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witchcraft-cdWitchcraft – Legend

(Nuclear Blast)

 

Die bereits vor zwölf Jahren gegründeten Witchcraft sind so etwas wie die Pioniere der Seventies-Okkult-Rock-Welle. Seit dem nunmehr rund fünf Jahre zurückliegenden Album hat sich offenbar Einiges getan, und so erhitzt dieses neue Album die Gemüter: Darf eine Retro-Band, deren Markenzeichen der Analog-Sound ist, plötzlich digital produzieren? Darf sie eingängige Songs schreiben und sich damit dem Verdacht aussetzen, sich dem Mainstream anzubiedern? Ganz ehrlich: Viele Bands haben der Kommerzialisierung willen ihre Seele verkauft, und es ist völlig klar, dass sich Fans angesichts einer solchen Entwicklung abwenden. Aber Witchcraft sind da von ganz anderem Kaliber. Wer sich das Songmaterial dieser Platte einigermaßen neutral zu Gemüte führt, wird ihnen diesen Vorwurf nicht machen: Witchcraft klingen von der ersten bis zur letzten Minute so echt, so voller Enthusiasmus, dass sich jeder Zweifel an ihrer Authentizität vollkommen in Luft auflöst. Die irgendwo in der Schnittmenge zwischen Black Sabbath, Cathedral und The Doors, irgendwo zwischen Rock und Doom liegenden Songs dieses Albums sind kurzweilig und gut konsumierbar, aber niemals trivial oder flach – ganz im Gegenteil. In der scheinbaren Leichtigkeit dieser Songs liegt eine Tiefe, von der andere Bands nur träumen können. Aber der Reihe nach: Löst man die Songs in ihre einzelnen Bestandteile auf, so begeistern sie vor allem durch immer wieder überraschende Riffs, extrem flexibles, betontes und dynamisches Drumming, starke Gesangslinien, psychedelische Vibes und mitreißende Soli. Das eigentliche Geheimnis aber liegt im extrem tighten Zusammenspiel, das die immense Präsenz und Energie der Band in jedem Moment spürbar macht. Es gibt auf dieser Platte keinen Song, der mich nicht restlos überzeugt hätte: „Deconstruction“ ist eine schnellere Doom-Nummer mit leicht progressiven Einschüben, einem psychedelischen Jim Morrison-Gedächtnis-Part und einem tollen Gitarrenlauf. Das extrem eingängige „It's not Because Of You“ überzeugt mit starken Strophen und einem Refrain, der sich sofort in den Gehörgängen festbeißt und den Hörer so schnell nicht wieder loslässt. Dabei ist es ausgesprochen abwechslungsreich und legt, wie einige andere Songs auch, im hinteren Teil ordentlich an Schnelligkeit und Intensität zu. Das hypnotische „An Alternative To Freedom“ mit seinem zwischen Wut, Ekstase, Nachdenklichkeit und Zerbrechlichkeit oszillierenden Gesang nimmt ebenfalls sofort gefangen. Ähnlich eindringlich „Dystopia“, das über weite Strecken versonnen und psychedelisch ist, aus dieser Gefühlslage aber auch immer wieder ausbricht. Das Wechselspiel zwischen Zurückgenommenheit und emotionaler Eruption wird aber nirgends intensiver zelebriert als beim zwölfminütigen „Dead End“. Die Dramaturgie des Songs setzt auf den Aufbau einer sich immer weiter steigernden und sich nur partiell entladenden Spannung. Und mit dem Hammer-Riff, das sich in den letzten fünf Minuten immerzu wiederholt, schließlich begleitet von einer sich sanft einfügenden Lead-Gitarre, findet das Album einen Abschluss, wie er würdiger nicht sein könnte. Und als wäre das alles noch nicht genug, setzt Sänger und Texter Magnus Pelander nicht auf eskapistische Okkult-Texte, sondern auf ernst gemeinte Gesellschaftskritik. Danke für dieses unglaubliche Album!

 

(Torsten)

 

http://www.witchcrafthome.com/

 

 

 

 


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