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Wacken Open Air 2019 - Festivalbericht

Wacken Open Air 2019

 

Intro

 

Das weltweit bekannte Wacken Open Air feierte seinen 30. Geburtstag, und Totentanz war wieder mit am Start, um über das Jubiläum zu berichten. Ausverkauft war die Veranstaltung schon wieder seit langem, mehr als 250 Acts erwartete das Publikum und ob das Festival erneut überzeugte, trotz den von vielen bemängelnden fehlenden großen Namen, erfahrt ihr auf den folgenden Zeilen. Aber genau zu dem Thema konnten wir Thomas Jensen persönlich drauf ansprechen (ihr findet eine Zusammenfassung dessen unter dem Freitag), wie sich das Rahmenprogramm entwickelte, welche Bands am meisten überzeugten und natürlich wie der bisherige Ausblick auf nächstes Jahr aussieht. Viel Spaß mit dem Bericht!

 

 

 

Rundherum

 

Mit 220 Euro ist das Wacken nicht unbedingt ein Schnäppchen, vergleicht man aber eintägige Großevents in Deutschland (Metallica, Rammstein, Kiss etc.) die mit über 100 Euro mittlerweile ebenfalls am Start sind, so bewegt sich der Ticketpreis im normalen Rahmen, gemessen an dem, was der Fan geboten bekommt. Aber dazu beim „Round Table“ mehr.
Die Bierpreise blieben stabil, 4 Euro für 0,4 Liter, Wasser knapp drunter, aber an jeder festen Toiletteninstallation gab es auch kostenloses Trinkwasser und derer gab es genug verteilt auf dem Festival. Durch die Bierpipeline floss dieses auch reichlich und in Strömen, sodass man selbst bei großem Andrang kaum mehr als ein paar Minuten warten musste. Davon ab, wer sein Auge bemühte, fand eigentlich immer einen Bierstand, der zur gleichen Zeit weniger besucht war, sodass die persönliche Wartezeit nie mehr als eine Minute betrug.
Was das Essen betrifft, war die selbst probierte Qualität eigentlich immer gut, manchmal etwas drüber, selten etwas drunter und die Preise bewegten sich im normalen Level bei 4-7 Euro (außer das „kleine“ Truthahn Beinchen mit 12 Euro….was ein Fatzen). Aufzuzählen welche Speisen es hier gab wäre unnötig, man könnte höchstens eine Umfrage starten, was es nicht gab. Mir fällt auf Anhieb nichts ein. OK, Kasseler mit Püree? Ihr wisst was ich meine.
Die Stimmung oben im Norden ist sowieso einmalig und meines Erachtens trägt die nordische Mentalität sowieso einen großen Anteil daran, warum ausgerechnet das Wacken so groß wurde, dass die Medien Wind von bekamen und das Ganze zu einem explodierenden Selbstläufer wurde. Gespräche mit älterem Publikum, welche tatsächlich zum 1. Mal oder seit langer Zeit wieder dort waren, endeten alle in Begeisterung und Lob. Natürlich muss man Großveranstaltungen mögen, aber wenn diese Voraussetzung stimmt, gibt es wenig zu meckern, falls doch lest ihr es in den nächsten Zeilen.
Die besten Neuerungen gegenüber letzem Jahr waren der vergrößerte Vorplatz, auf dem einiges an Rahmenprogramm aufgebaut war (Movie Field, Fußballfelder mit dem traditionellen Soccer Cup, Welcome To The Jungle als Spoken Word Bühne, die Gaming Area (bei der Matt von Trivium auch Akkustik Gigs lieferte) und die Wacken Future Factory. Da hier noch keine Kontrollen stattfanden, konnten die Besucher auch mit eigenen Getränken spazieren und genießen.
Eine besondere Erwähnung verdient der Kaufland, der sich ebenfalls auf diesem Platz befand (für die älteren Besucher, Campground C existiert dafür gar nicht mehr). Ein Riesenareal, abgespecktes, vorher durch Umfragen ermitteltes Angebot, alle zu Standard Kaufland Preisen mit flink arbeitendem Personal, welches sogar des Nachts selbst eine Megaparty drinnen veranstaltete und lauthals die aufgedrehte Mucke mitsang und mit Riesen Kaufland Lettern durch den Laden liefen. Ein Superangebot gerade für alle Zuganreisenden oder Ausländischen Gäste, die sowieso schon genügend Kosten haben.
Für die musikalischen Darbietungen gab es die Metal Church im Dorf, die Wasteland Stage (auf der diesmal auch namenhafte Acts auftraten), die Wackinger Stage im Mittelalter Dorf, die Beergarden Stage, erstmals die History Stage (die sich aus den alten Teilen der ersten Bühne zusammensetzte und auf der vornehmlich der Metal Battle druchgeführt wurde), die beiden im Zirkuszelt befindlichen Bühnen Headbanger und W.E.T. und natürlich die drei Hauptbühnen Faster, Harder und Louder (letztere, die endlich etabliert gut erreichbar ist und auch nicht vom Sound der jeweils immer parallel bespielten Faster gestört wird).
Ebenfalls an guten Neuerungen war ersichtlich, dass richtig viele neu platzierte Leinwände platziert waren, sodass sogar die Zeltbühnen von außen betrachtet werden konnten. Etabliertes wie die Non-Food-Area, das Melitta Haus, der Jägermeister Hirsch (zum letzten Mal, dafür mit schickem Shirt aus zusammengenähten Shirts bekleidet), EMP Backstage Area und und und. Und natürlich das Dorf, welches an sich schon ausreichen würde um sich kräftig zu amüsieren.
All das trägt eben zur Entzerrung und zum Feeling vom Wacken hinzu und wem das alles zu bunt war (übrigens fehlt seit jeher ein Riesenrad und ich finde, es könnte ruhig eins geben, wäre cool da drin zu sitzen und das zu sehen, und die Kirmesschreier würden sich auch endlich mal bestätigt fühlen), für den gab es die Bands, zu denen wir nun kommen.

 

Mittwoch 31.07.

 

Während das Infield erst am Donnerstag die Pforten öffnet (da dort eben die großen Open Air Bühnen stehen, die potentiell am meisten Lärmbelästigung fürs Dorf bieten und somit nur an 3 Tagen bespielt werden) ist das große Treiben auf den Vorplätzen am Mittwoch aber schon in vollem Gange. Im Zelt tummeln sich die ersten Leute zu den Burning Witches oder Skew Siskin, auf der Jungle Bühne wird Metal Yoga angeboten oder irgendwelche Battle Slams, die Beergardstage besaßt den Trunkenheitsmetaller mit Blechblosn und ähnlichen Acts, bei denen der geneigte Wackengänger jedes Mal laut jubelt, wenn diese dann kurzfristig doch noch bestätigt werden (ähnlich wie Mambo Kurt oder Skyline, nicht wegen der Qualität, aber weil diese Truppen eh jedes Jahr dort sind), die Wackinger bekommt ihr Mittelalterfett zum Spanferkel weg, der Metal Battle ballert auf der History Stage (Vane aus Polen z.B. fahren eine Double Bass auf, die trotz ihrer

Schnelligkeit auch draußen noch zu spüren ist) und nebenan auf den beiden kleinen Fußballfeldern tobt der traditionelle Soccer Cup.

 

Am frühen Nachmittag begeistern dann Axxis so stark, dass das Zelt schon Mega gefüllt ist, Songs wie „My Little Princess“ oder „Heaven In Black“ überzeugen auf ganzer Linie (auch wenn vom damals einspielenden Line Up nur noch Sänger Bernie übrig ist) und bei „Little Look Back“ wird die Akustik Klampfe ausgepackt und ein junger Fan auf die Bühne geholt. Axxis Fans kennen dieses Spiel schon fast auswendig, lustig anzusehen ist es doch immer wieder. Mit dem Doppel „Living In A World“ und „Kingdom Of The Night“ beschließt die Band dann einen gut umjubelnden Auftritt mit normaler Setlist, denn derzeit ist die Band gerade auf Special Anniversary Tour.
Derweil versuchen Gamma Bomb die Wasteland Stage unsicher zu machen. Zunächst werden ständig Geräusche während des ersten Songs vernommen, bis dann klar wird, dass das Intro ununterbrochen in Dauerschleife während dem Song dudelt und das teilweise lauter als die Band selbst. Der Fehler ist zwar schnell behoben, aber von präzisem Thrash Geballer ist heute nicht die Rede. Zu dumpf und leise der Sound, zu rumpelig die Truppe. Ob‘s an dem ersten Fehler lag der Unsicherheit verbreitete oder dem Bewusstsein „Wir spielen auf Wacken“ (obwohl in diesem Fall die Wasteland Stage ungefähr wie ein 300er Club besucht war)? Man weiß es nicht, toll war es nicht und wer die Band von Platte oder von anderen Auftritten her nicht kannte, wird wohl kaum als neuer Fan durchstarten.


Wegen eines Gewitters am Nachmittag, bei dem aus Sicherheitsgründen das Bühnengelände geräumt werden musste, gab es eine Verzögerung von rund einer Stunde, aber alle Bands sollten aufspielen, nur eben eins nach hinten versetzt. So zockten auch Velvet Viper auf der Beergardenstage (?!) während eigentlich die Gewinnertrophäen fürs Soccer Cup ausgegeben werden sollten. Jutta Weinhold feiert in diesem Jahr ihr 50igstes (!!!) Bühnenjubiläum und auch wenn diese Dame vielleicht ein Esoterik Buch zu viel gelesen hat, davor kann man nur den Hut ziehen.


Im Zelt dann ebenfalls kurz die Überraschung, warum Angry Anderson so zahm klingt, aber nein, Sweet sind noch zugange. Draußen finden sich immer mehr Leute ein, die noch gerne rein würden, aber das Zelt ist prall gefüllt. Mit diesem Wissen verlässt trotz dem Song „Love Is Like Oxygen“ keiner mehr das Zeltgelände, der sich einmal dorthin verirrt hat, sodass draußen Tausende Besucher ins Leere gucken. Auch irgendwie ein Ärgernis, gerechtfertigt durch die offizielle Stellungnahme, das Wacken sei eben nur ein 3 Tages Open Air und der Rest sei ein Warm Up Bonusprogramm.
Rose Tattoo schrauben aber dann endlich mal den Assi-Ausi Factor nach oben und Mr. Anderson hüpft zwar nicht über die Bühne, ist aber ständig in Bewegung und gib seinen „Rock N Roll Outlaw“ mit über 70 immer noch authentisch. Mit „Nice Boy“ verabschieden sich die Australier von einem bestens gelaunten Publikum.
Dann ist Warten angesagt, was irgendwie klar war. Während jede Band es punktgenau schafft auf die Bühne zu kommen, müssen vermeintliche Legenden wie The Sisters Of Mercy die Wartezeit künstlich aufpumpen. Dann wird es nebelig, sehr sogar und die Bühne verfällt in Stroboskop Licht. Die Musik kommt wie nicht anders zu erwarten, komplett vom Band, irgendein zartes Stimmchen singt „…of your sweet Love…“ während Andrew sein „More“ dermaßen ins Mikro brüllt, also ob er denkt er müsse dem Wacken Publikum zeigen wie brutal er ist, seine kaputte Stimme verbergen will oder eben einfach nur dicht ist. Akustisch also gar nix, optisch sieht man dank dem Kunstnebel außer Silhouetten und ein paar Scheinwerfer ebenso nix, also weg und Energie für die kommenden 3 Tage aufgespart.

 

 

Donnerstag 01.08.

 

Die Full Metal Army, der offizielle Wacken Fan Club, bietet neben einem Mitgliedertreff um die Osterzeit auch einen separaten Campingground, aber auch jeweils immer wieder Backstageführungen an. Da dieses Jahr zum ersten Mal die Initiative Wacken Future Factory ins Leben gerufen wurde, die mit verschiedenen Teilprojekten die Zukunft des Festival in enger Zusammenarbeit mit den Besuchern planen will, gab es hier ein Zusammenschluss. Eine erweiterte Backstage Führung inklusive Befragung zu unterschiedlichsten Themen die das Festival betreffen. Eine feine Sache das, zumal die Antworten direkt an den Tisch der Verantwortlichen gebracht werden und nicht erst durch unzählige Hände gefiltert werden. Leider bestand die Führung der insgesamt 120 Miuten zu ¾ aus Orten der Vorplätze und mir als Presse-Mensch wurde der Zutritt schon zum eigentlich noch geschlossenen Gelände versagt (und somit eben auch zur eigentlichen Backstage Führung), sodass es hier leider nichts zu berichten gibt. „Die Presse hat vor 14 Uhr hier nichts verloren“, schön dass die Security immer so schön zu differenzieren weiß ;-)
So wurde also nach 2 Stunden verlorener Zeit noch der Rest von Kaizaa auf der Beergard Stage wahrgenommen, bei denen sich jedes Ende eines Liedes anhörte, als sei es auch das Ende vom regulären Set. Ansonsten zockte die Band kraftvollen Deutschrock den es gilt, sich zu merken. Unmittelbar im Anschluss konnte die Mittelalter Gang Vogelfrey bewundern, die es irgendwie schafften, bei einem noch nicht veröffentlichten Song „Mein Teil“ von Rammstein mit falschem Text einzubauen. Fraglich ob die Band das selbst bemerkte.


Skyline sorgten im Vorfeld schon für Aufhorchen, brachte die Band doch ein paar Wochen zuvor zwei Songs mit Bezug zum Jubiläum des Wacken heraus, welche richtig gut waren. Das Open Air selbst stritt ab, dass dies die offiziellen Hymnen für 2019 seien, ich frage mich aber warum. Weder gibt es sonst eine, die Dinger sind verdammt gut (besser als so manch andere der letzten Jahre), liefen ständig irgendwo (sei es bei Harry Metal im Vorfeld oder über die Leinwände auf dem Gelände), haben einen deutlichen Bezug und die Band spielt eh immer auf dem Open Air. Jedenfalls stieg die Truppe mit „30 Years Ago“, dem eher melancholisch gehaltenen Stück ein und präsentierte dann unterschiedlichste Coversongs, zumeist mit Henning Basse am Mikro, der es aber mit Gejodel etwas übertrieb. Bei „Shot Down In Flames“ von AC/DC durfte dann auch Thomas Jensen endlich wieder den Bass bedienen, doch da auch Maiden, Ozzy, Deep Purple und Linkin Park (u.a.) gezockt wurden, gilt die alte Regel, wir spielen Songs von Bands die nächstes Jahr kommen, wohl kaum. Beendet wurde das Set durch „This is W:O:A“, dem eher stampfenden Eigensong.
Auf der Beergardenstage wollten dann Fury In The Slaughterhouse unter dem Namen Die beschissenen 6 einen Akustik Set oder sowas ähnliches spielen. Hätte klappen können, man hätte aber uach direkt mal einen bekannten Song zocken können, so aber fiel der Gang zur Louder Stage nicht sehr schwer, um sich ein wenig Thrash abzuholen.

Nachdem die Bay Area Veteranen von Testament vor einigen Jahren ihren hauseigenen Mischer austauschten, läuft es endlich auch rund und der Sound knallt angemessen laut und differenziert. So wurde aus dieser Band letzendlich doch noch die verdiente gute Liveband und die Thrasher konnten Songs wie „D.N.A.“, „Into The Pit“ und „Practice What You Preach“ auch standesgemäß abfeiern. Chuck (der dem Irrglauben erlegen ist, es würde immer in Wacken regnen, nur weil er 3x da war wenn es nass war) und seine Truppe sind eh meistens richtig gut gelaunt auf der Bühne, sodass hier die ersten Begeisterungsstürme vor den Hauptbühnen aufbrachen.


Natürlich darf bei einem Wackenjubiläum Hammerfall nicht fehlen, die vor 22 Jahren ihren ersten Deutschlandauftritt überhaupt hatten. Bald soll ein neues Album erscheinen, welches auch mit einem Videoclip als Intro vorgelegt wurde, doch zunächst folgte als Einstieg „Legion“. Joacim merklich erschlankt, Oscar nicht mehr übertrieben behangen, spielfreudig wie immer und dennoch, irgendwie fehlte der Funke. Generell aber muss man sagen, die beiden Hauptbühnen Faster und Harder waren des öfteren einfach etwas zu leise. Gegenüber der Zeltbühne, die einen mega Wumps inne hat, konnte man sich hier öfter normal mit seinem Nachbar unterhalten, was für ein Konzert definitiv zu leise ist. Natürlich sollte man sich unterhalten können, aber nicht in Zimmerlautstärke. Hammerfall Lustig zwar auch von Hammerfall, die Titelmelodie von Game of Thrones zu covern, aber irgendwie scheint der Zug auch abgefahren zu sein, wohingegen das eigene Debüt Album zu weit weg scheint, um es im Set zu würdigen. Vor 22 Jahren war da neben einer angespannten Nervosität auch ein richtiger Biss zu spüren, 2019 routinierte Spielfreude mit Überraschungen die keinen vom Hocker hauen.
Während die einen nicht mehr so wie früher wollen, dürfen die anderen eben nicht mehr. Denn von seinem Irrsinn hat Joel von Airbourne nichts eingebüßt, doch wie vor Jahren einfach mal die Bühne mit der Gitarre hochklettern um dann dort in luftiger Höhe ein Solo zu zocken ist wohl aus versicherungstechnischen Gründen vorbei. Nicht vorbei ist die wilde Rohheit und ansteckende Power der Aussis. Man fragt sich zwar, wie lange ein Mensch solch ein Level durchhalten kann, wobei die Tourneen der Crocodil Dundees auch kürzer geworden sind. Dennoch, ab vor in den Fotograben, die Stagediver kurz begrüßt, aufs Absperrgitter, die Bierdose so lange gegen den Kopf bis sie platzt und dann von der Security zurück auf die Bühne getragen werden, das erinnert immer noch an die Anfangstage und so lob ich mir das. Keine fehlende Energie, auch wenn der Sound ebenfalls hätte lauter sein können.
Die streitbaren Sabaton wurden im Vorfeld für beide Hauptbühnen gleichzeitig angekündigt. Hier geht es also allein um den Auftritt, wer was anderes will, weiß, wo er sich im Internet bewegen muß um sich die Köpfe wegen dieser Band einschlagen zu können. Zunächst mal bleibt festzuhalten, dass dieser Auftritt genauso energiegeladen und unterhaltsam war, wie so ziemlich jeder andere Auftritt von Sabaton auch. Dazu kam, dass ein Männerchor auf der Bühne platziert war, ein paar übliche Scherze getrieben wurden und natürlich Mitsingspielchen, Bier exen usw. Also alles routiniert für die Band. Hier aber, wie auch meiner Meinung nach beim letzten Album, stellen sich langsam Abnutzungserscheinungen ein, denn es passiert eben nichts, was man nicht schon kennen würde. Das mag für viele Metaller ausreichend sein (in einschlägigen Metal Discos werden die Leute es ja auch nicht müde, Abend um Abend „Fear Of The Dark“ mitzusingen, als ob es die Rarität vor dem Herrn sei), Abwechslung gibt es dafür eben keine.
was aber war jetzt mit der zweiten Bühne? Nun, irgendwann wechselte der Schlagzeuger auf diese, während die Band auf der linken blieb. Bzw. fiel es fasst nicht auf, dass zwei Instrumentalisten ebenfalls rechts standen, da sie auf der riesigen Bühne einfach verschwanden.
wackenBetrachtet man jetzt mal folgende Punkte: Sabaton beanspruchen für…ja für was eigentlich, die beiden Hauptbühnen was zur Folge hat, dass eben die dritte Bühne auch unbespielt bleibt und mit einer Videoleinwand das Konzert zeigt. Trans Siberian Orchestra vor einigen Jahren kamen mit einem von Paul O Neil über ein Jahr lang ausgeknobelten Konzept mit Lasershow und maximaler Besetzung nach Wacken, um in einem einmaligen Ereignis beide Bühnen berechtigterweise zu bespielen.
Was also war das hier? Ganz einfach, einen auf dicke Hose machen. Zweifelsohne haben Sabaton mächtig viele Anhänger und sich einen Headliner Status über die Jahre hart erarbeitet, aber das hier sollte einfach jedem zeigen, wie groß die Band ist und gefühlt jeden Wacken Fan dazu bringen, die Band zu sehen, ob er nun wollte oder nicht. Aber das unberechtigterweise. Auf einer Bühne wäre hier nichts von der Show verloren gegangen, im Gegenteil, die einst trotz Erfolg bodenständig rüberkommende band macht sich hier größer als sie ist und damit eben nicht gerade sympathischer.
Routinierter Auftritt mit völlig überzogener Aufmachung.

 

Freitag 02.08.

 

Freitags morgens um 11 Uhr ist die Welt noch in Ordnung. Nicht so in Wacken, auch wenn die Bands dann beginnen, ist es jedes Mal eine Kunst, dann schon am Start zu sein. Und dennoch stehen hunderte vor den Toren um auf den Einlass zu warten (schon um 10 oder 10:30) und wenn diese Pforten sich öffnen (nachdem die Kuh 3x muht), rennen diese wie blöde nach vorne. Mittlerweile ebenfalls schon eine kleine Tradition, bei der irgendeine Rumpel Musik eingespielt wird und die umstehenden Leute sich nur bepissen vor Lachen.
Als erstes dürfen Equilibrium ran und ob‘s an den erholten Ohren liegt oderwirklich so ist, die Folk-Metaller bleiben so ziemlich die einzige Band auf der Hauptbühne, die einen wirklich umbläst mit ihrem Sound und der Lautstärke. Doch leider täuschte das vorab gehörte neue Album darüber weg, dass ansonsten mehr Gefuddel und Fröhlichkeits Mittelalter Kram eingespielt wird und sich ein leichter Eindruck breit macht, dass da nicht alles live gespielt wird was zu hören ist. Zu viel auf jeden Fall für die Morgenstund.
Immerhin ist es schon kurz vor eins als die Wiesbadener The New Roses im Zelt auf die Bretter müssen und so sind die Fans nicht mehr ganz so verschlafen und dementsprechend ist die Stimmung auch richtig gut. Die Ami Rockband aus Deutschland ist in letzter Zeit ständig unterwegs, Radioairplay gibt es mit der neuen Single „Down By The River“ ebenfalls ordentlich und wenn die Stimmung beim zuletzt gespielten Song „Stay Thirsty“ richtungsweisend ist, dann steht die Band auch kurz vor dem großen Sprung. Ein Gewitter sorgt wieder für eine Räumung des geländes, aber die Spielzeit wurde durch verkürzte Umbaupausen bis zum Abend locker wieder eingeholt.
Ebenfalls im Rahmen der Wacken Future Factory äußerte Thomas Jensen den Wunsch, abseits der großen Medien auch mal wieder mit den kleineren zu sprechen, sprich Onliner und Fanzines. So wurde ein ausgewählter Kreis zum Round Table zusammengerufen wackenund konnte in knappen 20 Minuten mit dem Organisator persönlich sprechen. Prinzipiell kam dabei (da sich zunächst kein anderer meldete) vom Totentanz Magazin die erste und einzige Frage auf, da diese mit allerhand lustigen Randinformationen gespickte Antwort sich auch zu einer leichten Gesprächsrunde entwickelte.
„Was entgegnet ein Thomas Jensen den Leuten, die sagen, das Ausland, hier als Beispiel Hellfest und Graspop, biete die besseren Headliner?“. Zusammengefasst lautete die Antwort, es würde immer noch am Monat August hängen. Im Juni oder Juli habe man einfach die besseren Chancen da dann die Bands eh auf Tour wären und bezahlbare Gagen fordern würden. Das habe man 1995 mal versucht und von den damals schon vorherrschenden Stammbesuchern Schelte bekommen. Ebenfalls kam als Antwort, dass zwar vielleicht die Headliner größer wären und vielleicht beim Hellfest die Deko auch schön wäre, dafür wäre die Parksituation keine schöne. Es sei eben nicht das Wacken, welches auch andere Prioritäten setze als eben „nur“ auf große Namen. Dennoch könne man sich sicher sein, würde eine Band die Vorzüge und die Atmosphäre genießen, würde sie wieder kommen. Als Beispiel wurde Iron Maiden genannt (mittlerweile kann man wohl Judas Priest hinzuzählen, welche für die Überraschung am nächsten Tag wohl ausgespart blieben) und man sei sich ziemlich sicher, Rammstein auch wieder buchen zu können.
Ansonsten versorgte Thomas einen noch mit kleinen Anekdoten, persönlichen Vorlieben (England und deren Musik und Festivallandschaft), Erfahrungssammlungen (Touren mit Saxon), Aufbau anderer Festivals (Hellfest u.a. andere die nach deren Erfahrung fragten) und kam einfach super entspannt und locker rüber, auch wenn wohl ein Termin den nächsten jagte. Als der Assistent und Timemanger darauf hinwies, wir können noch 2-3 Minuten weiter machen entgegnete Thomas: „…Aber? Nicht so laut, oder was?“
Echt ein nettes Gespräch, null Starallüren mit teilweise einleuchtenden Antworten mit dem Wissen, dass diese große Maschinerie, bei der ja bei weitem nicht nur das Festival dranhängt, ihre Interna hat, die wohl nie an die Öffentlichkeit kommen.
Body Count wäre dann so eine Band, der man es durchgehen lässt, mit dem todgenudelten Cover „Ace Of Spades“ ihren Set zu bodycountbeginnen. Zwar hätte man, wenn schon Lemmy zu Ehren, „Born To Raise Hell“ zocken können, denn hier hatte seinerzeit Ice T ja eben auch mitgesungen, aber was soll’s. Body Count zocken einen guten Mix aus altem und neuem Material, natürlich gibt es einige politische Statements aber auch Comedy Einlagen, teils unfreiwillig. So will Herr T rausfinden wer der jüngste Fan sei, kürt dazu ein kleines Mädchen, meint seine Eltern seien cool und er sei ab jetzt „Uncle Ice“. Bis sich herausstellt, das Mädel ist ein kleiner Junge mit halblangen Haaren. Großes Gelächter überall, er entschuldigt sich lächelnd und geht schnell weiter im Programm. Dies hat natürlich noch eine Slayer Huldigung parat, schließlich stehen die Idole später noch auf der selben Bühne. „War“ der Song, den Slayer mit Ice T damals für den Soundtrack des Films „Judgement Day“ aufgenommen hatten. Ein Gastspiel wäre natürlich die Krönung gewesen, aber vielleicht war der Vierer ja auch noch nicht vor Ort. Kurzweiliger Auftritt in jedem Fall.
dann wurde es Zeit für den kleineren Gast der Big 4 und die offizielle Support Band der größeren: Anthrax. Und die hatten es in sich. Nicht nur die Songauswahl, die fast ausschließlich aus Klassikern bestand und mit „Caught In A MSoh“ auch direkt mal flott einstiegen, sondern auch die Spielfreude und Energie, von der man in den letzten Wochen immer wieder lesen konnte. Schön, das nach dem ganzen Sängergeplänkel endlich mal Ruhe eingekehrt ist und sich als eine Einheit präsentiert, die es auch im x-ten Jahr nach Gründung immern och drauf hat und vielleicht sogar besser als in den letzten 15 Jahren zockt. Die Allüren mit 3 Intros hintereinander sind auch vorbei, ohne Intro, mit Pantera Riff direkt in den ersten Song. So muss das! „Got The Time“, „Indiands“, eigentlich die gesamte Setlist konnte wie die gesamte Band überzeugen. Klasse!
danach wird es symphonisch, wobei aus den alten Träller/Jammer Tagen zum Glück nicht mehr allzu viel übrig ist und modernere und härtere Töne das Gesamtbild von Within Temptation bestimmen. Die Theatralik in der Gestikulation ist ebenfalls einem normalen Stageacting gewichen und so feiern massig viele Leute die Truppe um Sängerin Sharon ab. Und dennoch scheint der erste Hit immer noch ihr bekanntester zu sein und so beschließen Within Temptaion ihren Set mit „Mother Earth“.
Auch wenn die beiden bisherigen Alben im Vergleich zu mancher Perle der Hauptbands der Hauptakteure von Demons & Wizards kein Überknaller sind, weiß die Gruppe aber umso mehr auf der Bühne zu überzeugen. Natürlich werden nur die Highlights der Alben rausgepickt, aufgarniert mit „Burning Times“ und später „I Died For You“ von Iced Earth und „Welcome To Dying“ und „Vallhalla“ von Blind Guardian. Beim letztgenannten ist das Publikum natürlich gewillt, den Refrain unendlich weit nach hinten auszudehnen, allerdings reicht die Zeit auf solch einem Festival nicht, um zu warten, wann dieser Gesang mal verebben würde. Seinerzeit in Coburg auf den Blind Guardian Festivals war wohl der Höhepunkt dessen, als selbst zwischen späteren Songs immer wieder diese Chöre erschienen. Dennoch ist die Stimmung auf dem Wacken ebenfalls ganz oben, seltsam nur, dass die Videoleinwand zwar klar den Fokus auf Schaffer und Kürsch legt, ab und zu Gitarrist Dreyer und Drummer Ehmke zeigt, nie aber Basser Siepen!? Sei es drum, ein geiles Konzert das mit der coolen Ballade „Fiddler Of Green“ zu Ende geht und trotz mittelguter Album einen verdienten Headliner Platz eingenommen hat.
Das vorletzte Konzert in Deutschland, Slayer meinen es (wahrscheinlich) ernst und natürlich ballert die Truppe „Repentless“ direkt in die Meute. Ansonsten bietet die bekannte Setlist keine Überraschungen, man will sich wohl perfekt verabschieden und nicht durch ungeplante Patzer die Attitüde verlieren. Diese wird dennoch etwas gesprengt, denn wie schon auf der Tournee, blickt Araya nach dem Konzert Andachtsmäßig ins Publikum und kletter in Wacken sogar von der Bühne um sich per Handschlag von der ersten Reihe zu verabschieden. Für andere Bands das normalste der Welt, für Slayer auf jeden Fall ein erwähnenswertes Highlight. Ansonsten wie slayergesagt, gibt es die Standardsongs der letzten Tour, spielfreudig und aggressiv und vor allem präzise in die Reihen geballert, sodass wohl jeder Fan glücklich gewesen sein dürfte.gary Holt gibt übrigens die Huldigung an Body Count zurück, indem er ein „No Life Matters“ Shirt trägt. Am Schluss mal noch die These, ob diese band auch ohne ständige „Slayer“ Rufe des Nachts übern Campingplatz auch die jüngere Generation von Fans erreicht hätte…
Nachts halb eins in Deutschland und die Dänen D:A:D schaffen es tatsächlich mit einer Mischung aus sau lustiger Party und super tighter Rockshow, das Publikum durch die ganze Show hinweg bei Laune zu halten. Das Sofa ist man gewöhnt, die durchwechslenden Bassgitarren, auch mal als Olivenpicker, sind immer wieder lustig, aber es ist natürlich die Band, die so ultracool und lässig und dennoch witzig durch die Show führt. Auch die Songs vom richtig geilen neuen Album kommen top rüber und wenn Laust dann an ein kleines Schlagzeug wechselt (übrigens durchgängig beide Stöcke in Lehrhafterweise haltend) und dieses während der Blödelei mit dem Publikum mal kurz in Brand gesteckt wird, dann glaubt man zu dieser späten Stunde auch nicht mehr richtig zu sehen. D:A:D, trotz eingespielter Routine für einige Überraschungen gut, machen einfach immer wieder Spaß. Und wer dafür verantwortlich ist, dass die Doppelpunkte im W:O:A Schriftzug auftauchen und der Stierschädel dem Logo der Dänen nicht unähnlich ist, der gehört sowieso als Dauergast auf das Festival!
Als Freitag Rausschmeißer dürfen Hämatom ran, die mit Masken und deutschem Liedgut passend die Party abrufen. Bei „Bleib in der Schule“ kommen sogar noch Trailerpark mit auf die Bühne während „I Want It All“ leider ohne Gastsänger Hansi daher kommen muss, war dem Guten vielleicht zu spät? Zwischendurch surft auch mal Schlagzeuger Frank auf einer Platte und Mit Minischlagzeug sein Drumsolo mitten auf der Menge gibt. Und so ist das Gelände immer noch rapelvoll, als um kurz vor 3 Uhr am Freitagabend die letzten Töne erklingen…bis 8 Stunden später die nächste band ran darf.

                                    dad

Samstag 03.08.

 

Man fragt sich ja schon, was die Ausländischen Gäste so denken, wenn zum Auftakt Die Kassierer aufspielen, mit wenig Können, viel Bauch und Witz für die, die gerne am frühen Morgen saufen und eben der deutschen Sprache mächtig sind. Und der Rest so? Interessiert die Truppe wohl genauso wenig wie die feiernden Zuschauer. Zum Auftakt wohl wirklich das Richtige, aber irgendwie tuts wackenauch weh.
Subway To Sally nutzen dann ihren ungewöhnlichen Slot um ihr neues Album zu promoten. Sonst immer als letzte Band, dementsprechend quasi Partyband und zu einem Best Of Programm verdonnert, können die Sieben nun problemlos ihr Set umstellen und den Schwerpunkt auf „Hey!“ legen. So geht es auch direkt mit Glam Jacken und „Messias“ los, bevor das eigentliche neue Outfit präsentiert wird. Das Infield ist gefüllt bis zum Eingang, die Band hat also auch um diese Uhrzeit ein Standing. Ein paar Klassiker kommen zum Zuge, neben wirklich vielen Songs vom Album, schade, dass sich die neue, eher zähe Version von „Vetistanz“ im Set etabliert hat und mit den drei „A“ Songs vom letzten Album, die auch dort mit Ausnahme des Instrumental Stücks „Hey!“ am Schluss stehen wird das Set beendet, bevor „Grausame Schwester“ als denkbar schlechtester letzter Song tatsächlich den Set beendet. Hier wäre wohl ein Klassiker mehr als angebracht gewesen. So ein bleibt ein gutes Konzert, welches in der Halle deutlich besser rüber kam und eine leichte Enttäuschung zurück.
battlebeastDas Frontröhre Noora bei Battle Beast Entertainment Qualitäten hat, wird wohl keiner abstreiten, der die Dame mit den Haaren als Hörnern  gesehen hat. Das manchmal ein ordentlicher Metal Song dabei ist auch nicht. Dass aber manch Song mehr 80er Pop ist als alles andere und deswegen echt schwer grenzwertig, könnte so mancher Fan unterstreichen. Doch genauso wird es den Fans egal sein bzw. die stehen ja drauf und so feiern die Schlachtbiester vor vollem Gelände auch ihren Erfolg.
„Gypsy“, „Look At Yourself“, natürlich „Lady In Black“ (welcher Live irgendwie nie toll rüber kommt, höchtens für Nostalgiker) und zum Abschluss „Easy Livin“, Uriah Heep überzeugen auch mitten Improgramm beim Wacken auf der Louder Stage. Dennoch, besser aufgehoben wäre die Band Donnerstag am Nachmittag, es wäre ihrer auch würdiger gewesen, ohne die zeitgleiche Konkurenz von Prophets Of Rage oder Primordial im Zelt.
Dieser werden wie immer von Sänger Alan energisch und enthusiastisch angeführt, den Anhängern gefällts, bei mir selbst bleibt heute aber aufgrund vermehrter Feierlaune und der Sonne (die man im Zelt zwar nur bedingt wahrnimmt) das fesselnde aus, was nicht gegen den Auftritt spricht. Falscher Zeitpunkt eben. Währenddessen die Ragepropheten (Supergroup aus Mitgliedern von Rage Against The Machine, Public Enemy und Cypress Hills) mit ihrer Mischung aus Rap und Nu keine Ahnung was die moderne Seite der harten Musik präsentieren und mit „Killing In The Name“ ungefähr 38 Moshpits gleichzeitig auslösen.
Bei Bullet For My Vallentine gibt’s erneut was für modern getrimmte Ohren, dafür aber mit dem nötigen Härtegrad versehen.  Etliche Crowdsurfer sind unterwegs, aber auf der Bühne passiert irgendwie nicht viel. Dennoch hält Sänger Matthew eine ehrlich wirkende Dankesrede ans Publikum und überzeugt die Anhänger, wobei man auch attestieren muß, dass der Sound eben ballert.
Powerwolf starten ihren Siegeszug dann zeitgleich mit Avatar. Während die Wölfe ganz klar die Massen vor die Bühne ziehen, sind dann Avatar eher so etwas wie ein Geheimtipp oder für alle, die eben nichts mit den Saarländern anfangen können. Bei Powerwolf aber wage ich mal die These, würde man diesen einen Donnerstagabend mit unnötigen zwei Bühnen zusprechen, ich glaube nicht dass dann weniger los wäre als bei Sabaton. Vielleicht liegen die Verkaufszahlen noch zurück, das gleiche Publikum bedient die Band auf jeden Fall, genügend Mitsingpotential gibt’s auch und ein Jubiläum, welches später im Jahr oder vielleicht Anfang nächstes Jahr avatarmit einer Best Of gewürdigt wird, gibt es auch. Und eine Hingucker Show auf jeden Fall.
Avatar hingegen haben außer einem grellen Banner und zirkusartigen Kostümen nicht viel auf der Bühne außer sich selbst, aber das reicht auch. Die Musik ist derart ungewöhnlich und dennoch eingänig und komplex genug, um weder zu langweilen noch zu überfordern, die Energie ist förmlich spürbar und Sänger Johannes besitzt zusätzlich zu seiner Schminke genügend authentischen Wahnsinn, um diesen auch auf der Bühne rauszulassen und kann dazu noch gut singen. Auf die Frage, ob die Bühnenreihenfolge mit „Harder Faster Scooter“ nicht sinnvoller wäre, erntet der Sänger auch spontane Lacher, welche die Mischung aus wahnsinniger Brutalität und humorvoleln Passagen auch schön unterstreicht. Ein geiler Auftritt, allerdings vor Jahren (vermutlich am druckvollen Sound gelegen) im Zelt nochmal eine Ecke krasser rüber kam.
Mit ein wenig Verzögerung starten dann Parkway Drive mit dem unbestreitbar geilsten Inro des Festivals. Abgewandelter Countdown auf der Leinwand, Spannungsmusik vom Band und währenddessen marschiert die Band durch das Publikum umrahmt von Security und Fackelträger von der Seite zur Bühne. Fast die ganze Band, Bassist Pie sitzt im Rollstuhl und kann diesen Einmarsch natürlich nicht mitmachen, dafür darf seine Mutter dann Crowdsurfen (??!!??). es ist megavoll, es gibt nicht nur einen riesigen Circle Pit und der Band gelingt es, den ganz jungen Metalnachwuchs mit dem mittleren Alter (die In Flames und Trivium Leute eben) zu vereinen. Die Old School Fraktion wird wahrscheinlich nur vereinzelt was damit anfangen können, aber egal, Wacken war schon immer dafür bekannt alle Generationen und Stile zu bedienen und diese Headliner Position ist völlig gerechtfertigt. Zumal mit Saxon am späten parkway driveAbend eh die alten Säcke bedient werden, denn Biff und seine Mannen stehen zum gefühlt ebenfalls 30. Mal in Wacken auf der Bühne, werden aber, wie das gesamte Festival, einfach nicht müde und können auch nach der Geisterstunde noch begeistern.
Zurück zu Parkway Drive, die zusätzlich zum regulären Set noch für zwei Songs Streicher auf die Bühne bitten, die halbe Bühne zur Zugabe in Flammen aufgehen lassen und wirklich alles geben. Wie gesagt, musikalisch vielleicht nicht unbedingt was für die ältere Generation, verdienter Headliner mit grandioser Show auf jeden Fall. (Und man muss es sagen, eben noch nicht so ausgelutscht auf Wacken, die man zwar für ihre konstanten loben kann aber eben irgendwann auch nur aus Wiederholungen besteht und als Dauergänger wird man eben auch mal satt davon).
Während also draußen die Energie tobt, wird im Zelt die Nostalgie ausgegraben, denn mit Diamond Head steht eine Größe der NWOBHM auf der Bühne und selbst der unwissendste Zuschauer müsste bei Songs wie „Helpless“ oder spätestens „Am I Evil?“ erkennen, welchen Einfluss diese Band mal ausgeübt hatte. Gitarrist Brian sieht zwar durch seine dünne und ledrige Haut nicht mehr gerade frisch aus, zockt aber die Soli runter, als ob nichts dabei wäre und begeistert so die Fans des Old School Metal Indoor.
Zeitgleich spielen auf der Wackinger Skyclad, doch irgendwie hat sich die Band im Laufe der letzten Jahre verändert. Einst die erste skycladMetal Band, die eine feste Geigerin mitbrachte und den Folk im Metal etablierte, ab und zu in Akustik Ausflügen zeigte, welch harter teil ansonsten in ihnen steckt, ist davon 2019 irgendwie nichts mehr übrig geblieben. Man könnte es so formulieren: die einstige Metal Band mit Folk Einflüssen ist zu einer Folk band mit E Gitarren geworden. „Penny Dreadful“, „No Deposite, No Return“ oder „History Lessons“, man erkennt die Leider doch es fühlt sich an wie eine Coverband, die den Druck weglassen möchte. Vielleicht gewollt, man weiß es nicht, früher war alles besser ;-)
Und während Saxon ihr Best Of Hitfeuerwerk hinter sich haben, bereiten sich Peavy und seine Mannen als Rage vor, mit dem Orchester das Album „XIII“ auf die Bühne zu bringen. Ohne das Rolling Stone Cover „Paint It Black“ und dem damaligen Bonustrack „XIII“ sind dann auch alle Lieder vorhanden und als letzte Band um 1:45 kann die Truppe dann das Festival beschließen. Auch hier ist es 22 Jahre her, dass die Band mit Orchester erstmals  bei Wacken aufspielte und nach etlichen Auftritten (auch wenn die Bestzung außer dem sonnenbebrillten Peavy komplett anders ist) gelingt dies natürlich sehr gut. Fraglich nur, ob die Uhrzeit dafür angemessen ist. Party wäre wohl besser angesagt um die Leute vor der Bühne zu halten, aber gut, die Fans hatten auf jeden Fall Spaß und die Einleitung von „Turn The Page“ lädt schon mal vorab zum Träumen ein. Ohne „Higher Then The Sky“ möchte der Mann mit der Sonnenbrille und dem Bart nicht von der Bühne und so bekommen die Fans noch was zum mitsingen, bevor auch die letzten Töne von der Hauptbühne für dieses Jahr verklingen.

 

Outro

 

Abschließend kann man nur wieder gratulieren. Die Änderungen waren allesamt zum Besten, die Unwetter wurden super gelöst und jede Band konnte spielen, der Aufbau wird immer besser und die Atmosphäre ist und bleibt einzigartig. Neider, Spießer und Missgönner berichten ihrerseits auf Facebook über Wacken, natürlich nicht positiv, sorgen aber nicht dafür, dass sich etwas ändern wird: Denn innerhalb von nur einem Tag gingen alle 75000 Tickets im Online Vorverkauf über die Theke. Mit der Ankündigung von Bands wie Judas Priest, Mercyful Fate, Venom, Sodom, Death Angel, Beast in Black uvm., dem gelungenen Jubiläum in diesem Jahr und der einzigartigen Atmosphäre haben es die Veranstalter erneut geschafft, ihre Anhänger zu überzeugen. Dazu soll nächstes Jahr auch als Motto die Ästhetik der Maya und Azteken im Vordergrund stehen,  alleine die Bandankündigung auf der Hauptbühne in diesem Jahr hat da schon sehr Neugierig gemacht. Ich könnte mir vorstellen, Deko und Atmosphärentechnische wird da noch eine Schippe drauf gelegt. Ich freue mich jetzt schon auf Wacken 2020 wenn es wieder heißt: See you in Wacken, Rain or Shine!

 

        

 

 

(Röbin)

 

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