Anamorph
(Koch Media)
Stan, gespielt von Willem Dafoe, hat als Cop vor Jahren den Serienkiller „Onkel Eddie“ zur Strecke gebracht und hat noch heute an diesem Fall, der den Täter sein Leben und Stan die Kontrolle über sich selbst gekostet hat, zu knabbern. Immer mehr verfiel er dem Alkohol und war schließlich kaum noch in der Lage, seinen Polizeidienst zu absolvieren.
Nun aber scheint ein Nachahmungstäter die Bildfläche betreten zu haben, denn ähnliche Morde geschehen, und Stan wird erneut mit der Verfolgung des Killers betraut. Dabei gleichen die Tatorte modernen, wenngleich äußerst bizarren Kunstwerken. Der Täter verwendet mehr Zeit und Arbeit darauf, die Körper seiner Opfer in exakt ausgeklügelten Positionen zu arrangieren, denn auf den eigentlichen Mord. Nach und nach wird auch Stan persönlich in den Fall hereingezogen, und es kommen Zweifel auf, ob es sich wirklich um einen Trittbettfahrer handelt, oder ob womöglich seinerzeit der falsche Verdächtige sein Leben lassen musste…
Henry Millers Anamorph erweist sich als sehr durchwachsene Angelegenheit, klingt der Ausgangs-Plot doch zunächst nicht besonders innovativ - wobei dieser Makel inszenatorisch relativ souverän umschifft wird, indem beispielsweise niemals die tatsächlichen Morde gezeigt werden, sondern jeweils nur das Ergebnis der Taten zu sehen sind. Zwischen diesen, zweifellos als Highlights in sowohl optischer als auch narrativer Hinsicht zu bezeichnenden Tatortszenen breitet sich allerdings weitgehend ein langatmiges Nichts aus. Während des gesamten Films bleiben sämtliche Hintergründe weitestgehend im Dunkeln, dem Zuschauer werden weder Verdächtige oder deren Motive angeboten, noch wird die Figur des Stan großartig beleuchtet. Dabei ist es allerdings erstaunlich, wie viel Willem Dafoe aus diesem nahezu inhaltsleeren Charakter herausholt. Zwar vermisst der Betrachter den Spannungsbogen, der sich allenfalls von Tatort zu Tatort schlängelt, jedoch vermag allein Dafoes großartiges Spiel den Zuschauer dennoch bei der Stange zu halten.
Die Koch-Media-DVD ist insgesamt empfehlenswert. Zwar fällt das Bonusmaterial mit einem viertelstündigen Behind the Scenes, einigen kurzen, aber nicht uninteressanten Interviews mit Cast und Crew sowie der üblichen Trailer- und Trailershow-Sektion nicht allzu üppig aus, dafür wissen das Bild und der Ton, welcher in deutscher (5.1 und DTS) und englischer (5.1) Sprache vorliegt absolut zu überzeugen.
Anamorph bleibt im Gedächtnis als durchschnittlicher Serienkiller-Film, der seine zweifellos vorhandenen, hochinteressanten Ansätze recht leichtfertig verschenkt, dank der optischen Reizpunkte und einem glänzenden Willem Dafoe jedoch durchaus zum Ansehen taugt.
(mosher)