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Haggard, Coronatus, Crow7 (Frankfurt 2011)

Haggard, Coronatus, Crow7

3.4.11 - Frankfurt, Batschkapp

 

 

Zwei Jahrzehnte Haggard, ein Grund zum Feiern. Das sahen zumindest einige so, die Kapp war schätzungsweise knapp zur Hälfte gefüllt, was zwar anständig ist aber nicht unbedingt überragend. Eine schwarzbunte Mischung aus Gothics, Düstermetallern, einigen Kuttenträgern und einem Schwung Normalos hatte sich die Ehre gegeben, um das Wochenende standesgemäß ausklingen zu lassen, wobei die drei vertretenen Bands doch ziemlich unterschiedlich waren. 

 

 

images/live-pic/2012_10/Crow7.jpgCrow7

 

Der Opener Crow7 war optisch jedenfalls zweifellos in der Gothic-Ecke anzusiedeln. Umso erstaunter konnte man ob der Töne, welche sich ihren Weg aus der PA bahnten, sein. Im wesentlichen war das 80er-Hardrock reiner Prägung, mit allem was so dazugehört: Schmissige Refrains, posige Soli, gefiel mir richtig gut. Angereichert wurde die Musik mit ein paar Keyboards und Chören vom Band sowie dem einen oder anderen Grunzer des Bassisten. Ich vermute, die Band erhofft sich durch das Gothic-Image eine breitere Akzeptanz als mit dem zu dieser Musik eigentlich passenden Leopardenspandexoutfit. Dabei sah der Sänger tatsächlich aus wie Nigel Tufnel von Spinal Tap…und sang wie der Kindergärtner um die Ecke, reichlich unspektakulär und mitunter ziemlich schief. Zumindest instrumental war aber alles in bester Ordnung. Trotz des wenig zu Haggard passenden Stils zeigte sich das Publikum zu einem nicht geringen Teil erfreut und bedachte den Auftritt gebührend mit Applaus. Übrigens sah man die Musiker auch Stunden später noch mit ihrer Schminke im Gesicht durch die Gegend marschieren, was die Frage aufwirft, ob sie sich nicht trauen, ohne Make-Up gesehen zu werden oder ob man sich gleich die permanente Version für die Tour verpassen ließ. Ziemlich alberne Geschichte, trotzdem ein überwiegend guter Auftritt.

 

 

Coronatusimages/live-pic/2012_10/Coronatus.jpg

 

Von Coronatus waren mir zumindest die Veröffentlichungen bekannt, so daß ich wußte, daß ich symphonischen Metal vom Nightwish-Reißbrett erwarten konnte. Stimmte dann auch. Die Instrumentalisten posten souverän und gleich zwei Sängerinnen wirbelten über die Bühne. Wobei insbesondere Mareike Malosch mit einer überzeugend-rockigen Gesangsleistung ebenso punkten konnte wie mit publikumsnahem und durchaus metallischem Auftreten. War sympathisch anzusehen und zu hören, ihre Kollegin beschränkte sich da eher auf den zum Operngesang passenden Divatouch. Und musikalisch? Solide war es auf jeden Fall, Coronatus sind aber einfach zu sehr im Mittelfeld gefangen, um langfristig so richtig überzeugen zu können; ein wirklich guter Song wie „Tantalos“ bleibt da einer der wenigen Lichtblicke im weitgehend durchschnittlichen Liedermeer. Solide dargeboten wurde die Chose auf jeden Fall und das engagierte Auftreten der Vokalfraktion rettete den Gig in den grünen Bereich hinüber, aber Coronatus werden vermutlich auch weiterhin eher eine Randnotiz bleiben.

 

 

images/live-pic/2012_10/Haggard2.jpgHaggard

 

Selten standen wohl so viele Musiker gleichzeitig auf der alten Batschkapp-Bühne, trotzdem waren Haggard mit insgesamt 13 Leuten noch in abgespeckter Besetzung angereist. Für jeden Mischer muß das ein ziemlicher Alptraum sein, der Sound war aber differenziert und ließ keines der Instrumente wirklich untergehen. Haggard boten einen repräsentativen Querschnitt ihrer bisherigen Alben und gaben sich Mühe, wirklich die ganze Bandgeschichte abzudecken, was bei ihren meist recht langen Stücken nicht ganz einfach ist. Zudem waren die Pausen zwischen den Songs relativ lang, noch dazu nahm sich Asis Zeit für einige längere Ansagen. Hier könnte man den Konzertablauf gerne noch etwas straffer strukturieren, aber wenn das Ensemble dann wieder gemeinsam musizierte, waren derartige Kritikpunkte wieder ausgeglichen. Haggard live bleiben ein echtes Erlebnis, die verschiedenen Musiker bekamen immer mal kurze Solospots, um ihre Talente unter Beweis stellen zu können; einen Sonderstatus nahm hierbei die Sopranistin ein, welche sich zu einigen wirklich atemberaubenden Leistungen aufschwang und verdientermaßen mit tosendem Applaus belohnt wurde. Was jedoch nicht manch andere heute dargebotene Ohrenweide schmälern soll. Insgesamt vergingen die brutto 90 Minuten sehr unterhaltsam, als Publikumsfavoriten erwiesen sich – nicht ganz unerwartet – „The final victory“ und der als Zugabe gespielte alte Evergreen „In a pale moon’s shadow“. Daß allerdings für das von jeder zweiten Mittelaltertruppe totgedudelte „Herr Mannelig“ eine der vielen hochwertigen Eigenkompositionen auf die Ersatzbank mußte, finde ich ziemlich daneben, so etwas hätten Haggard wirklich nicht nötig. Nichtsdestotrotz ein gelungener Abend mit drei unterschiedlichen aber durchweg sehenswerten Auftritten, bitte mehr davon.

 

 

Bericht & Fotos: Till


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