Enslaved - Heimdal

(Nuclear Blast)

Enslaved sind für mich inzwischen gewissermaßen eine Interview-Band? Damit meine ich, dass mir die Gespräche mit den ebenso bodenständigen wie lebensklugen Norwegern mittlerweile oft mehr Spaß machen und Respekt abringen als die Musik, die sie auf den letzten Alben manifestiert haben.

„Heimdal“ bildet dann auch sicher viel der Reife und Weisheit seiner Schöpfer in den Kompositionen ab. Was mir indessen oft fehlt, ist das erdende Moment. So wirkt vieles einen Tick zu abgehoben, zu spacy und einfach mehr Kunstschule und Jazzcafe als ich es gerne hätte. Frostzefix noch mal! Zwar gelingt es „Heimdal“, wenigstens in meiner Welt, gegenüber dem tendenziell freakigeren „Utgard“ etwas Boden gutzumachen, wobei das Gros des Songmaterials nach wie vor guten Gewissens als verkopft und verschroben bezeichnet werden kann.

Dies ist sicher auch den mannigfaltigen Einflüssen geschuldet, die stilistisch einen weiten Horizont von Peter Gabriel und Pink Floyd bis hin zu Tool und King Crimson spannen. Klar, dass das Ergebnis dann kein klassisches Bangerfutter ist, wobei das Garstige und Schroffe noch immer einen festen Platz im auch diesmal sehr distinguierten Gebotenen hat.

Diesbezüglich tut sich das kernig-diffus losholzende „Congalia“ besonders hervor, legte damit aber auch im Vorfeld eine falsche Fährte. Denn „Heimdal“ ist in seinem Grundwesen eher verträumte Bedachtsamkeit (wunderbar eingefangen in "The eternal sea") und gesetzte Progressivität als Abriss. Erreicht mich das emotional? Nur phasenweise! Bin ich trotzdem davon angetan? Irgendwie schon, weil das kompositorische Niveau einfach kaum etwas anderes zulässt und es nach wie vor spannend ist, den altgedienten Norwegern beim besonnenen Erforschen neuer musikalischer Sphären zuzuhören.

Außerdem mag ich die Typen einfach und könnte ihnen stundenlang lauschen. Gerne auch ohne musikalische Begleitung.

(Chris)

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