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AbschaumAbschaum

(I-On New Media)

 

Es nicht verwunderlich, dass die BBC 1977 die damalige TV-Erstproduktion dieses Stoffs, vom gleichen Regisseur wie "Abschaum" und mit großen Übereinstimmungen bei den Darstellern gedreht, zurückhielt, denn "Abschaum" begibt sich nicht auf die Unterhaltungsschiene, sondern schildert von der ersten Minute an die Folgen, die eine Jugendbesserungsanstalt auf ihre "Kundschaft" hat. Dabei bezieht Regisseur Clarke nicht nur ganz klar Position gegen das damalige Justizsystem, sondern vor allem gegen die Methoden, mit denen junge Menschen scheinbar resozialisiert werden sollten. Die unmenschlichen Bedingungen erwirken eher das Gegenteil und formen aus den Männern bzw. teils noch Kindern durch Unterdrückung, Erniedrigung und Misshandlung nur umso mehr Randexistenzen. Religiöser Eifer und harte Bandagen durch die Wärter sowie ein Machtgerangel und Rassismus unter den Häftlingen lassen die Frage aufkommen, ob die erzielte Fehlleitung vielleicht noch verheerender ist als all das, was im freien Leben auf die Menschen einwirken könnte. Das totale Versagen wird nicht nur klar an Individuuen aufgezeigt, die am militärischen Drill und der Isolation zerbrechen, sondern in Form der Gefängnispsychologin zusätzlich personifiziert, welche weltfremd die größten Probleme ihrer Patienten übersieht und sich sprichwörtlich die rosa Brille aufsetzt. Trotz überwiegend junger Darsteller gelingt es dem Film ungemein gut, die Wut und die Enttäuschung auszudrücken, die sich aufstaut und sich gelegentlich in Gewaltausbrüchen entlädt. Clarke legt sichtlich Wert drauf, dass jene Szenen, beispielsweise eine Vergewaltigung oder ein Suizidversuch, ihre volle schockierende Wirkung auf den Zuschauer entfalten können, ohne die Anspannung und Atmosphäre zu häufig lösen zu müssen. So entwickeln sich neben dem Protagonisten, der sich vom Einzelgänger zum brutalen Gangführer wandelt, und einem Intellektuellen, der seine Überlegenheit sehr geschickt auszudrücken weiß, noch eine Menge anderer Nebenfiguren, die dem Zuschauer relativ schnell nahe gebracht werden. Später wurde diese filmische Tradition in Klassikern wie "Sleepers" oder "Die Verurteilten" fortgesetzt und wem dort etwas für seinen Geschmack geboten wurde, der darf blind bei "Abschaum" zugreifen. Auch wenn es hier mitunter etwas härter und schroffer zugeht, weil der Film fast dokumentarische Wirkung erzielt.

Da der Streifen 1979 entstand, sind Schwächen beim anamorphen Bild kein großes Wunder, insbesondere durch grünliche Verfärbungen und etwas Unschärfe. Das kann man in Kauf nehmen, der DD5.1-Track ist dagegen aber nur schlichtes, dünnes Mono, das vom kräftigeren O-Ton (Englisch, DD2.0) klar übertroffen wird. An Extras wurden zwei Originaltrailer beigesteuert und das Menu ist natürlich wieder in animiert.

 

(Paule)


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