1000 Dollar Kopfgeld
(Koch Media)
Zu Beginn wird eine junge, hübsche Mexikanerin in Abwesenheit ihrer Eltern zu Hause erstochen. Kurz darauf wird der örtliche Saloon, der zugleich auch das Freudenhaus des unbekannten Örtchens ist, überfallen. Bei dem Überfall kommt auch eines der leichten Mädchen ums Leben. Dem Sheriff ist es möglich zwei der drei Täter zu erschießen. Der dritte verschwindet mit der Beute. Als am nächsten Tag der Verbrecher Chester Conway (herrlich cholerisch wie eigentlich immer Klaus Kinski) verhaftet wird, weil er mit blutverschmierten Geldscheinen bezahlen will, ist der Täter schnell gefunden. Es folgt eine Gerichtsverhandlung - viel mehr eine reine Farce und Schmierenkomödie - mit einem, von der Unschuld seines Mandanten, überzeugten Anwalts. Die Entlastungszeugen werden nicht angehört, die Belastungszeugen werden vom Richter selbst noch mal bestärkt. Das Urteil: Tod durch den Strang. Die ehemalige geliebte Chester Conways gibt dem Anwalt Geld, dass er den wahren Täter findet. Nicht um ihrem Ex das leben zu retten, sondern um das Vergnügen zu haben, ihn selbst zur Strecke zu bringen. Das bringt den Pistolero Detektiv Silver (Gianni "Sartana" Garko) auf den Plan, da dieser ein Freund vom Anwalt ist und diesem noch einen Gefallen schuldet. Am Ort des Verbrechens angekommen, werden ihm von allen Seiten Steine in den Weg gelegt. Unbeabsichtigt vom unfähigen Sheriff und Hilfssheriff, beabsichtigt vom ansässigen (Hass)Prediger, vom Richter und/oder den einfachen Bewohnern. Er geht allerdings unbeirrt seinen Weg und beweist, dass Chester Conway nichts mit dem Überfall zu tun hat und jedenfalls für dieses Eine Verbrechen nicht verantwortlich ist.
"1000 Dollar Kopfgeld" ist ein witziger Italowestern / Krimi. In einem - besonders in den 1970er Jahren - ausgereizten Genre, wird mit diesem Film noch einmal frischer Wind gesät. Neben dem Krimi Aspekt - da der Film ohnehin etliche Alternativtitel hat, hätte man ihn auch "Sherlock Holmes im Wilden Westen" taufen können - kommt auch der Witz nicht zu kurz. Die Gerichtsverhandlung ist die reinste Farce und (Unfreiwillig?) Lustig in Szene gesetzt, genauso wie etliche weitere Charaktere des Streifens. Da hat außer dem Pistolero Detektiv Silver und der Puffmutter absolut niemand all seine Sinne beisammen. Sei es der Anwalt, der Richter, der Prediger oder der Rest der Anwohner. Alles Flachschippen auf ihre Art. Aber immer witzig und überzeugend in Szene gesetzt. Das gilt vor allem für den super coolen und cleveren Gianni Garko, den immer cholerischen und herrlich fiesen Klaus Kinski, den schrulligen Darsteller des Anwalts und die hübsche Puffmutter zu. Es tauchen auch immer wieder sinnlose, weil nichts zur Handlung beitragende, Schlägerein auf. Aber im Gegensatz zu manch anderem Filmchen, stören sie nicht, sondern man wünscht sich sogar noch ein paar mehr, nur damit der Streifen etwas länger dauert. Selten einen so unterhaltsamen, weil Genregrenzen überschreitenden und witzigen Italowestern gesehen. Von mir aus, darf Koch Media noch mehr dieser Art aus den Filmarchiven graben. Eine Kaufempfehlung nicht nur für Genrefans.
"1000 Dollar Kopfgeld" erscheint bei Koch Media im Digipak in der Western Collection mit der Laufnummer 22. Bild und Ton gehen voll in Ordnung und natürlich ist auch wieder mit "Giallo Western" ein interessantes und sehenswertes Featurette auf der Scheibe, in welchem sich der Hauptdarsteller, der Kameramann und ein Filmhistoriker zu Wort melden.
(Zvonko)