Deepest Black“ kommen sehr intensiv rüber und die extrem gut abgestimmte Lightshow tut ihr Übriges dazu. On Top kommt das, zusammen mit Doro, größte Backdrop des Tages. Wieder eine fantastische Show, die vom Opener „Feed Me Violence“ bis „Life Slowly Fades“ keinen Hänger enthält. Statt dem 2-3 Minuten Krach-Finale am Ende, hätte aber noch ein Song gepasst, oder?
OMEN
Meinen letzten OMEN Gig habe ich in keiner guten Erinnerung. Auf dem Metalheadz Open Air 2022 hatte Kenny Powell etwas zu tief ins Glas geschaut und die Songs, vorsichtig gesagt, sehr frei interpretiert. Heute ist der Bandgründer besser in Schuss, wirklich sauber gespielt ist aber auch hier nicht alles. Der harsche Gitarrensound klingt ähnlich wie bei Triumpher und ist an dieser Stelle auch nicht ganz dankbar. Auf seine Band ist allerdings Verlass. Die zockt souverän und besonders Darklon Sänger Nikos (mit neuer Frisur) macht dem verstorbenen J.D. Kimball stimmlich alle Ehre. Bis auf eine Ausnahme gibt es heute nur Songs der ersten beiden Alben zu hören. Mit „Teeth Of The Hydra“ hat es nur ein Song vom dritten Album in den Set geschafft. Die Klassiker werden entsprechend und zu Recht abgefeiert. Somit ist bei mir die Wiedergutmachung zumindest teilweise gelungen.
BRIAN DOWNEY’S ALIVE AND DANGEROUS
Eine willkommene Abwechslung im Line Up und für viele ein Highlight des Wochenendes. Ex-Thin Lizzy Drummer Brian Downey, zusammen mit dem verstorbenen Phil Lynott seinerzeit das langjährigste Mitglied der Band, zelebriert unter dem Banner ALIVE AND DANGEROUS die Songs seiner Ex-Band…und wie! Schon allein Bassist/Sänger Mat Wilson ist stimmlich und frisurentechnisch verdammt nahe an der verstorbenen irischen Ikone und die beiden Gitarristen spielen die Songs, als hätten sie nie etwas anderes gemacht. Brian Downey groovt dazu wie die Hölle, lässt aber genügend Punch ebenso wenig vermissen. Die Songs werden perfekt dargeboten und entsprechend voll ist es vor der Bühne und nicht nur ältere Semester kommen ins Schwärmen. Egal ob das „Jailbreak“, „Emerald“ oder „Still In Love With You“ ist. Natürlich ist auch „The Boys Are Back In Town“ und als Zugabe „Whiskey In The Jar“ dabei. Großartig!
FLOTSAM AND JETSAM
FLOTSAM & JETSAM sind wieder einmal mit einem Set aus ihren ersten beiden großen Klassikern geladen. Man muss es immer wieder betonen, es gibt wohl kaum eine Band, die ihre frühen Klassiker nach über 35 Jahren so perfekt und vor allem energiegeladen auf die Bühne bringt, wie die Band aus Phoenix! Das ist natürlich in erster Linie ein Verdienst von Sänger Erik A.K., dessen Stimme die Zeit scheinbar nichts anhaben kann. Der Opener ist natürlich „Hammerhead“ gefolgt von „Dreams Of Death“. Danach wird mit „Desecrator“ das Tempo noch weiter gesteigert. Der Sound ist nahezu perfekt und Ken Mary zeigt, dass er einfach ein fantastischer Drummer ist, egal ob mit Flotsam & Jetsam oder Fifth Angel. Vor allem klingt es wesentlich besser, wenn die Drums nicht bis ans Limit nachbearbeitet wurden. „She Took An Axe“ bremst das Tempo erstmalig, auch wenn die Gitarren, wie bei ziemlich allen Songs der ersten beiden Alben, nach wie vor im Dauerfeuermodus sind. Vor allem die gedoppelten Screams am Ende des Songs werden von A.K. und Gitarrist Mike Gilbert nicht ausgespart. Das Publikum geht entsprechend steil und singt sogar das Intro von „Doomsday For The Deceiver“ komplett mit. Die Band ist überrascht, dass sie noch so viel Zeit hat und hat mit „Iron Maiden“ (vom selbstbetitelten 2016er Album) einen Song parat, der perfekt in den Set passt und darf zum Ende mit „Der Führer“ sogar noch eine weitere Zugabe spielen. Fantastisch und definitiv das Highlight des Wochenendes!
Folgendes muss aber noch raus. Es gab tatsächlich Leute, die sich beschwerten, wie man heutzutage noch einen Song namens „Der Führer“ spielen kann. Natürlich ist das ein Song gegen Nazis und die Band verbrannte früher dazu immer eine entsprechende Fahne auf der Bühne. Das sollte also klar sein. Immerhin gibt es hier keine Idioten, die bei solchen Stichwörtern gleich Zuckungen im rechten Arm bekommen. So gesehen ist doch alles ok, oder?
DORO
Ein reiner Warlock Set von DORO kann eine richtig gute Sache werden. Mit Warlock hat DORO nicht nur in Deutschland Geschichte geschrieben, danach in ihrer Solokarriere leider keine Klassiker mehr dieses Formats hinbekommen. Heute ist DORO mit drei Gitarristen angereist. Wie schon bei einigen Gigs in der letzten Zeit ist Tommy Bolan, der auf „Triumph And Agony“ von Warlock zu hören war, mit dabei. „I Rule The Ruins“ ist ein eher vorsichtiger Start, mit dem folgenden „Earthshaker Rock“ wird aber deutlich mehr Gas gegeben. Der Sound ist bestens und auf der Bühne herrscht reger Betrieb und vor allem immense Spielfreude. Weiter geht es mit „East Meets West “, „Three Minute Warning“, „Burning The Witches“ und „Hellbound“. Dann wird mit “Evil”, von der “You Hurt My Soul” Maxi richtig schön in die Raritätenkiste gegriffen. Das unvermeidliche „Für Immer“ hätte man aber nicht so in die Länge ziehen müssen oder heute vielleicht durch „Make Time For Love“ ersetzen können? Nachdem die Funkenfontänen hinter den Drums erloschen sind, geht es mit „True As Steel“ wieder härter zur Sache und wenn vorne fünf Leute synchron headbangen, ist das richtig was fürs Auge. Mit „Metal Racer“ wird noch ein Song vom Debut Album ausgegraben, das folgende Drumsolo ist allerdings durchaus zu lang geraten. Das war dann für mich auch der Punkt den Rückzug zum Hotel anzutreten. Der restliche Gig bestand noch aus zwei DORO-Nummern („Time For Justice“ und „Revenge“), natürlich „All We Are“ und mit „Metal Tango“ eine weitere Nummer von „Triumph And Agony“. Das „Breaking The Law“ Cover war allerdings doch eher unnötig, da wäre bestimmt noch eine Warlock Nummer drin gewesen.
SAMSTAG, 07.10.
TAILGUNNER
Gleich zum Beginn des zweiten Tages ein echtes Highlight. Das Debutalbum „Guns For Hire“ hat sich zu Hause zu einem echten Dauerbrenner gemausert, entsprechend gespannt war ich, wie die Jungs aus England ihre Songs auf der Bühne live rüberbringen. Sie taten es mit Bravour und vor allem Vollgas! „Guns For Hire“, „White Death“ und mit „Beast In The Night“ von Randy ein schmuckes Underground Cover. Während des vierten Songs “Warhead” riss Gitarrist Zack allerdings eine Saite und es dauerte einen Moment, bis das Problem gelöst war. Die neue schnuckelig kleine Gitarristin Rhea überbrückte das souverän und begann ein kurzes Solo zu shredden und ging dann über in Edvard Griegs „Hall Of The Mountain King“-Thema, worauf der Rest der Band einstieg, und die kleine Improvisation ausbaute. Danach gab es mit „Futures Lost“ und „New Horizons“ wieder mit Bleifuß auf die Zwölf. Einzig „Crashdive“ drosselte das Tempo etwas. Zum Abschluss wurde mit „Exciter“ noch ein starkes Priest-Cover abgefeuert, hier hielt die Stimme von Sänger Craig allerdings nicht mehr ganz durch. Die Band war den vierten Tag unterwegs und der Schlafmangel zollte seinen Tribut, obwohl noch knapp 10 Minuten Zeit gewesen wäre. Trotzdem ein extrem mitreißender Gig und dieser Meinung waren nicht wenige..
CLAYMOREAN
Jetzt zu eher epischen, teils doomigen Tönen. CLAYMOREAN sind unter diesem Namen schon knapp 20 Jahre aktiv, wurden aber erst durch das letzte Album „Eulogy For The Gods“ in unseren Breiten bekannter. Die Band hatte um das Festival herum eine kleine Tour gebucht und wird bestimmt nicht das letzte Mal außerhalb Serbiens auftauchen. Musikalisch zwar stark, auf der Bühne aber nicht so souverän wie Tailgunner vor ihnen. Hier ist an Routine und Ausstrahlung noch Luft nach oben. Sängerin Dejana sang die Songs aber genauso intensiv wie auf den Alben und sucht den Kontakt zum Publikum. „Battle In The Sky“ oder „Hunter Of The Damned“ verfehlen aber auch live ihre Wirkung nicht, ebenso wie das erstklassig umgesetzte Virgin Steele Cover „The Burning Of Rome“. Auf jeden Fall ein guter Gig.
WIZZARD
WIZZARD aus Schweden brachten 1986 lediglich eine selbstproduzierte Single heraus. Von einem kultigen TV-Auftritt der damals blutjungen Band kursiert seit einiger Zeit ein Clip bei You Tube. Sänger Matti Norlin, war laut den Metal Archives gerade mal 13 Jahre alt, als die Single aufgenommen wurde, der Rest der Band nur unwesentlich älter. Jetzt sind WIZZARD wieder aktiv und versucht es noch einmal…ganz nach dem Vorbild von Nestor? Es wird ein großer Aufwand betrieben, in und vor der Halle, sowie Backstage tummelt sich dauernd ein Filmteam, das diesen Trip festhält und Interviews macht. Immerhin steht heute der erste Gig seit 1987 auf dem Programm. Musikalisch ist das Ganze völlig ok, aber auch nichts Bahnbrechendes. Ordentlicher Hard Rock mit teils dominanten Keyboards. Von der Single wird nur „Ninya Warrior“ gespielt, ansonsten hat man noch ein paar andere Songs dabei. Der Opener „Killer On The Loose“ ist auch im Netz zu finden und „Stormchild“, der Song des TV-Clips, gibt es heute auch zu hören. Mal sehen was daraus wird…
PHANTOM SPELL
Seven Sisters Gitarrist Kyle McNeil huldigt mit seinem Projekt PHANTOM SPELL seinen proggigen Neigungen und hat mit „Immortal’s Requiem“ ein allseits sehr gut aufgenommenes Album abgeliefert. Der mittlerweile in Spanien lebende Gitarrist/Sänger hat in seiner neuen Heimat einige Mitstreiter um sich geschart, so dass wir heute den ersten Gig der Band beiwohnen dürfen. Wie der erste Gig der Band wirkt es allerdings absolut nicht. Die sechs Musiker sind perfekt aufeinander eingespielt, als ob sie das schon seit Jahrzehnten machen und spielen sich mit der Zeit richtig in einen Rausch. Der klassische Progrock/Metal der Band besticht durch tolle Melodiebögen und vor allem, wie auch bei Seven Sisters, zweistimmigen Gitarrenleads zum Niederknien. Brilliant, anders kann man das nicht ausdrücken!
AMBUSH
AMBUSH sind mittlerweile ständig on the Road und räumen mit ihrem Priest-meets-Accept Metal inklusive der entsprechenden Bühnenshow regelmäßig ab. Zusätzliche Showelemente braucht es bei den eingängigen Songs nicht, die bestens einstudierten Posen und die extrem tighte Performance reichen vollkommen, um ein Publikum zu begeistern. Mit dem Opener „Firestorm“ und dem folgenden „Possessed By Evil“ geht die Meute gleich tierisch mit. Der Sound ist klar und druckvoll, das Licht allerdings eine ganze Ecke dunkler als bei den bisherigen Bands, was bis Metal Church so bleiben sollte. Ärgerlich für die Aktiven im Photograben, aber nicht abträglich für die Stimmung. Das länger nicht mehr gespielte „Hellbound“ bringt etwas Abwechslung, danach zieht „Iron Helm Of War“ das Tempo wieder an. Nach etlichen starken Songs haben AMBUSH ihr Pulver noch lange nicht verschossen, im Gegenteil. „Hellbiter“ wird schon laut mitgesungen, „Natural Born Killers“ (mit Princess Of The Dawn Intro) noch viel lauter. Zum Finale wird mit „Don’t Shoot (Let ‘em Burn)“ noch ein Doublebass-Kracher ausgepackt und ordentlich aufs Gaspedal getreten. Hier müsste mal eine ordentliche Support Tour her, dann sollte es mit dem nächsten Schritt auf der Karriereleiter klappen.
METALUCIFER
Nun endlich mal richtig hochgeistige Musik! METALUCIFER sind 200% Metal, wenn nicht sogar mehr und wissen genau wie man Heavy Metal spielt. Nämlich flott und straight nach vorne. Völlig egal ob „Heavy Metal Drill“, „Heavy Metal Chainsaw“ oder was auch immer ist. Hauptsache Heavy Metal! Headbangen, Bier trinken, Spaß haben!
ENFORCER
Nun zu ENFORCER, bei denen heute nicht Olofs Bruder Jonas an den Drums sitzt, sondern Fabio Allessandrini. Der Italiener hat schon bei etlichen Bands gespielt, ist aber hauptsächlich für sein Engagement bei Annihilator bekannt. Los geht es mit „Destroyer“, bei dem auf der Bühne auch gleich mächtig Alarm gemacht wird. Auch Bassist Garth Condit geht mittlerweile wesentlich mehr aus sich heraus und wirkt viel souveräner als bei den letzten Gigs. Bei Olof und seinem Gitarrenpartner Jonathan ist sowieso die ganze Zeit Posing in Reinkultur angesagt. Spätestens nach „Undying Evil“ und „From Beyond“ steht ziemlich jeder vor der Bühne. Auch wenn bei einigen alten Fans die letzten beiden Alben nicht mit voller Begeisterung aufgenommen wurden, auf der Bühne ist die Band schon eine Macht. Mit „Come Alive“ gibt es einen Song des letzten Albums, gefolgt von „Zenith oft he Black Sun“. Danach gibt es mit „Nostalgia“ ein paar balladeske Minuten. Olof klingt live erstklassig und singt auch die Ballade perfekt. „Mesmerized By Fire“ beendet die kurze Verschnaufpause ehe mit „Running In Menace“ ein auf der Bühne gerne verschämter Publikumsliebling wieder einmal zu Ehren kommt. „Take Me Out Of This Nightmare“ beendet einen großartigen Gig. Einziges Manko sind heute, wie auf dem letzten Album, die Gitarren. Die könnten, etwas mehr Schmackes gebrauchen und klingen heute etwas dünn. Ansonsten: Top!
WATCHTOWER
WATCHTOWER fielen dann zum größten Teil der Essensaufnahme zum Opfer. Immerhin bekam ich die letzten drei Songs noch mit. Jedermanns Sache ist das hektische und vertrackte Material definitiv nicht. Einige versuchen an der frischen Luft ihre Gehörgänge wieder zu entknoten, während WATCHTOWER drinnen mit „Tyrants In Distress“ einen der eingängigeren Songs auf die Bühne zwirbeln. Zumindest hat dieser Song so etwas wie einen Refrain. Immer wieder beeindruckend ist die tightness, sowie der Bewegungsradius der Band auf der Bühne. Sänger Jason McMaster scheint ebenfalls über eine nahezu unkaputtbare Stimme zu verfügen. Von den Dagebliebenen werden WATCHTOWER natürlich frenetisch abgefeiert. Großes Kino!
METAL CHURCH
Nach dem tragischen Selbstmord von Sänger Mike Howe haben METAL CHURCH nicht lange den Kopf in den Sand gesteckt. Mit Ross The Boss Sänger Marc Lopes (mit geilem Blood Feast Shirt) wurde im Mai das neue Album „Congregation of Annihilation“ veröffentlicht, dass die Band eine Ecke härter als auf den letzten Alben präsentiert. Das merkt man auch an der heutigen Setlist, die vermehrt aus schnellen Stücken der ersten beiden Alben besteht. Das lange nicht gespielte „Ton Of Bricks“ als Opener wischt gleich viele Bedenken zur Seite. Der Song knallt dermaßen nach vorne, dass man gar nicht anders kann als mitzubangen. Nach „Start The Fire“ gibt es mit „Battalions“ gleich die nächste Überraschung. Wow! Den ersten Song, den ich von METAL CHURCH zu hören bekam (Dank Jörg Eckrich (RIP) und HR3), nun endlich einmal live! „Gods Of Wrath“ lässt erst einmal etwas Zeit zum Luftholen. Der einzige neue Song heute Abend ist „Pick Your God And Prey“ dessen Refrain mir vom neuen Album definitiv im Ohr geblieben ist.
Mit „Watch The Children Pray“ werden nochmals balladeske Töne angeschlagen und auch hier macht der neue Mann am Mikro eine gute Figur. Er singt zwar etwas kantiger, hält sich aber sehr nahe am Original. Mit „Burial At Sea“ und dem tierisch schnellen „Psycho“ (Hammer!) gibt es die nächsten schon ewig nicht gespielten Songs, ehe mit „Bandlands“ die einzige Howe-Nummer zum Zuge kommt, die Lopes ebenfalls mit viel Sinn für das Original singt. Zum Ende gibt es noch ein Triple vom Debut. „Hitman“, „Beyond The Black“ und das lange schmerzhaft vermisste „Metal Church“ versetzt die Halle in einen Freudentaumel. METAL CHURCH haben mit ihrem neuen Frontmann einen sehr würdigen Ersatz gefunden. Hoffentlich bleibt es eine dauerhafte Beziehung. Lopes ist stimmlich eher der Wayne-Typ, bekommt die Howe-Phase allerdings auch sehr gut hin. Es sieht gut aus für die Zukunft.
DIRKSCHNEIDER
Eigentlich wollte Udo DIRKSCHNEIDER ja schon vor ein paar Jahren mit seiner Accept Vergangenheit abschließen, aber so richtig kommt er nicht davon los. Zudem hat sich vor kurzem Peter Baltes seiner Truppe angeschlossen, so dass man auf dem Papier hier mehr Accept bekommt als beim Original. Heute gibt es also wieder Accept Klassiker unter dem DIRKSCHNEIDER Banner. Den Einstieg markiert „Starlight“, dann mit „Living For Tonight“ und „Midnight Mover“ ein Doppel vom „Metal Heart“ Album. Hier merkt man allerdings, dass Stefan Kaufmann bei Accept seinerzeit einen ganz besonderen Groove hatte. Auch wenn Udos Sohn Sven alle Parts genau nachspielt, bei „Midnight Mover“ fehlt etwas. Die Setlist der letzten Gigs wurde für das heutige Event leider nicht groß umgestellt. Wirkliche Überraschungen gibt es nicht, dafür aber alles, was das Herz begehrt, nur das „Russian Roulette“ Album wird komplett ignoriert. Was wirklich ärgert, dass „Restless And Wild“ so gut wie nie ausgespielt wird. Auch heute wird wieder nach der Hälfte in „Son Of A Bitch“ übergegangen. Sehr schade! Auf der Bühne hat man allerdings sichtlich Spaß. Auch Peter Baltes darf ein paar Kommentare loswerden und lässt sich zu einem begeisterten „…das fühlt sich an wie früher““ hinreißen. Was Udo mit einem „…als ich noch jung war…“ kontert. Der Sound ist ziemlich perfekt, nur die Gitarren sind evtl. kantig und das gewisse Etwas des Accept-Sounds fehlt. Wenn man sich aus dem Accept Repertoire bedienen kann, sind Fehler bei der Songauswahl eigentlich ausgeschlossen und es hätte locker noch eine halbe Stunde ohne Qualitätsabfall so weitergehen können. Allein wenn der Zugaben Block aus „Metal Heart“, „Fast As A Shark“ und „Balls To The Wall“ besteht, kann ja nichts schief gehen. Ein würdiger Abschluss für ein fantastisches Festival!
(Schnuller)
Bilder:
Watchtower, Metal Church, Dirkschneider : Matio Lang
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