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Die Wurmfresser Die Wurmfresser

(CMV Laservision)

 

Das Subgenre Tierhorror ist fast so alt wie das Kino selbst. Einer der ersten großen Vertreter war „King Kong und die weiße Frau“ von 1933. Damals sind die Tiere noch nicht atomar verstrahlt worden, um eine Gefahr für den Menschen darzustellen. Erst „Formicula“ (1954) spielte mit dem Gespenst „Radioaktivität“. Ein Jahr später kamen Wachstumshormone hinzu, die aus einer kleinen Vogelspinne „Tarantula“ werden ließen und die Kinogänger in Angst und Schrecken versetzten. Sämtliche Tiere des Erdballs durften plötzlich ihre böse Seite zeigen. Selbst friedliche Vögel wurden - durch Hitchcocks Hand - zu Bestien. Das immer beliebter werdende Thema Umweltschutz breitete sich in den 70ern aus und brachte solch schöne Perlen wie „Frogs – Killer aus dem Sumpf“ (1973) hervor. 1975 schaffte es Steven Spielberg schließlich, mit einem Tier die Kassen klingeln zu lassen, wie es vorher kaum möglich war. „Der weiße Hai“ brach alle Rekorde und ließ eine noch größere Welle animalischen Horror über uns schwappen.

Aber ein Tier muss nicht groß sein, um Horror zu erzeugen. Auch Würmer haben ihren Schrecken, doch der ist gar nicht so einfach aufzubauen. Bevor Herb Robins versuchte, die Welt der Würmer in ein anderes Licht zu rücken, versuchte sich schon Jeff Lieberman („Blue Sunshine“) an der Thematik. Sein „Squirm“ (1976) war allerdings mehr eklig, als Angst erzeugend. Herb Robins wollte die Sache jedenfalls ganz anders angehen.

Man kann aus unterschiedlichen Gründen mit offenem Mund da sitzen. Mal im positiven, mal im negativen Sinne. Manchmal aber weiß man es auch nicht genau. Herb Robins „Die Wurmfesser“ ist so ein Film, bei dem es schwer fällt, sich zu entscheiden. Für einen Tierhorrorfilm einfach zu albern, für eine Horrorkomödie nicht spaßig genug. Grundvoraussetzung: ein großes Trashherz und man muss wirklich Klamauk ertragen können, sonst wird „Die Wurmfresser“ schwierig.

Schon ab der ersten Sekunde werden wir mit einem ziemlich untypischen Vorspann konfrontiert, der sich mit

kinderbuchartigen Gemälden schmückt. Die Bilder zeigen spaßige Regenwürmer, die durch eine farbenfrohe Landschaft tanzen, in Häusern wohnen und ihren Alltag bestreiten. Dazu gibt es die Namen der Beteiligten, unterlegt mit einem Wurm-Song. Hat man diesen Anfang gerade verkraftet, wird man auch sofort ins kalte Wasser gestoßen. Die erste Welle des Kopfschüttelns setzt sofort ein, wenn wir die „Schauspieler“ hören und sehen. Hier rutscht das Können in Negativbereiche, die kaum noch messbar sind. Die ersten 5 Minuten sind hier wirklich ausschlaggebend fürs weitergucken oder ganz schnell abschalten. Der tapfere Zuschauer, der schon so viele filmische Ergüsse überlebt hat, bleibt natürlich brav am Ball und wird nun mit dem Regisseur persönlich konfrontiert. Herb Robins ist nämlich nicht nur der Regisseur, sondern auch der Hauptdarsteller.

 

Herman Umgar heißt er, betreibt einen Campingplatz und lebt an einem modrigen See. Dort teilt er sein Leben mit seinen geliebten Regenwürmern. Er hegt und pflegt sie, baut ihnen Häuser und spricht natürlich auch mit ihnen. Hier wird die ganze Kunst der Synchronfolter aufgefahren. Hat man die Gespräche mit den Würmern überlebt, geht es zurück ins Dorf, denn dort plant eine Gruppe Umweltzerstörer – die wir gerne aus Tierhorrorfilmen kennen – die komplette Vernichtung von Umgars Grundstück, was ihm auch laut einer Urkunde gehört. Auch hier wird man mit Idioten von der Stange gequält. Hin und wieder tauchen auch zwei Damen mit Hüten auf, die sich scheinbar grundlos prügeln und vor denen man sich in acht nehmen sollte. An dieser Stelle braucht man sich nicht schämen, wenn man an die alten Woody-Allen- oder Helge-Schneider-Filme denkt, bei denen scheinbar auch alles passieren kann.

Aber zurück zu Umgar. Er findet nämlich durch Zufall heraus, dass man die Würmer dazu benutzen kann, aus Menschen Wurmmenschen zu machen. Dafür muss man sie lediglich oral aufnehmen. Wenn das erledigt ist, setzt auch schon die Verwandlung ein, die es natürlich nicht im Ansatz zu sehen gibt. Plötzlich haben die menschlichen Oberkörper einen wurmartigen Unterbau, der mehr nach einem braunen Schlafsack aussieht, als nach einem Regenwurm. Hier sollte man sich schämen, wenn man an Higuchinskys „Uzumaki“ (2000) denkt. Fasziniert von diesem Effekt, kommt ihm die glorreiche Idee in den Sinn, die Würmer gegen seine Feinde einzusetzen. Umgars große Verwurmung steht bevor. Er verwurmt das Essen und bietet es seinen Gästen auf dem Campingplatz an. Gierig schlingen sie ihr Essen herunter und bemerken natürlich nichts von der zusätzliche Beigabe. Umgars schrecklicher Plan scheint zu fruchten. Er schafft es sogar, die Würmer in das Essen einer Imbissbude zu schleusen.

Doch da sind ja noch die Umweltzerstörer, die ihr Dorf zu einem neuen Touristenmagnet verwandeln wollen. Sie machen sich auf, um Umgar endlich zu verjagen. Doch sie haben die Rechnung ohne die Regenwürmer gemacht und rennen ihrem wurmigen Schicksal entgegen.

Hier darf man weder Spannung noch Action erwarten. Von gutem Humor ist das Ganze auch sehr weit entfernt und so bleibt unter dem Strich nicht viel, könnte man meinen. Aber eigentlich ist es dann doch nicht so einfach, denn Herb Robins beweist hier eindeutig die Kunst des Nihilismus. Auf alles kacken, was zählt, wird hier groß geschrieben und das macht „Die Wurmfresser“ dann letztlich doch zu einem Unikat.

Die DVD aus dem Haus CMV bietet zwar einen dumpfen Ton, ist aber von einem störenden Rauschen verschont geblieben. Das Bild ist sicher nicht das gelbe vom Ei. Hier sind zahlreiche Schmutzpartikel und Kratzer zu sehen, die besonders am Anfang etwas das Vergnügen schmälern. Dafür stimmt es aber farblich. Hier bekommt man satte Töne geboten. Die Schärfe schwankt leider etwas hin und her, aber das machte den Film nicht schlechter, sondern sogar authentischer. Eine perfekte Präsentation in HD wäre fast zu albern für diesen Film.

 

(Bjoern Candidus)

 

 

 

 

 

 


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