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lonewolf-logoWirft man einen Blick in unser südwestliches Nachbarland, kann man über die Entwicklung der dortigen Metalszene wirklich froh sein. Nach einer langen Durststrecke in den 90ern gibt es in Frankreich mittlerweile eine Horde interessanter Newcomerbands, die mit viel Talent und Enthusiasmus die Kunst der harten Klänge pflegen. Herausragend sind hierbei zweifellos Lonewolf aus Grenoble, die vor kurzem mit ihrem dritten Album „Made in hell“ einen amtlichen Brocken traditionellen Metals auf die Menschheit losgelassen haben, der die vielzitierte Frage „Make it or break it?“ mehr als eindeutig beantwortet. Also war es Zeit,  Bandkopf, Sänger und Gitarrist Jens Börner einige Details zu alten und neuen Geschehnissen im Wolfsbau zu entlocken. Der in Frankreich geborene, deutschstämmige Leitwolf gab sich erfreulich bodenständig und ehrlich und erteilte bereitwillig Auskunft zu seiner Band und darüber hinaus.

 

 

 

Statt einer lang(weilig)en Einleitung mit Bandgeschichte und Besetzung: Beschreibe die

Essenz von Lonewolf in fünf Worten.


JB:
True Metal

Glaube (an den True Metal)

Loyalität (gegenüber denjenigen, die uns unterstützen)

(Wahnsinns-) Spaß & Freude bei der Sache

Chains and leather, weil’s dazu gehört, haha!! ;-)



Ihr habt bislang drei Alben veröffentlicht. Nenne bitte zu jeder Scheibe, was daran am besten und was am schlechtesten ist.


JB: „March into the arena“ - Was ich daran toll finde, ist die Wahnsinnslust und Freude an der Sache, die man einfach raushört und für mich alle „Anfängerfehler eines ersten Albums“ einfach wegradiert. Außerdem sind da Songs drauf, die wir wohl bis zum Ende spielen. Schlecht finde ich, daß wir die zwei Songs der „Holy evil“-Single (die ich heute noch heiß und innig liebe) für das Album neu aufgenommen haben. Wir hätten zwei andere Songs aufnehmen sollen, finde ich heute.

„Unholy paradise“ - Für mich sehr klar unsere schwächste CD. (Sehr) schlechter Sound, ein paar schwächere Riffs - wir wollten es einfach zu gut machen und das ist halt nicht geglückt. An guten Dingen bleiben für mich natürlich trotzdem ein paar Songs: „SPQR“ hat sich live zu einer Hymne entwickelt, „Behind the cross“ und ein paar andere sind auch gute True Metal- Songs. Sie entwickeln auf der Scheibe halt einfach nicht ihr ganzes Potential, dafür haben wir sie in letzter Zeit wieder mehr live gespielt. Versteh mich nicht falsch - ich mag dieses Album sehr gerne, doch es hätte viel besser sein können. Aber aus Fehlern lernt man, und „Made in hell“ wäre ohne die „Unholy paradise“-Phase sicher nicht das Album geworden, das es ist.

 „Made in hell“ - Ich bin sehr stolz auf dieses Album, am besten finde ich wohl die Konstanz in den Songs. Alles ist einfach besser; Sound, Arrangements... Was ich da am schlechtesten finde?? Es ist noch nicht lange genug draußen, als daß ich das jetzt gleich so richtig sagen könnte. Frag mich in einem Jahr, da kann ich dir sicher besser antworten ;-)



Werdet ihr eigentlich häufig wegen des Gesangs kritisiert? Er paßt zwar gut zur Musik, aber

ich lese auch immer mal wieder Kommentare wie „Kneipengebrüll“…


JB: Haha, ja, stimmt schon...bzw. vor allem bei den zwei ersten Alben. Fürs neue Album „Made in hell“ habe ich bis jetzt nur zwei Reviews gesehen, die von einem schwachen Gesang sprachen. Natürlich habe ich sicher noch nicht alle gelesen, ist mir schon klar, aber es freut mich natürlich, daß man heutzutage weniger über den Gesang schreibt. Heute schreiben die Leute einfach über einen „Grave Digger-typischen“ Gesang, und ich habe sogar schon mehrmals sowas wie „Was anfangs eine Schwäche war, ist heute zu einem starken Lonewolf-Markenzeichen geworden“ gelesen. Ich meine, natürlich bin ich kein Wahnsinnssänger, ist mir ja Gott sei Dank klar, haha. Aber ich wage schon zu sagen, daß das seit der „Unholy paradise“ alles besser geworden ist. Ursprünglich hätte ich ja nie singen sollen, wir wollten eine „female fronted Metal band“ haben, eine Mischung aus Warlock und Running Wild sozusagen. Aber wir haben drei Sängerinnen getestet, wo es nie klappte. Dann haben wir einen Sänger gesucht und nie einen gefunden. Na, damals habe ich den zwei anderen (wir waren zu dieser Zeit zu einem Trio geschrumpft - die Band hieß auch noch gar nicht Lonewolf) gesagt: „So, wenn wir zu was kommen wollen, muß einer von uns den Gesang übernehmen“ Und die beiden haben sich angeschaut und mir gesagt: „Prima Idee. Wir aber nicht.“ Naja, und so fing’s halt an....

Wobei ich sagen muß, das ich den Gesang auf „March into the arena“ eigentlich gar nicht übel finde. Ich habe halt getan, was ich konnte und versucht, nicht zu falsch zu liegen. Mit „Unholy paradise“ habe ich da schon mehr Probleme, denn das große Problem war, daß ich während der Gesangsaufnahmen krank geworden bin. Und wir konnten natürlich den Studiotermin nicht verschieben, er war schon bezahlt, und andere Bands kamen eh danach...mußte ich halt in den sauren Apfel beißen und irgendwie durch. Ich dachte damals, mir explodiert der Kopf, mit Fieber brüllen, puh das war was ;-)....Naja, bei den ersten Songs ging’s noch, und Songs wie „Stronger than evil“ oder „Unholy paradise“ lassen sich schon hören. Bei „1789“ oder „Medieval witchcraft“ hört man schon mehr Schwierigkeiten…

Vielleicht hätten wir nur acht Songs auf das Album packen sollen statt zehn, vielleicht wäre es dann weniger aufgefallen. Ach, was soll’s. Jetzt ist es vorbei, und auch dieses Album hat uns sehr im Underground geholfen. Ja, man hat schon Sachen über den Gesang gelesen, aber es gibt auch viele Metalfans, die dieser rauhe Gesang gar nicht stört. Das merken wir auch an den Gigs, an den Leuten, mit denen wir reden usw. und eigentlich sowieso, weil wir einen tollen Support im Underground haben, auf den wir schon stolz sind. Ich meine, wenn in Athen 300 lonewolf-picLeute deine Refrains singen, in Deutschland Fans dich fragen, warum wir den und den Song nicht gespielt haben usw., das heißt doch schon irgendwie, daß die nichts gegen den Gesang haben. Und wir stellen uns seit langem keine Fragen mehr darüber, uns gefällt diese rauhe Weise ganz einfach.

Außerdem, mal ganz ehrlich, bin ich schon froh, diese Art zu „singen“ zu haben, da muß ich nicht andauernd auf meine Stimme aufpassen, haha!! Man trinkt ja gerne ein bißchen auf Konzerten, raucht Zigaretten...würde mir stinken, wenn ich da aufpassen maßte wie „richtige“ Sänger ;-)

 


Viele französische Bands schreiben Texte auf französisch, warum sind eure Texte englisch?


JB: Ich, der ja 99% der Lyrics schreibt, bin ja deutschstämmig. Und ich denke einfach, daß Englisch einfacher für Deutsche ist, weil es sich dem Deutschen doch sehr nahe steht, im Gegensatz zum Französischen, das sich ja eher dem Italienischen oder Spanischen, also romanischen Sprachen, ähnelt. Es ist ja auch bekannt, daß der Franzose eigentlich nicht sehr begabt ist beim Englischen. Das ist jetzt natürlich überhaupt nicht böse gemeint, nur ein Fakt. Daher singen viele Bands hier auf französisch. Was ja auch oft toll rüberkommt, Bands wie H-Bomb, ADX oder Killers haben ja fantastische Sachen herausgebracht, und in jüngerer Zeit haben wir Bands wie Malediction, die das auch sehr gut gemacht haben.

Ich habe natürlich schon mal probiert, französisch zu schreiben, ich schaffe das aber einfach nicht. Das ist schon paradox, weil es ja eigentlich für mich einfacher sein sollte, auf französisch zu schreiben, was ich sagen möchte, aber irgendwie klappt’s nicht. Und ich denke auch, daß es einfacher ist, englisch zu singen als französisch, es „fließt“ einfach besser, für mich zumindest. Ich habe großen Respekt vor französisch singenden Bands, weil ich das wirklich nicht leicht finde. Und da braucht man auch das Talent, um gute französische Texte zu schreiben. Das habe ich einfach nicht. Was nicht heißt, das meine englischen Texte viel besser sind, aber irgendwie ist das wohl psychologisch bedingt: Da merke ich es weniger, wenn’s eher schwach ist, hahahaha!!



In der Encyclopedia Metallum ist zu lesen, daß es ein unveröffentlichtes Lonewolf-Album namens „Legions of the unlight“ gibt. Wie kam es zur Entstehung dieses Albums, und warum wurde es nicht veröffentlicht?


JB: Nach der „Holy evil“-EP, die ja eine gute Resonanz bekommen hatte, haben wir bei einem kleinen französischen Label, das gerade anfing, unterschrieben, um ein Album zu machen. 1996 war das. Wir haben in der Nähe von Paris dieses Album aufgenommen, das sich also „Legions of the unlight“ hätte nennen sollen. Aber während der Aufnahmen merkten wir schon, daß etwas mit dem Label nicht rund lief. Ich möchte da gar nicht in alle Details gehen, sowas merkt man halt einfach. Es war eine sehr schlechte Studiosession, wirklich. Wir ahnten, daß das Label ein Rip-Off war, mußten aber durch die Aufnahmen. Man hört bei den Aufnahmen, daß da nicht der Wille da ist, im Gegensatz zu „Holy evil“, oder „March into the arena“. Nach den Aufnahmen wußten wir gar nicht mehr, was mit dem Label los war, gesehen haben wir sie nie mehr, und wo sie waren, wußten wir nicht. Die Adresse gab’s natürlich nicht mehr, und die Telefonnummern waren auch ungültig. Und jetzt standen wir da mit Aufnahmen, die uns gar nicht gefielen, wir hatten viel Geld verloren. Gemixt und gemastert war’s natürlich nicht, und dafür hatten wir eh kein Geld mehr. Wir waren uns alle einig, daß wir das so nicht rausbringen wollten, kurz danach ging Felix nach Deutschland zum studieren und verließ uns, und wir, die blieben, hatten die Nase voll von dem ganzen Scheiß. Also hörten wir auf.

Einen Song von dieser Session gibt’s als Bonustrack auf Goi Musics Wiederveröffentlichung von „March into the arena“, das Stück heißt „Children of the unlight“. Den Song selber mag ich sehr gerne, aber diese Aufnahme gefällt mir gar nicht!



Gibt es Überlegungen, die alten Demos aus der ersten Phase von Lonewolf irgendwann offiziell zu veröffentlichen? Oder werdet ihr möglicherweise einige der alten Songs für kommende Alben neu aufnehmen?


JB: Ja, eigentlich schon, denn erstens fragt man mich das immer öfter, und zweitens sind da bei den alten Sachen gute Ideen dabei, denen wir gerne unseren aktuellen Sound verpassen würden. Ich würde „The calling“, das 1994er Demo, gerne komplett neu aufnehmen, aber mal sehen in welchem Rahmen. Außerdem würde ich auch gerne den Song „Children of the unlight“ neu aufnehmen.

 


Ihr habt „Hellenic warriors“ für eure griechischen Fans geschrieben. Was war der Anlaß dafür? Wie waren die Reaktionen in Griechenland auf den Song?


JB: Der Anlaß war der erste Gig, den wir in Athen gespielt haben. Wir waren die erste französische Metalband, die auf griechischem Boden spielte, und der Empfang war fantastisch. Wir haben das „Heavy Metal Holocaust“-Festival geheadlined, und es war eine sagenhafte Erfahrung. Lustig ist - ich erinnere mich sehr gut -, daß wir an diesem Abend technisch nicht sehr gut waren. Wir waren müde von einer Riesenparty am Abend zuvor, dem Streß usw., aber die Griechen sangen einfach alles mit. Das war noch zu „March into the arena“-Zeiten, und das werden wir unser ganzes Leben nicht vergessen. Deswegen habe ich mich, als wir nach Frankreich zurückgekommen sind, gefragt, was wir machen könnten um diesen Leuten zu danken. Da kam ich gleich auf die „Hellenic warriors“-Single - ich hatte den Titel noch vor einem einzigen Riff oder irgendwelchen Lyrics, haha!



Fühlen sich die Lonewolf-Fans in anderen Ländern da nicht benachteiligt, quasi als Fans zweiter Klasse?


JB: Glaube ich wirklich nicht. Ich meine, es ist ja nicht so, daß wir eine Band wären, die Millionen CDs verkauft und da vielleicht wirklich Fans aus einem Land sagen könnten: „Ja, und wir?!“ Nee, wir sind eine kleine französische Band, und ich glaube, die Leute, die uns mögen, sind eher froh, daß es ein Land gibt, wo es wirklich gut für uns läuft. Guck mal, es ist ja eigentlich so, wie es mir ein Fan in Holland sagte: „Toll, daß es in Griechenland läuft, das heißt, daß wir alle noch Alben von euch kriegen!“ Recht hat er ;-). Ich möchte ja hoffen, daß sich da niemand als „Fan zweiter Klasse“ fühlt…ich weiß genau, daß wir auch in Ländern wie Deutschland oder Italien tollen Support im Underground haben, und glaub mir, daß ich darauf genau so stolz bin wie auf den griechischen Support.  



Plant ihr weitere Stücke in dieser Art? Ich habe da ein Gerücht gehört, daß es ein Lonewolf-Konzeptalbum über alle eure Freunde bei Myspace geben soll…


JB Haha, schon manchmal lustig zu sehen wie es nicht nur um große Bands Gerüchte gibt...nee, das mit Myspace ist natürlich Quatsch. Ich habe auch schon gehört, daß wir mit Stormwarrior touren würden, daß Lonewolf Deutsche sind, die sich als Franzosen ausgeben und andersherum (!), daß Lonewolf Franzosen sind, die sich als lonewolf-pic0Deutsche ausgeben, denn es sei dann leichter im Ausland (?!), daß wir eine rechtsextremistisch orientierte Band seien (wobei unserer gerade erst ausgestiegener langjähriger Bassist Algerier ist) usw. Mit solch einem Mist muß man halt leben, ist ja auch nicht tragisch, denn oft ist es ja einfach Neid. Aber natürlich könnte es sein, daß es mal wieder einen Song gibt über etwas, was Lonewolf geprägt hat, warum nicht. Kann ein Gig sein, kann eine Person sein, kann was weiß ich was sein. Aber nicht über 1500 Myspace-Freunde, haha!



Na gut, das war auch nicht gerade aus der Abteilung „seriöse Fragen“…wird es „Hellenic warriors“ denn auch auf ein reguläres Album schaffen?


JB: Mit so einem guten Sound wie „Made in hell“ würde ich das gerne machen, aber ich glaube nicht. Es soll ja erstens was Spezielles für die Griechen und die Vinylfreaks überhaupt sein, und zweitens hat das Vinyl ja seinen Reiz, den es sonst nicht mehr hätte. Wir haben das damals ja schon mit der „Holy evil“-Single gemacht: Außer dem Intro sind die beiden Titel auf „March into the arena“ gekommen, und eigentlich bin ich heutzutage gar nicht so froh darüber, hahaha!

 


Ihr habt euch nach einem Running Wild-Song benannt, und die haben sich ja wiederum nach einem Priest-Song benannt. Wenn man die Kette fortsetzen wollte – welcher Lonewolf-Song wäre am ehesten geeignet, um ihn als Bandnamen zu verwenden? Und wie würdet ihr reagieren, wenn das tatsächlich passieren würde?


JB: Haha, lustige Frage...puh, vielleicht „Walpurgis night“? Oder „Seawolf“…“Shadowland“ auch, aber es würde mich wundern, wenn’s das nicht schon gäbe (stimmt, schöner Melodic Metal aus Schweden - d. Verf.). Aber ja, „Shadowland“ ist vielleicht der Beste. Wie ich reagieren würde? Mal ganz ehrlich, bei einer Band, die sich nach einem deiner Songs benennt, kannst du dich wohl nur geehrt fühlen. Zumal es dann sicher Fans sind, und die Leute, die dich unterstützen, und durch die du also weiterkommst, verdienen den größten Respekt.

 

Wie würden Lonewolf eigentlich klingen, wenn es Running Wild nie gegeben hätte?


JB: Wow…laß mich nachdenken. Eine Mischung aus Grave Digger und Iron Maiden. Also ungefähr so wie jetzt schon ;-). Vielleicht hätten wir uns ja „Witchhunter“ genannt, hahaha!!!!


Was hältst du als großer Running Wild-Fan von den letzten Alben der Band?


JB: Na, um ganz ehrlich zu sein finde ich sie manchmal ein bißchen weniger packend als zuvor. Aber schlecht sind sie bei weitem nicht, es sind jetzt halt einfach ein paar schwächere Songs auf jedem der Alben (bzw. Songs, die für mich nicht wirklich in den Running Wild-Rahmen passen, wie „Revolution“, das Beatles-Cover, „Detonator“ usw.), und an sowas war ich bis „The rivalry“ nicht gewöhnt. Ich bin auch nicht so der Fan des heutigen Running Wild-Sounds. Aber wenn man sich die Songs einzeln ansieht, sind auf „Victory“ Songs wie „Tsar“, „Victory“ oder „Timeriders“, auf „The brotherhood“ Sachen wie „Pirate song“, „Dr. Horror“ oder „The brotherhood“, auf „Rogues en vogue“ sind „Angel of mercy“, „Libertalia“, „Black gold“ usw...ja, wie gesagt, tolle Songs, die mein Herz schneller schlagen lassen, sind immer noch da. Nur ist es halt nicht mehr so konstant wie bei „Black Hand Inn“, „Gates to purgatory“, „Death or glory“ oder „Under Jolly Roger“, und es hat nicht das spezielle Flair, das diese Alben haben. Aber, sei es auch nur für ältere Alben, es gehört sich, Running Wild den ganzen Respekt zu erweisen, den sie verdienen. Sie haben (deutsche) Metalgeschichte geschrieben und für mich DAS beste Metalalbum aller Zeiten herausgebracht: „Gates to purgatory“.

Auf jeden Fall bin ich für immer riesiger Running Wild-Fan und bin schon sehr gespannt aufs nächste Album. Viel wurde über Rolf und Running Wilds letzte Alben geschrieben, oft sehr kritisch. Mich würde es nicht wundern, wenn der Captain Rock’n’Rolf sich Zeit nimmt, um ein Wahnsinnsalbum aufzunehmen und allen zu zeigen, daß er nochmal z.B. ein „Black Hand Inn“ schreiben kann. Ich gönne es ihm, können tut er’s auf jeden Fall!!

 


Eure Verehrung für Running Wild geht ja so weit, daß manche Zeilen aus „Behind the cross“ teilweise ein wenig von „Running blood“ abgeschrieben sind ;-). Werdet ihr euch vielleicht noch einmal derart „inspirieren“ lassen? Welcher Running Wild-Song wäre dafür am geeignetsten?

JB: Das freut mich, weil man sieht, daß du das Interview gut vorbereitet hast. Nee, ganz ehrlich, sowas wird es nicht mehr geben. Eigentlich liegt das mehr an mangelnder Kreativität im Lyrics schreiben als an der Running Wild-Verehrung, muß ich ganz ehrlich sagen. Aber „Behind the cross“ ist ja eigentlich ein Text, der schon auf unserem „The calling“-Demo war, nur daß der song „Burn the cross“ hieß. Das heißt, daß die Lyrics dazu ursprünglich so 1993 oder 1994 entstanden sind, also zu Lonewolfs Anfangszeit, und naja, eher deswegen gab’s halt diese „Running blood“-Kopie. Man mag sich in so frühen Jahren dem „Meister“ annähern, und es wird halt nur ein Abklatsch. Aber so ist es halt oft bei jungen Bands, damit habe ich keine Probleme und bin immer noch stolz auf den (die) Song(s).

 

Wurde die „unheilige Dreifaltigkeit“ in „The heart of hell“ eher von Running Wilds „Pile of skulls“ oder von Motörheads „Orgasmatron“ inspiriert? Oder kam die Idee zu dem Song von einer anderen Quelle?


JB: Nein, der Text kam eigentlich aus dem gleichen Guß mit „Host of the dark“, bzw. direkt danach. „Host of the dark“ handelt ja von dem  Attentat im Atocha-Bahnhof in Spanien bzw. der spanischen politischen Reaktion. Also lonewolf-pic1schon von Religion (bzw. islamischen Fanatikern) und Politik. Krieg ist ja das, was die fanatischen Moslems wollen, und das alles zusammen gab dann „The heart of hell“. Daß es Running Wild ähnelt, ist wahr, aber ich wollte da keinen Abklatsch machen. Aber du bist nicht der erste, der mir das über „The heart of hell“ sagt, und auf sowas werde ich jetzt aufpassen. Ich meine, diese „Dreifaltigkeit“ ist ja heutzutage leider sehr aktuell, und deswegen habe ich darüber geschrieben. Ich denke wirklich, daß wir mit „Made in hell“ unseren eigenen Stil gefunden haben, deshalb war es im nachhinein gesehen doch vielleicht ein bißchen ungeschickt, einen Text wie „The heart of hell“ zu schreiben, der ja schon an Running Wild erinnert.

 


Die Texte auf den beiden ersten Alben behandeln eher historische Ereignisse, während die Texte auf „Made in hell“ häufig von Mißständen in der aktuellen Gesellschaft handeln. Wie kam es zu diesem Wechsel? Wie werdet ihr das auf künftigen Alben handhaben?


JB: Also, anfangs hätten die Texte zu „Made in hell“ eigentlich mehr oder weniger der Linie von „March“ und „Unholy“ treu bleiben sollen. Aber dann merkte ich, daß ich mich im Kreis bewegte. Entweder ähnelte es doch zu sehr älteren Lyrics, oder es war einfach nicht gut. Kurz und gut, ich hatte dafür keine Inspiration mehr! Also habe ich versucht, damit anzufangen, über das zu schreiben, was mir im Alltag und in der Gesellschaft stinkt. Und zu meiner Überraschung hat das ganz gut funktioniert. Es war ja was ganz neues für mich, und ich hatte wirklich Spaß daran. Wie es auf dem nächsten Album aussehen wird, weiß ich ehrlich gesagt noch nicht so sehr. Es kann wieder historisch/fantastisch sein, es kann sich aktuell, wie auf „Made in hell“, fortsetzen…fertig habe ich erst zwei Texte. Einen typischen „Headbanger-bleib-wie-du-bist“-Text, wie etwa der Song „Made in hell“ (sowas gefällt uns einfach, das gehört bei uns dazu, so klischeehaft es auch für manche sein mag, wir lieben das und stehen dazu) und einen eher historischen, aber das sagt natürlich noch nicht, in welche Richtung das nächste Album geht. Ideen sind natürlich schon da…ach vielleicht 50/50.



Stell dir vor, Rock’n’Rolf ruft morgen an und braucht einen Gitarristen…würdest du Lonewolf verlassen, um bei Running Wild einsteigen zu können?


JB: Haha, du, dafür währe ich technisch eh nicht gut genug ;-)



Wie schätzt du die aktuelle französische Metalszene ein? Ist der Underground heute aktiver als vor 10-15 Jahren? Gibt es Bands und Fanzines, die du empfehlen kannst?


JB: Ja, der Underground ist auf jeden Fall viel aktiver als vor 10-15 Jahren. Das Internet hilft da sehr, da man ja schneller Leute kennenlernen kann und auch, weil es so eine Art „French Revival“ gibt. Aber aufgepaßt, aktiver als vor 20–25 Jahren ist er sicher nicht, da hatten wir ja sozusagen das französische goldene Zeitalter mit H-Bomb, ADX, Nightmare, Warning und so weiter und so fort...und es war hier in diesen Jahren wirklich etwas Spezielles, was Metal anging. Aber vor 10-15 Jahren hatte Frankreich ja fast einen Totalausfall in Sachen Metal. Heutzutage gibt es Bands wie Résistance, Holy Cross, Elvenstorm - junge, sehr talentierte Bands, die genau wissen, wo sie hinwollen, und natürlich bekanntere Bands wie Nightmare, Manigance, Mystery Blue, Killers, die sich ja etabliert haben. Übrigens, wir haben einen neuen Bassisten, Alex, der ja sechs Jahre Gitarre bei Nightmare gespielt hat. Was Fanzines angeht, fallen mir da spontan „Metal titans“ ,„Underground investigation“, „Les decibels“ ein, und Webzines wären „Kaosguards“, „Pavillon 666“, „Hardrock80“, „Metal storm“ oder „Heavylaw.com“, um mal einige zu nennen. Alles Leute, die sehr viel für den Metal hier in Frankreich tun. Es ist auch diesen Leuten zu verdanken, daß sich die Situation hier, was Metal angeht, verbessert hat. Sie haben verstanden, daß man sich nicht andauernd im Ausland umschauen muß, um guten Metal zu bekommen, sondern daß hier in Frankreich auch was Gutes abläuft. Und das unterstützen sie genauso, als würde es aus dem Ausland kommen; eine Sache, die vor ein paar Jahren noch gar nicht so selbstverständlich war. Es gab da eine Band aus der Mitte der 90er Jahre, an die ich mich erinnere, Nightreaper. Die waren leider zu früh oder zu spät da...halt gerade im französischen Blackout. Schade, denn das war True Metal pur und heutzutage, mit dem Internet und dem größeren Interesse an diesem Stil, würden sie sicher ein sehr gutes Feedback bekommen. Falls jemand von deinen Lesern gute alte Metaldemos sammelt, würde ich da das „We get wild“-Demo empfehlen, falls es irgendwo zu ergattern ist.



Werfen wir einen Blick in die Zukunft: Wo siehst du Lonewolf in 20 Jahren? Wie schätzt du eure Chancen ein, daß Lonewolf wirklich erfolgreich werden?


JB Also ich glaube ja nicht, daß es Lonewolf in 20 Jahren noch gibt ;-). Naja, wirklich erfolgreich, da sind die Chancen sehr gering, hahaha!! Ich meine, wir sind so sehr im Underground verwurzelt...und dann ist es immer unterschiedlich, wie man das Wort „Erfolg“ sieht. Ich meine, wir sind eine kleine französische Band, aber wir wissen genau, daß wir schon großes Glück haben mit allem, was wir erleben! Wir kommen herum (Griechenland, Holland, Deutschland), nächstes Jahr spielen wir in Italien, Polen, in Deutschland beim Headbangers Open Air – ich glaube, viele französische Bands würden davon träumen!! Wir haben Leute/Bands wie Paul DiAnno, Grave Digger, Grim Reaper, Wizard, Manilla Road, Omen usw. getroffen und mit denen gespielt, Dark Age (von denen Eike jetzt ja „Made in hell“ gemixt und gemastered hat), Paragon (deren Ex-Basser Jan uns ja letztes Mal in Griechenland ausgeholfen hat), das sind Sachen, da sagst du dir wirklich, daß du froh bist, diese Band zu haben, haha!! Für mich ist das wirklich ein persönlicher Erfolg. Zum ersten Mal verdienen wir ein bißchen Taschengeld mit unserem Album...ist doch schon mal ganz gut, wenn man die Situation des Metals in Frankreich kennt.



Wenn ihr das Kingdom Of Metal regieren würdet, welches wäre die ersten drei Gesetze, die ihr erlassen würdet?


JB: Haha, lustige Frage, aber bei solchen Antworten bin ich nicht sehr gut ;-)...Mal sehen:

Erstes Gesetz: In sogenannten Metalmagazinen dürfen NUR Metalbands drin sein, was ja heutzutage leider nicht selbstverständlich ist. Wie oft sage ich mir: „Was hat denn diese Band hier drin zu suchen?!“ Ich meine, rumexperimentieren usw., ja ok warum nicht...aber wenn’s mit Hiphop, Rap usw. anfängt, hört’s bei mir auf.

Zweites Gesetz: Die Mehrwertsteuer auf alles, was Instrumente angeht, runtersetzen.

Drittes Gesetz: Endlich eine richtige Metalbar hier bei uns in Grenoble einrichten!!! Sowas fehlt bei uns sehr.

 

(Till)

 

http://www.myspace.com/metalonewolf

 


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