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AgitatorAgitator

(I-On New Media)

 

In einem dunklen Nachtclub entbrennt ein Streit zwischen Mitgliedern zweier rivalisierender Yakuza-Clans, der mit einem tödlichen Messerstich endet.

Ein Mitglied der Shirane, denen das Opfer angehörte, handelt auf eigene Faust und tötet den Boss der verfeindeten Yokomiza. Um zu verhindern, dass die Situation nun vollkommen eskaliert, beraten sich die Vorsitzenden der Clans, bis Kaito, der Boss einer dritten Gang, auftaucht. Dieser verhindert einen blutigen Bandenkrieg, indem er den Yokomiza einen Shirane-Boss ans Messer liefert. Als Gegenleistung setzt Kaito eine Umstrukturierung der Machtverhältnisse durch, wonach er selbst die Herrschaft über sämtliche Clans übernimmt.

Lediglich der Yakuza Higuchi durchschaut den Plan und erkennt, dass Kaito seine Machtübernahme von langer Hand geplant hat. Doch wie soll er dieser Intrige entgegentreten, wo doch sämtliche Entscheidungsträger erst durch Kaito’s Verrat zu ihrer Macht gekommen sind. Zudem kann Higuchi nicht auf sehr viele Verbündete zählen, denn neben einer handvoll Yokomiza steht ihm nur die Kenzaki-Gang bei.

Diese wird von dem hitzköpfigen Kunihiku angeführt, der nun mit seinen Leuten beginnt, blutige Rache zu nehmen.

Takashi Miike’s Agitator darf gut und gerne als einer der Yakuza-Filme schlechthin bezeichnet werden und verbindet wirklich alles, was das Genre zu bieten hat. Neben den gewohnt packend in Szene gesetzten Shootouts und dem genialen Score, der mit seinem verdächtig sizilianischen Klang der artverwandten Pate-Trilogie ein kleines Denkmal zu setzen scheint, bietet Agitator aber vor allem eine bis ins Letzte durchdachte Story.

Um die an sich simple Ausgangslage - die Machtübernahme durch Verrat - zeichnet Miike hier ein facettenreiches Portrait der zahlreichen Interessengruppen. Dabei verzichtet er bewusst auf ein Verwirrspiel um die Intrige selbst und lässt den Zuschauer die Pläne Kaito’s von Beginn an durchschauen. Dadurch erhält der Film angenehm viel Platz für eine ausgiebige Charakterentwicklung, die auch hervorragend umgesetzt wird. Sämtliche Figuren stehen im Laufe des Films wiederholt vor Entscheidungen, deren Maxime je nachdem von Opportunismus oder Loyalität geprägt sind. Damit avanciert Agitator fast schon zu einer Charakterstudie, ist aber zugleich noch weitaus mehr. Der gesamte politische Aspekt der Geschichte, der die hierarchischen Strukturen und die ungeschriebenen Gesetze der Yakuza-Clans darstellt, weiß ebenso zu begeistern. Natürlich ist dies auch dem gelungenen Drehbuch zu verdanken. Aber vor allem Takashi Miike’s intelligente Erzählweise erzeugt neben dem faszinierenden Ambiente auch die nötige Spannung. Darüber hinaus sorgt der Verzicht auf allzu abgedrehte Figuren für eine durchaus düstere Ernsthaftigkeit, die dem Film sehr gut zu Gesicht steht und die diesmal etwas heruntergekurbelte Gewaltschraube lässt die gesamte Handlung weitaus realistischer erscheinen. Nichtsdestotrotz verfügt Agitator über eine hohe Brutalität, die aber zu keiner Zeit selbstzweckhaft eingesetzt wird und dadurch nur umso schonungsloser in ihrer Wirkung ist.

 

Die Grundaussage, dass Gewalt niemals etwas Gutes bewirkt und schlussendlich nur zu weiterem Blutvergießen führt, wurde selten derart treffend herausgearbeitet. Durch einen zunächst belanglos scheinenden Mord wird eine Lawine losgetreten, die nicht mehr aufgehalten werden kann und vor der niemand sicher ist. Wenn sich am Ende der Kreis schließt, wird die Sinnlosigkeit jeglicher Gewalt einmal mehr offenbart.

Die I-On DVD präsentiert den Film in seiner ungeschnittenen, 150minütigen Fassung. In Japan existiert eine auf zwei Videos veröffentlichte Version, die auf eine Laufzeit von 200 Minuten kommt. Aber auch wenn auf diesen Tapes womöglich einige der Nebencharaktere näher beleuchtet werden, wirkt die kürzere Schnittfassung in sich geschlossen und lässt kaum etwas zu wünschen übrig. Ganz im Gegensatz zur DVD, die neben dem tollen Cover, das durch den schwarzen Pappschuber sogar noch edler wirkt, leider nicht sehr viel zu bieten hat. Weder das Menü, noch die Extras (lediglich die obligatorische Trailershow) können überzeugen und das Bild ist eine mittelschwere Katastrophe. Anscheinend war bereits das Ausgangsmaterial nicht gerade berauschend, aber offensichtlich hat die Bildqualität unter der Komprimierung noch einmal erheblich gelitten. Aufgrund der Länge hätte man den Film vielleicht besser auf zwei Discs aufgespielt, oder zumindest auf die japanische 5.1-Spur verzichtet. Diese klingt ohnehin wesentlich dünner als die deutsche, da hätte es also sicherlich auch eine Stereospur getan.

 

(mosher)


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