1994 – Nur die Starken überleben / Rush 2
(cmv Laservision)
Kurz vor der Jahrtausendwende löscht ein weltweiter Atomkrieg nahezu alles Leben auf unserem Planeten aus. Einige wenige haben jedoch überlebt und versuchen entweder, eine neue Zivilisation zu errichten oder die letzten Überreste der alten zu zerstören. Letzterem Ziel hat sich eine Motorrad-Gang unter der Führung von Bigman verschrieben, die marodierend durchs Ödland zieht, Nonnen vergewaltigt und tötet und schließlich auf eine grundgute Farmer-Familie trifft, die den Rüpel-Rockern mit Unterstützung eines blonden Hünen ungeklärter Herkunft erbitterten Widerstand leisten.
1983 ließ sich das Jahr 1994 noch als postapokalyptisch verkaufen und die Weiten Südafrikas erschienen als plausibles Location-Rip-Off zum australischen Mad Max-Setting. Doch leider ging die Rechnung nicht einmal ansatzweise auf, denn von der wenig überzeugenden Endzeitstimmung über die scheinbar in einem atomaren Blizzard verlorengegangene Story, bis hin zur völlig verstrahlten Idee, dem ansonsten leder- und nietenbewehrten Moped-Mufti Bigman einen Barbie-Kopf auf die Glocke zu schrauben, ist hier eigentlich alles schlecht.
1994 – Nur die Starken überleben ist definitiv langweilig und doof, mag aber unter dem Banner der Trash Collection durchaus den einen oder anderen Hartgesottenen hinter dem Ofen hervorlocken. Zumal CMV wohl noch das Beste aus dieser Gurke herausholt, ihr eine hübsche Hardbox spendiert und für das unterirdische Bild mit extremen Verunreinigungen nichts kann.
Das eigentliche Sahnestück auf der Trash Collection #98 ist allerdings der Bonusfilm Rush II. Die Fortsetzung zum eine Nummer zuvor veröffentlichten Streifen ist allein die Kohle wert. Filmhistorisch nicht weniger belanglos als der Hauptfilm, weiß die Dreingabe jedoch mit massenweise unfreiwilliger Komik zu gefallen. Thematisch befinden wir uns erneut im Nachkriegszeitalter eines atomaren Konfliktes, doch diesmal gibt es sogar so etwas wie einen Handlungsstrang. Und zwar soll Einzelkämpfer Rush diesmal ein Uranlager ausfindig machen, das die unterschiedlichen Parteien, denen sich unser Westentaschen-Rambo gegenübersieht, zu freilich völlig divergierenden Zwecken nutzen wollen. Rush II unterhält mit halbwegs professionellen Settings (die Wüste von Tabernas in Südspanien, die als Schauplatz hunderter Italowestern berühmt wurde – eine Verfolgungsjagd findet gar in den Ruinen des Flagstone-Sets aus Spiel mir das Lied vom Tod statt), brauchbaren Schauspielern (der großartige Werner Pochath kommt leider etwas zu kurz) und ein paar netten Baller-Szenen. Zur Mini-Perle machen ihn aber die ungewollten Highlights wie eine Keilerei in der Wüste, die von Klängen untermalt wird, die man sonst nur aus Werbespots für Jamaica-Rum kennt, Endzeit-Bräute, denen im Eifer des Gefechts auch schonmal der Mops aus der Bluse hüpft, oder grenzdebilen Dialogzeilen während der mit militärisch organisierten Expedition durch die Wüste: „Wir haben einen Fehler gemacht. Wir hätten Wasser mitnehmen sollen!“
(mosher)