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Room237Room237
(Rapid Eye Movies)

 

1980 erregte Stanley Kubrick mit The Shining die Gemüter. Manch einer hielt den Streifen für ein Meisterwerk, während sich etwa Stephen King, immerhin der Schöpfer der Buchvorlage, alles andere als begeistert von den Umsetzung zeigte. Kalt ließ der Film, der heutzutage im Allgemeinen als Klassiker betrachtet wird, jedenfalls niemanden – und das bis heute, wie die vorliegende Dokumentation eindrucksvoll unter Beweis stellt. Room 237 lässt – vollkommen unkommentiert – unterschiedliche… nennen wir sie Theoretiker zu Wort kommen. Diese Protagonisten, deren jeweilige Qualifikation (sei es als Journalist, Wissenschaftler oder als Filmfan) nicht näher beleuchtet wird, hauen einfach 100 Minuten lang die wildesten Interpretationen zu Kubricks Werk heraus, bis sich der Zuschauer fragt, ob er sich in die Parodie eines Verschwörung-Thrillers verlaufen hat. Von der harmlosen Schlussfolgerung, dass eine im Hintergrund zu sehende Backpulverpackung mit dem übersetzten Titel „Friedenspfeife“ andeutet, dass das Hauptthema des Films der Genozid an den amerikanischen Ureinwohnern ist, über wilde Spekulationen, nach denen Jacks deutsche Schreibmaschine der Beweis dafür ist, dass wir es hier mit einem reinen Holocaust-Drama zu tun haben, bis hin zu der abgefahrensten Verschwörungstheorie, nach der Kubrick in The Shining seine Beteiligung an der inszenierten Mondlandung verarbeitet, ist wirklich für jeden etwas dabei.


Dass dem für viele Filmbegeisterte besten Regisseur des vergangenen Jahrhunderts hier einige Absichten zu viel unterstellt werden, dürfte jedem früher oder später klar werden. Doch macht es einen Heidenspaß, als versteckte Botschaft verkaufte Anschlussfehler oder eine olle Werbefigur in der Vorratskammer als Symbol für die Indianer-Massaker vorgesetzt zu bekommen. Wer Gefallen an solchen konspirativen Spielereien, die auch vor Zahlenspielchen und einem Experiment, bei dem der Film zugleich vorwärts und rückwärts abgespielt und übereinander gelegt wird, nicht halt machen, darf sich Room 237 auf keinen Fall entgehen lassen. Und ob Kubrick bewusst war, dass Jack Nicholsons Frisur dem Hauptdarsteller bei einer Überblendung für eine Sekunde einen Hitlerbart verpasst, ist eine der interessanten Fragen, über die das Publikum unweigerlich grübeln wird. Glücklicherweise darf hier jeder für sich selbst hemmungslos drauf los spekulieren.


Technisch lässt sich die von Rapid Eyes Movies herausgebrachte DVD nur schwer bewerten, besteht der Film neben zahllosen Szenen des Untersuchungsgegenstandes aus einem Wust von Sequenzen unterschiedlicher Herkunft und Qualität. Interessieren tut das jedoch ohnehin nur am Rande, insofern spielt auch das Fehlen von Extras jenseits einer Trailershow keine entscheidende Rolle. Room 237 ist ausschließlich für Fans und Verrückte konzipiert, und die werden ihre helle Freude an der DVD haben.

 

(mosher)


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