Alcest -Les chants des L‘aurore
(Nuclear Blast)
Alcest haben etwas, was ich sonst nur bei (Achtung, Gesinnungs-U-Turn) mittleren Burzum finde. Ein hypnotisches Element im Songwriting, das auch in luftigen Momenten für Präsenz und Intensität sorgt. Black Metal ist der weichgezeichnete und doch immer mal leicht kantige Sound deshalb noch lange nicht, daran ändern auch die ganz vereinzelten Screams im ansonsten mitunter postpunkigen Album-Highlight „Amethyste“ – und hier und da im Hintergrund – nichts. Ebenso wenig wie die völlig unagressiven Tempoforcierungen, die es hier und da gibt.
Nein, Alcest haben sich klanglich wieder mehr als zuletzt dem Licht zugewandt, klingen dabei meist verträumt, woran auch Neiges eigentümlicher, durch die französische Intonation fast schon chansonartiger Klargesang großen Anteil hat. Stilistisch mag ich das alles nur bedingt und wenn der Kitschometer zu stark ausschlägt, bin ich auch mal komplett raus – aber Neige & Co beherrschen ihr Handwerk unzweifelhaft. Die Gitarrenmotive sind stark und sorgen für einpräsame Momente (das dringliche Flirren in „Flamme jumelle“ etwa), die einschmeichelnden Refrains haben beträchtliche Widerhaken (beispielsweise in „L’envoi“) und -für mich persönlich mit am wichtigsten - man hat stets das Gefühl hier der Umsetzung einer klaren ureigenen künstlerischen Vision zu lauschen.
Klingt-wie-Ramsch gibt es aktuell gerade im atmosphärischen Black Metal und im Post Rock (zwei Genres, die Alcest mindestens streifen) mehr als genug. Ein Glück, dass diese Franzosen anders sind.
(Chris)