Enforcer - Death By FireEnforcer – Death By Fire

(Nuclear Blast)

 

„Death By Fire“ fängt zwar etwas untypisch an – nämlich ziemlich atmosphärisch, mit einem düsteren Klavierintro und Glockenklängen -, aber „Death Rides This Night“ stellt sofort klar, dass Enforcer genau da weitermachen, wo sie mit „Diamonds“ aufgehört haben: Mit klassischem Heavy Metal der Marke Early Iron Maiden, zelebriert mit Spielfreude und Energie. Der Opener hat es richtig eilig, begeistert mit einem tollen zweistimmigen Riff, starken Gesangslinien in der Bridge und überhaupt einem entschlossenen Olof Wikstrand in Bestform, der mit spitzen Schreien nicht geizt. Die Strophen von „Run For Your Life“ erinnern im Aufbau, in der Gesangsmelodie und in der Art zu singen ziemlich an frühe Helloween zu seligen „Walls Of Jericho“-Zeiten – ein superkompakter Song, melodiös, packend und punkig, und immer wieder Maiden-Gedenk-Riffs in enormer Geschwindigkeit – wenn schon Gamma Ray Maiden auf Speed sind, was sind dann bitteschön Enforcer? „Mesmerized By Fire“ nimmt den Fuss nur geringfügig vom Gas, klingt genauso frisch, energiegeladen und kompromisslos wie die beiden Songs vor ihm und überzeugt außerdem mit einem starken Solo. „Take Me Out Of This Nightmare“ schließlich schlägt Töne an, die man von Enforcer so bisher nicht gehört hat: Zwei Gitarren ohne jede Begleitung, versetzt mit etwas Hall – eine hypnotische Melodie, zweistimmig gespielt – dann der Einstieg einer dritten Gitarre und der taktangebenden Hihat – was hier zelebriert wird, ist pure Magie, ein Moment zum Niederknien. Enforcer tun uns den Gefallen vieler Wiederholungen nicht, und das ist vielleicht eines ihrer Geheimnisse: Ein kurzes Aufscheinen unergründlicher Tiefe, und schon geht es weiter, schnell, straight und eingängig. Mit „Crystal Suite“ führen Enforcer ihre „Ein-Instrumental-pro-Album“-Tradition fort: Quirlige Bassläufe, schnelle Leads, Stakkato-Riffs, und auch hier plötzlich ein kurzer, schwermütiger Moment, der gleich wieder vorbei ist, aber lange nachwirkt. Und am Ende ein langsames, stampfendes Riff mit Glockenklang, düster, schwer, packend und endend mit Donnerschlag. Hier deutet sich nun im Vergleich zu den beiden Vorgängeralben schon zum zweiten Mal eine Weiterentwicklung an: Ein virtuoses Spiel mit Stimmungen, eine Öffnung der kompakten und straighten Stücke für weite Klanglandschaften, die überraschende Wendungen mit sich bringen und ungeahnte Tiefe erzeugen. Auch„Sacrificed“ beginnt gänsehautträchtig, fährt fort mit einer ordentlichen Energieentladung und begeistert mit einer leicht progressiven Bridge sowie atemberaubenden Soli. Der Höhepunkt des Albums ist dann erreicht mit „Silent Hour/The Conjugation“, dem wohl ambitioniertesten Song des Albums, im Grunde ebenfalls fast ein Instrumental. Nach dem kurzen „Silent Hour“ beginnt eine instrumentale, epische Odyssee, tief, harmonisch, melancholisch, aber auch klirrend frostig. Enforcer klingen hier wie eine schwedische Black Metal-Band, aber ihnen gelingt das Kunststück, das organisch in ihren Sound zu integrieren. „Satan“ schließt das Album dann eher konventionell ab, nämlich schnell und ziemlich punkig. Alles in allem eine Riesenscheibe, extrem energetisch aufgeladen, prall gefüllt mit umwerfenden Ideen, umgesetzt mit packender Spielfreude. Hinzu kommt eine Produktion, die das alles echt, rauh und hart klingen lässt. Enforcer ziehen ihr Ding weiter kompromisslos durch, und zeigen allen, die hier gerne den „Retro“-Stempel draufdrücken, dass ihnen diese Schublade definitiv ein paar Nummern zu klein ist. So quicklebendig und originell war Metal selten zuvor.

 

(Torsten)

 

http://enforcer.se/

 

 

 


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